Seite - 136 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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1 Evelyn Adunka
Rabbiner in Wien. Als Mitarbeiter der Historischen Kommission der ikg gab er einen
Band über Die Nachlässe der Wiener Juden im 17. und 18. Jahrhundert heraus. Taglicht
wurde 1938 öffentlich von den Nazis gedemütigt, floh nach England und starb 1943 in
Cambridge im Alter von 81 Jahren.
Die Rabbiner
Von den 32 Rabbinern, die bis 1938 in den vorhin beschriebenen großen Synagogen
in Wien amtierten, absolvierten elf die Wiener Israelitisch theologische Lehranstalt
(ITLA), 5 das orthodoxe Berliner Rabbinerseminar und einer (Max Grunwald) das Jü-
disch theologische Seminar in Breslau. Acht stammten aus Böhmen oder Mähren oder
waren vorher dort Rabbiner, sechs stammten aus Ungarn. Nur zwei waren in Wien
geboren. Nicht wenige unter ihnen – erwähnt seien nur Moriz Bauer, Max Grunwald,
Moses Rosenmann, Zwi Taubes, Arthur Zacharias Schwarz oder Benjamin Murmel-
stein – waren auch überaus aktiv als Gelehrte der jüdischen Wissenschaften oder als
Historiker des Wiener Judentums.
Bauer, seit 1903 Rabbiner des Neudeggertempels, unterrichtete an dem 1924 von Rab-
biner Aaron Kaminka gegründeten Maimonides-Institut. Grunwald, seit 1871 Rabbiner
des Turnertempels und seit 1913 Rabbiner des Leopoldstädter Tempels, war der Begründer
der jüdischen Volkskunde und der Verfasser von über 700 wissenschaftlichen Arbeiten.
1918 gründete er den Wiener Rabbinerverband, und 1919 fungierte er als Ehrenpräsident
des Sanierungskomitees zur Unterstützung notleidender Anstalten in Wien.
Murmelstein unterrichtete seit 1930 an der itla, war seit 1931 Rabbiner des Klu-
ckytempels und publizierte 1937 eine umfangreiche Geschichte der Juden.
Rosenmann, seit 1897 Rabbiner in Floridsdorf, publizierte Studien über Mannhei-
mer und Jellinek, zahllose historische Artikel und Serien in der Wahrheit und war Vize-
präsident des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur.
Schwarz, der Sohn des Rektors der itla Adolf (Arie) Schwarz, seit 1914 Rabbiner
des Müllnertempels und seit 1933 Rabbiner des Schopenhauertempels in Wien-Wäh-
ring, publizierte die bibliografischen Standardwerke Die hebräischen Handschriften der
k.u.k. Hofbibliothek in Wien (1914), Die hebräischen Handschriften der Nationalbiblio-
thek in Wien (1925) und Die hebräischen Handschriften in Österreich (Band 1, 1931).
Taubes, seit 1930 Rabbiner des Pazmanitentempels, ein Schüler der itla, lehrte ab
1931 am Wiener Beth Hamidrasch, ab 1933 am Hebräischen Pädagogium und grün-
dete ein „Institut für Talmud und jüdische Wissenschaften“ für Studenten aus Ost-
europa. 1936 ging er als Oberrabbiner nach Zürich ; viele sahen in ihm den künftigen
Wiener Oberrabbiner.
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Buch Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus"
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Titel
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Untertitel
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Autor
- Frank Stern
- Herausgeber
- Barabara Eichinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2009
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 558
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519