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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 183 -
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Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit 1 („Wiener Abend Dies ist die stillste Stadt von allen Städten : / Es abendlicht. Die Menschen werden müder. / Der Bettler hat schon still gemurmelt : Spät… / Und rafft die fehl’nden Glieder nun zu- sammen : / Den Fuß, den Stecken und zwei lahme Händ’ … Gleich werden bleiche Schatten sich zerscharren / und Flämmchen auf den Wänden tänzelnd hüpfen. / Es wiegen sich verträumt die dunklen Tore, / die dunklen Tore dieser müden Stadt. / Und auf den müd’sten Gassen geht verloren / der stillste Bettler noch mit schwerem Schritt … So schreitet er dahin, Prophet und Knecht, / ins Lächeln seiner Blindheit tief versunken, / den müden Fluss entlang, sich anzutrinken / mit Nacht, der blausten aller blauen Nächte. Jetzt sieht sein Blindsein, und die Ohren hören / das stille Seufzen fall’nder Sterne, wel- che / auf meines Herzens Trauer fallen …“) Rawitsch erklärt etwa in seinem Gedicht „schtot-nojt“ der Not seine Liebe : „ch’hob lib di nojt, di nasse wojnungen un di kelertrep“. Man könnte sagen, dass (wie in den pars pro toto angeführten Beispielen und sogar häufig ohne den scheinbaren sozial- kritischen „Touch“) in der österreichischen jiddischen Dichtung die „Dämmerungs- Cheder ; beendete ein polnisches Gymnasium und übersiedelte nach Wien, wo er Jus studierte. 1920 erste Gedichtveröffentlichung in der linkszionistischen Arbeter-tsaytung ; dann Artikel und Gedichte in den Zeitschriften Tog (Wilna), Naye tsayt (Wien), Tsukunft (nY) u. a. Seine neuromantischen Dichtungen in den Zwanziger- und Dreißigerjahren waren stark beeinflusst von Rainer Maria Rilke, Leopold Stach und Mani Lejb. Hg. der Monatsschrift Yidish. Nach 1934 arbeitete M. N. in der Wiener Abteilung des „Jiddischen Wissenschaftlichen Instituts“ (JiWo) mit. In seiner Wiener Zeit veröffentlicht er drei Bändchen mit jiddischen Gedichten : In shvartsn malkhes (Im Schwarzen Kö- nigreich), Wien 1924 ; Getseltn, Warschau 1930 ; Kaylekhdike teg (Runde Tage), Wien, Lwow 1935. 1936 gab er in Wien die Kleyne antologye fun der yidisher lirik in galitsye 1897 – 1935 und den Band Poylishe lirik. iberzetsungen (mit Übersetzungen neuer polnischer Dichter ins Jiddische) heraus. Im Nachwort dieses Buches (S. 48) bedauert er, nicht das ganze Manuskript seiner Übersetzungen ver- öffentlichen zu können, sondern nur drei Druckbogen. Er dankt dem Verlag, „Woss hot, nit gekukt af undser barbarischer un lirik-fremder zajt, arojssgelost doss firgelejgte bichl.“ Und weiter unten drückt er die Hoffnung aus, es werde die gesamte Anthologie „in a frejlecherer zajt“ erscheinen. Im Mai 1938 wurde er verhaftet und war bis Februar 1939 in kZs. Danach konnte er mit seiner Frau und seinem Sohn Joachim nach Brasilien emigrieren. Im Jänner 1941 weiter nach New York. 1955 erschien in dem Sammelband Fun noentn òvar seine fundamentale Monografie „Di moderne yidishe literatur in galitsye“ und posthum das Buch Gezamlte lider, New York 1968. (Zu den biografischen Daten siehe : Leksikon fun der nayer yidisher literatur, Bd. 6, New York 1965, Sp. 212 f.; Meylekh Ravitsh, Mayn leksikon, Bd. IV/2, Tel Aviv 1982, 130 f.; Josef Burg, „Schwere Zeiten“, in : ders., Ein Gesang über allen Gesängen, 2. Aufl., Leipzig, 1993, S. 77–86 ; Armin Eidherr, „Auf stillem Pfad … (Dossier jiddi- sche Literatur)“, in : Literatur und Kritik, Nr. Nr.273/274, Salzburg 1993, S. 54, S. 75–79, S. 109.) S. auch : Kohlbauer-Fritz (Hg.), In a Schtodt woss schtarbt, S. 98f.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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