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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 187 -
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Seite - 187 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit 1 Der Anfang der Zwanzigerjahre war, was die jiddische Kultur in Österreich betrifft, von optimistischer Aufbruchsstimmung geprägt, aber schon in der ersten Hälfte die- ses Jahrzehnts kam es zu (oft unfreiwilligen) Abwanderungen jiddischer Kulturtätiger. Immer wieder wurde durch die Zwanzigerjahre hindurch (besonders 1927/1928) ver- sucht, das jiddische Kulturleben in größerem Umfang zu reorganisieren. Das gelang aber nur mehr eingeschränkt (vom jiddischen Theater in Wien übrigens themati- siert !), und die jiddische Kultur in Wien, die dann von einem kleinen Kreis getragen wurde, bekam mehr und mehr jenen elitären, teilweise leicht weltabgewandten Cha- rakter, der für sie dann bis zum „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland bestim- mend blieb – bis zu dem noch eine Menge an interessanten, hochwertigen, von einem eigentümlichen österreichisch-jiddischen Gepräge bestimmten Werken geschaffen und veröffentlicht wurde. Der eigentliche Wegbereiter eines von aktivistischen Aspekten freien Jiddischis- mus, der sich zum aktivistischen etwa so verhält wie der individualistische Anarchis- mus zum kollektivistischen, war Mosche Silburg, der biografisch untypische, „idealis- tisch“ aber typische Vertreter der Wiener jiddischen Kultur, der eigentlich gegen alle damals gängigen „Rezepte“ im Hinblick auf „Jüdischkeit“ war. Mosche Silburg , der 1884 in Molodetschno bei Wilna/Litauen geboren und 1942 ermordet wurde, musste Wilna aufgrund seines revolutionären Engagements verlassen, ging nach Krakau und Lemberg und am Ende des Ersten Weltkriegs nach Wien. 1920–1921 war er der Herausgeber der jiddischen Zeitschrift Kritik in Wien und einer der Gründer des mit der Zeitschrift eng verbundenen Verlags der kwal (Die Quelle). Diese beiden Unternehmungen sollten nach seinem Verständnis als Binde- glied zwischen den jiddischen Schriftstellern Wiens, Polens, Russlands und Amerikas dienen. In der Zeitschrift veröffentlichte er, der nunmehr einer der geistigen Füh- rer der jiddischen Literaturavantgarde war, heftige Angriffe gegen Max Brod, Martin Buber, Simon Bernfeld, Hermann Cohen, Max Nordau und andere „zionistische“ oder „assimilatorische“ Autoren, die deutsch oder polnisch schrieben (was sie, gemäß Silburg, automatisch zu Entfremdeten und Entfremdenden macht), und beklagte de- ren Arroganz gegenüber den osteuropäischen Juden und ihrer Sprache. 1922 ging er nach Warschau und kehrte ein Jahr später nach Wilna zurück. Neben theoretischen Schriften schrieb Mosche Silburg auch kleinere Prosawerke und übersetzte aus dem Hebräischen sowie Werke von August Strindberg und Gustav Meyrinks Der Golem ins Jiddische. Zu den biografischen Daten siehe : Zalmen Reyzen, Leksikon fun der yidisher literatur, prese un filologye, Bd. 1, Wilna 1926, Sp. 1069–1071 ; Meylekh Ravitsh, Mayn leksikon, Bd. 1, Montreal 1945, S. 88–90 ; Rawitsch, Das Geschichtenbuch meines Lebens, S. 171–184.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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