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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 195 -
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Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit 1 klassisch-streng und ohne Abweichung durchgehaltene anapästische Versmaß 9, die durchgehenden Binnenreime und eine kalkuliert eingesetzte Vokalharmonie 0 ver- weisen äußerlich auf das „Gewählte“ , auf eine z. B. an Stefan George gemahnende „poetische Sicht“. Besonders auffällig ist das fast vollständige Fehlen von Wörtern aus der hebräisch-aramäischen Komponente des Jiddischen sowie von Slawismen , wobei das Gedicht gänzlich jiddisch bleibt und absolut ohne „Deutschmerismen“ auskommt ! (So gelang dies selbst den amerikanischen Ästhetizisten, den „Jungen“, wie etwa Mani Lejb, die einer ähnlichen Poetik anhingen, nur selten. ) Im Kreis der Wiener jiddischen Schriftsteller folgte man Silburg bloß bis an die Schwelle seiner letzten Forderung, was ihren Werken nur zum Guten gereichen konnte. Der „magische Kreis“, der ihre Werke (lange) umgeben bzw. den man von außen her wahrscheinlich mehr als von innen her um sie gezogen hatte und den eine Offenheit gegenüber der äußeren Welt auszeichnet, wird hoffentlich mehr und mehr seine nach außen wirkende Bannkraft verlieren ; und es lässt sich Mendel Neugrö- schels Aufforderung folgen : „Komm herein, geh herein … !“ Wer das tut, wird gewiss gebannt bleiben – nicht vom Kreis, sondern von all dem, was sich darin von ihm umschlossen findet. Übrigens auch in der deutschen Dichtung : „Doppelsteiger, Anapäst … : In dt. Dichtung seltener als in antiker, häufiger angewendet erst seit der Romantik.“ (Ivo Braak, Poetik in Stichworten. Literaturwissen- schaftliche Grundbegriffe, Unterägeri 1990, S. 83.) 0 Z. B. auffällig viele ai-Laute. Standardjiddisch ej und aj – so in der Transkription – wurden in Galizien wie Deutsches ei ausgesprochen und standardjiddisch u in den meisten Fällen als y. “The writer Max Neugröschel (Mendl Naygreshl, 1903–1965) notes that Yiddishism was soon defined as a ‘petty-bourgeois’ ideology by the kPö, also hinting that a group of the Left Poale-Tsion remained in Vienna, the ‘Linke’ (Leftists) as opposed to the ‘Yevsekes’ of the kPö.” (Thomas Soxberger, “Sig- mund Löw (Ziskind Lyev), a ‘Revolutionary Proletarian’ Writer”, in : East European Jewish Affairs, Vol. 34, No. 2, Winter 2004, S, 151–170, S. 157.) Die einzige Ausnahme ist „ness“ (Wunder). Die Ausnahmen : 3. Vers : „zi“ (vom polnischen „czy“ : meist unübersetzte Fragepartikel ; denn ?, wohl ?, ob ?) ; m. E. 19. Vers : „krischtol“ (poln. „kryształ“, m.). Zur Ästhetik der amerikanischen „Jungen“ („di yunge“), von deren zentralen Vertretern Moyshe Leyb Halpern, Reuben Ayzland und Moyshe Nadir aus Galizien stammten, siehe etwa : Helmut Dinse, Sol Liptzin, Einführung in die jiddische Literatur, Stuttgart 1978, S. 126 : „Sie nahmen den poetischen Leit- gedanken des l’art pour l’art auf und legten in ihren Werken weniger Nachdruck auf den Inhalt als vielmehr auf eine vollendete Form. Ihre Wortschöpfungen dienten nicht der Erläuterung politischer Konzepte oder Probleme, sondern allein dazu, Stimmungen mitzuteilen und Klangeffekte zu erzielen. Sie übertrugen die aktuellen Neuerungen der westlichen Literaturtheorie und -praxis auf die jiddische Literatur und schufen verdienstvolle Werke und kongeniale Übertragungen ausländischer Lyrik.“
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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