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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 284 -
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Elisabeth Malleier Kampf gegen Antifeminismus und Antisemitismus Das Engagement in der bürgerlich liberalen Frauenbewegung bedeutete nicht, dass sich die Frauen nicht mit dem Antisemitismus auseinandersetzten. Hier konnten sich durchaus beide Aspekte miteinander verbinden. Der von der „freisinnigen“ Frauen- bewegung geführte Kampf gegen Klerikalismus und Frauenfeindlichkeit war auch ein Kampf gegen den Antisemitismus. So erschienen in den feministischen Zeitungen der Jahrhundertwende kritische Artikel zu Themen wie der Affaire Dreyfus, Ritual- mordlügen, Zwangstaufen jüdischer Mädchen oder der antisemitischen Politik der Christlichsozialen unter Bürgermeister Karl Lueger. Der Erste Weltkrieg markiert hier, wie Marsha Rozenblit für andere Bereiche festgestellt hat, einen Bruch, der in seinen Auswirkungen auf die jüdische Beteiligung an der Frauenbewegung noch genauer zu untersuchen wäre. Während um 1900 der Begriff „christlich“ zum Teil als Synonym für antisemitische Frauenorganisationen wie den „Christlichen Wiener Frauenbund“ verwendet wurde , war es nun das Wort „deutsch“, das als Überbegriff des antisemitischen Codes im Sinne Shulamit Volkovs fungierte. Während des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1916, versuch- ten deutschnationale Frauen die Generalversammlung der „Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs“ (rohö), eine Tausende jüdische und nichtjüdische Frauen umfassende Konsumentinnenorganisation, zu sprengen. Da dies misslang, wurde kurz darauf der „Verband deutscher Hausfrauen“ gegründet, der sich im Zusammenschluss mit Gleichgesinnten Anfang der Zwanzigerjahre zum „Verband deutscher Frauen, Volksgemeinschaft‘“ wandelte und die weibliche Basis der „Großdeutschen Volkspar- tei“ bilden sollte. Die Wirtschaftskrise der Zwanzigerjahre betraf die Frauen massiv. Nachdem sie wäh- rend des Ersten Weltkriegs ins Arbeitsleben geholt worden waren, um die Männer an Marsha L. Rozenblit, Reconstructing a national identity. The Jews of Habsburg Austria during World War I. New York 2000. Dies.: „For Fatherland and Jewish People : Jewish Women in Austria during World War I“, in : Authority, Identity and the Social History of the Great War, Frans Coetzee, Marilyn Shevin-Coetzee, Providence, Oxford 1995, S. 199–220. Zur vermutlich größten antisemitischen Frauenversammlung, die vom „Wiener christlichen Frauenbund“ vor dem Ersten Weltkrieg im Wiener Rathaus anlässlich der Affaire Dreyfus organisiert worden war – und zwar in jenem Saal, in dem Steven Beller 2007 seinen Eröffnungsvortrag zur Konferenz „Wien und die Jü- dische Erfahrung 1900–1938. Akkulturation, Antisemitismus, Zionismus“, hielt –, siehe : Elisabeth Mal- leier :„,À Émile Zola – Les jeunes filles de Vienne‘. Die 500 Mädchen aus Wien oder : 500 gegen 4000“, in : L’Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft, Jg. 10, Heft 1, Wien 1999, S. 91–100. Shulamit Volkov, Antisemitismus als kultureller Code, München 2000. Johanna Gehmacher, „Völkische Frauenbewegung“. Deutschnationale und nationalsozialistische Geschlech- terpolitik in Österreich“, Wien 1998.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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