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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Elisabeth Malleier Flügel der österreichischen Frauenbewegung zu, der sich nach dem Ersten Weltkrieg immer mehr von den SozialdemokratInnen entfernt und sich den Großdeutschen an- genähert hatte. Schwarz’ Schlussplädoyer in diesem Artikel mag daher auch den ös- terreichischen Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung gegolten haben : „Die Frauenbewegung der Zukunft kann nur auf dem Boden des Sozialismus zu neuem Leben erwachen.“ Die hier vorgestellten Frauen zeichnete vor allem eines aus – ein langer Atem. In jahrzehntelanger Kleinarbeit kämpften sie für das Recht der Gestaltung der Welt nach eigenen Vorstellungen. Regine Ulmann beispielsweise, die 1866/67 eine der Gründe- rinnen des „Mädchen-Unterstützungs-Vereins“ für jüdische Mädchen war, firmierte 1938 – also siebzig Jahre später ! – mit über neunzig als letzte Präsidentin des von den Nazis zwangsaufgelösten Vereins. Mit den Stereotypen von Weiblichkeit mancher männlicher Protagonisten der „Wiener Moderne“ hatten diese Frauen wenig zu tun. Sie waren selbst Vorläuferinnen und Trägerinnen dieser Moderne, zu deren wesentli- chem Merkmal der Wandel der Geschlechterverhältnisse gehörte. Doch die schon zu Lebzeiten erfahrene Anerkennungsverweigerung marginalisierte ihre Leistungen über ihren Tod hinaus, wie Frauke Severit in ihrer Arbeit zu Frauen der „Wiener Moderne“ feststellte. Dabei beinhaltete die feministische Vision die Vorstellung von der Be- freiung aller Menschen, wie Leopoldine Kulka deutlich zum Ausdruck brachte: „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner.“ Manche „frauenbewegte“ Frauen, wie beispielsweise Henriette Weiss, hatten bereits um die Jahrhundertwende versucht, in Zusammenarbeit mit den männlichen Vertre- tern der Wiener jüdischen Gemeinde eine Verbesserung der weiblichen Berufsausbil- dung zu erlangen, scheiterten und machten ihre Erfahrungen und ihre Kritik öffent- lich. Um diese sich im Aufbruch befindlichen Frauen scheinen sich die führenden Kräfte der jüdischen Gemeinde in Wien kaum bemüht zu haben. Ihnen wurde vielfach Irene Bandhauer-Schöffmann, „Der ,Christliche Ständestaat‘ als Männerstaat ?“, in : Emmerich Talós, Wolfgang Neugebauer, Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur 1933–1938, Wien 2005, S. 254– 281 ; Gehmacher, Völkische Frauenbewegung. Schwarz, in : Arbeiter-Zeitung, 1933. Lisa Fischer, „Über die erschreckende Modernität der Antimoderne der Wiener Moderne oder über den Kult der toten Dinge“, in : Die Frauen der Wiener Moderne, Lisa Fischer, Emil Brix, Wien 1997, S. 208–217. Frauke Severit (Hg.), Das alles war ich. Politikerinnen, Künstlerinnen, Exzentrikerinnen der Wiener Mo- derne, Wien, Köln, Weimar 1998, S. 7. Leopoldine Kulka, „Rückblick und Ausschau“, in : Neues Frauenleben, Wien 1908, Nr. 1, S. 14. Malleier, „Das ,Kaiserin Elisabeth-Institut für israelitische Krankenpflegerinnen‘ im Wiener Rothschild- Spital“, in : Wiener Geschichtsblätter. Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg.), Jg. 53, Heft 4, Wien 1998, S. 249–269.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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