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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 418 -
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1 Klaus Hödl Geschichte trägt aber kaum zu einem zufriedenstellenden Verständnis einer Periode bei. Um einen Sinn für Kontinuität zu vermitteln, müsste man den performativen Ansatz ausbauen. Aber damit ginge man bereits über ihn hinaus. Das muss nicht von Nachteil sein, zeigt aber doch, dass er Schwachpunkte hat. Zum Dritten lässt sich festhalten, dass die Verwendung von Performanz als For- schungsperspektive vor-gegebene kulturelle Gebilde, Identitäten u. a. radikal hinter- fragt. In der „Post-Shoah-Zeit“ mag es bisweilen delikat sein, das Vorhandensein eines Kerns von Judentum zu leugnen und es als Konstrukt zu bezeichnen. Fälschlicher- weise könnte daraus der Schluss gezogen werden, dass damit seine Auflösung betrie- ben werde. Analytische Kategorien, die dazu dienlich sind, essenzialistische Konzepte zu dekonstruieren, binäre Oppositionen aufzubrechen und damit auch die Imagi- nation eines fundamentalen jüdischen Andersseins zu unterminieren, können somit sehr schnell an die Grenzen ihrer Verwendbarkeit stoßen, wenn damit ein gängiges – nicht zuletzt „Wesenhaftes“ – Verständnis von Judentum hinterfragt wird. Das zeigt nicht zuletzt die aktuelle französische Debatte über Alain Badious Kritik am verbrei- teten Verständnis von Judentum. 0 Die eigentliche Stärke eines performativen Ansatzes liegt darin, dass er einer do- minanten Sichtweise auf die Geschichte eine andere, differente Perspektive an die Seite stellt und sie dadurch relativiert. Er zeigt auf, dass die Historie der Juden kein eindimensionaler Prozess war, in dessen Rahmen immer nur sie sich anpassten, son- dern vielmehr – wie der kurze Hinweis auf die Purim-Feierlichkeiten gezeigt hat – ein Prozess der Auseinandersetzungen. Juden hatten Gelegenheit zu provozieren, ihre Verachtung gegenüber dem Christentum zu artikulieren, ja sie wurden auch ge- walttätig. Dass solche Aktivitäten in der Vergangenheit allerdings in einem Umfeld stattfanden, das sich den Juden gegenüber sehr häufig ausgesprochen feindselig ver- hielt und dass Juden im Vergleich dazu gewöhnlich machtlos waren, darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden. 0 Siehe dazu Éric Marty, Alain Badiou : „l’avenir d’une négation“, in : Les Temps Modernes 635–636 (2005/ 2006) S. 22–57. David Biale, „Preface : Toward a Cultural History of the Jews“, in : David Biale (Hg.), Cultures of the Jews, New York 2002, S. XVii–XXXiii, S. XXiii.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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