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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 425 -
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Felix Salten Journalisten und Kulturpolitiker synchron zur Entfaltung des Zionismus als ästhe- tisch-literarischem Projekt ; und gleichzeitig verhalf ihm die Nähe zu einer Autorität wie Herzl dazu, die gesellschaftliche Asymmetrie zu korrigieren, die im Freundeskreis um Schnitzler bestand. Ich möchte nun nochmals auf die Artikelserie über „Das Theater und die Juden“ zurückkommen, denn die Auseinandersetzung mit dem Theater ist im Wien dieser Zeit nicht ein Thema unter anderen. Sie hatte besondere Signifikanz. Hannah Arendt hat den entscheidenden Kommentar verfasst, dass die krisenhaften Verwerfungen des politischen Systems der Habsburgermonarchie eine paradoxe Form von Öffentlich- keit hervorgebracht haben. „In dem Maße“, schreibt Arendt, „in dem die politische Repräsentanz [durch die Blockaden und Junktimierungen der Nationalisten im Parla- ment] Theater geworden war, hatte sich das Theater zu einer Art nationaler Institu- tion entwickelt und der Schauspieler zu einer Art nationalem Helden […]“. Saltens theoretische Intervention ebenso wie seine Arbeit als Theaterkritiker der Wiener Allge- meinen Zeitung und der Zeit weisen in diesem Kontext immer schon über die Ästhetik hinaus auf die gesellschaftliche Macht des Literaten als öffentlicher Intellektueller. Nicht zufällig enden deshalb seine unveröffentlichten Memoiren im Jahre 1918, dem Jahr, wie er schreibt, in dem er mit den wichtigsten Persönlichkeiten der Monarchie bekannt und vertraut war. Tatsächlich gingen die Wiener SchriftstellerInnen, Büh- nenautorInnen und SchauspielerInnen in der Zwischenkriegszeit ihrer metapolitischen Funktion verlustig und wurden durch die Expertenmilieus in Naheverhältnissen zu den politischen Parteien aus ihrer zentralen Stellung in der Öffentlichkeit verdrängt. Auch die lose Struktur, die den Zionismus als Bewegung vor 1914 charakterisiert und eine Art Plattform unterschiedlichster Ideen und Praktiken dargestellt hatte, als ein literarisches Projekt, adaptierte sich an diese neue Form parteipolitisch struktu- rierter Öffentlichkeit. Unter diesen Bedingungen veränderte sich die Position Saltens von der eines Intellektuellen im Sinne Edward Saids zu derjenigen der Prominenz. Auch wenn Salten immer wieder in aktuellen Konfliktlagen Stellung nimmt, wenn er beispielsweise 1927 in der Neuen Freien Presse gegen den Willen der Herausgeber zur Wahl der Sozialdemokratie aufruft und gegen die bürgerliche Einheitsliste unter Einschluss des Nationalsozialisten Riehl Stellung bezieht , so wird seine Beziehung Hannah Arendt, Die verborgene Tradition. Essays, Frankfurt am Main, 2000, S. 87. Felix Salten, Memoiren. Unveröffentlichtes Manuskript (begonnen in Wien 1938/39), Nachlass Felix Salten, Archiv Lea Wyler, Zürich. Wiener Sonn- und Montagszeitung, 4.4.1927, „Unmögliche Wahl !“ ; Chefredaktion der Neuen Freien Presse an Felix Salten, 4.4.1927, und Antwortschreiben Saltens vom 5.4.1927 (Nachlass Felix Salten, Archiv Lea Wyler) : Die Chefredaktion der Neuen Freien Presse rügte Salten für diese Stellungnahme zugunsten des „Todfeindes des Bürgertums“. Salten wies diese Rüge energisch zurück, fühlte sich aber
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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