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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 466 -
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Werner Hanak Doch als the JaZZ singer gedreht werden soll – für diese Rolle hatte Jessel ja den Broadway in Richtung Warner Brothers verlassen –, geht dieser leer aus. Die Rolle des Jakie Rabinowitz, aus dem später der Jazz Singer wird, bekommt der damals bereits wesentlich berühmtere Entertainer Al Jolson. Dieser war aus mehreren Gründen die perfekte Besetzung für den Film, den die Warners planten. Er hatte genau die Karriere hinter sich, die auch Jakie Rabinowitz als Jazz Singer im Film durchmacht, denn er war der Sohn eines aus Russland eingewanderten orthodoxen Rabbis und Kantors, der es ebenfalls nicht fassen konnte, dass sich sein Sohn weltlichen Dingen zuwandte. Zudem suchten die Warners einen vollkommen assimilierten amerikanisch-jüdischen Künstler, der sich in seiner ganzen öffentlichen Erscheinung tatsächlich von den alten Werten und Traditionen getrennt hatte. Parallel zum neuen Hauptdarsteller entwickelten die Warners für the JaZZ singer auch einen neuen Schluss. Einen, an dem ein rührender Kompromiss stattfindet, der die Alten nicht vollkommen desavouierte, der den Jungen aber ihre Freiheit ließ : Der Jazz Singer übernimmt am Erev Jom Kippur den Part des Vaters und singt das Kol Nidre. Die Premiere von Jakie Rabinowitz’ Auftritt wird gegen den anfänglichen Widerstand der Produzenten zwar verschoben, aber Jakie tritt in der Gemeinde nur an diesem einen hohen Feiertag auf und kehrt danach eilig zum Broadway zurück. Dort ist er auch in- zwischen nicht „Wegintrigiert“ worden, denn entgegen den Drohungen der Produzen- ten und Kollegen kostet die Verschiebung Jakie Rabinowitz nicht die Karriere. Mit diesem Ende konnten die Warners gleich zwei Exempel statuieren, die ihrer innerbrüderlichen Ambivalenz entsprachen und beide Extrempositionen, nämlich die Sichtweisen von Jack und Harry, berücksichtigten : Jack Warner, ein glänzender Ver- treter des amerikanischen Way of Life, behält gegenüber den Orthodoxen die Ober- hand und kann einen freien Charakter etablieren, der am Ende seinem freien Willen folgt und die jungen Juden quasi als „High Holliday Jews“ in das moderne Amerika führt. Auf der anderen Seite hat es auch der religiösere und um Gleichberechtigung kämpfende Harry Warner geschafft, seiner Heimat eine Lektion beizubringen : Ame- rika wird gezwungen, den höchsten Feiertag der Juden ernst zu nehmen. Die Stars des Showbiz sind nicht nur Christen, sondern auch Juden, und auch die haben ein Recht auf ihre private Religionsausübung. sich den großen Schritt. Doch daraus wird nichts : „einmal Schausteller, immer Schausteller“. george Washington cohen nimmt sich zum Ziel, mit der gleichen Überzeugung wie sein Namensvetter, der amerikanische Landesvater George Washington, zu leben. Dies bringt ihn aber in private Schwie- rigkeiten, insbesondere als Zeuge in einem Scheidungsprozess. Hier muss er lügen, und von da an kann er damit nicht mehr aufhören. Doch mit den permanenten Lügen kommt auch sein Glück zu- rück. Er bringt es auf ein stolzes jährliches Einkommen und erreicht die Liebe seiner Heldin Florence Allen (vgl. Hal Erickson, All Movie Guide, www.allmovie.com).
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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