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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 474 -
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Seite - 474 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Werner Hanak enorm erfolgreiche österreichische Kino resultierte 9, ist auch hinsichtlich der inter- nationalen Entwicklung bemerkenswert. Denn erst einige Monate zuvor hatte Fried- rich Kiesler mit projizierten Filmsequenzen im Bühnenbild zu Karel Čapeks Drama R.U.R. Rossum’s Universal Robots in der Berliner Avantgarde Furore gemacht. 0 Doch die Filmsequenz war nicht nur ein gekonntes Spiel zwischen Form und In- halt. Sie dokumentiert auch die unglaubliche Popularität der heute beinahe verges- senen Schauspielerin Gisela Werbezirk, die, als sie das Theater betrat, vollkommen zu Recht brüllte : „Mei Gsicht is mei Kartn !“. Am Tag nach der Premiere schrieb die Neue Freie Presse : „Das Kino, der heftigste Konkurrent des Theaters, kommt jetzt hier dem heutzutage keineswegs leichten und dankbaren Theaterspielen zu Hilfe, was ein wenigstens für Wien neues Genre ergibt : Kombination von Film und Bühne, eine zeitgemäße Mischung, die, nach der enthusiastischen Aufnahme des ersten Abends zu urteilen, sehr beliebt werden dürfte. Den Beginn dieser neuen, von keinerlei Ehrgeiz beschwerten dramatischen Richtung bildet eine sehr burleske Revue von Alfred Deutsch-German und Armin Friedmann. Der geschickte und er- fahrene Filmautor und der ehrwürdige Klassiker des Wiener Jargonstückes ließen sich einen entsprechenden Familien- und Ortsnamen einfallen : ‚Frau Breier aus Gaya‘ und damit waren das Stück und die Rolle für Frau Werbezirk schon gege- ben. Es ist nämlich ziemlich egal, in was für einem Stück, in was für einer Rolle diese komischste Frau des Wiener Theaters auftritt, wenn nur die nötigen breiten Möglichkeiten zur elementaren Betätigung ihres grotesk-kleinbürgerlichen Humors vorhanden sind.“ Wie der „leibhaftige“ Auftritt der Werbezirk in Frau Breier aus Gaya zeigt, war es tatsächlich möglich, einen komplizierten und über Minuten dauernden komi- schen Einfall allein auf der Beliebtheit dieser Schauspielerin aufzubauen. Anton Kuh hat der Werbezirk ein ganzes Feuilleton mit dem Titel „Bezirk der Werbezirk“ ge- widmet, in dem er ihren Namen mit dem der Leopoldstadt auf immer untrenn- bar verknüpfte : „Werbezirk. Auch wer Klangtüfteleien nicht leiden mag, muß ge- stehen, dass dieser Name so barock und zugleich trivial wirkt wie seine Trägerin ; er Der Besitzer der Rolandbühne, Emil Richter-Roland, versuchte in dieser Zeit vergeblich, eine Kinokon- zession für seinen Theaterraum zu bekommen. Ein Kino hätte ihm am selben Standort Praterstraße 25 wesentlich mehr Gewinn gebracht. Als Inhaber einer Theaterkonzession durfte er nicht mehr als 1.000 Meter Film pro Abend zeigen. Dieses Reglement bestimmte auch die Dramaturgie des Abends entschei- dend mit. 0 Friedrich St. Florian, „Frederick J. Kiesler : Architekt der Unendlichkeit 1890–1965“, in : Frederick Kiesler. Architekt 1890–1956, Ausstellungskatalog der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Wien 1975, S. 8. Neue Freie Presse, 4. Oktober 1923, Rubrik Theater und Kunstnachrichten, S. 17.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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