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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 477 -
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Seite - 477 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Frau Breier aus Gaya meets The Jazz Singer Beide hier beleuchteten Stücke gehören wohl zu den besten ihres Genres. Bei all ihrer gegensätzlichen Struktur – die Frau Breier aus Gaya ist eine Lokalposse im bes- ten Sinn, wogegen the JaZZ singer doch vielmehr ein Melodram ist – haben sie Gemeinsamkeiten. Sie sind beide stark auf ihre Umgebung bezogen, sie behandeln Themen wie Assimilation und Akkulturation, sie zeigen eine Minderheit in der Zeit der Transformation und ziehen aus diesen Spannungen ihre Geschichten, tragischen Momente und Witze. Vor allem aber enden beide mit einem Kompromiss sowie der Versöhnung der Familienteile, die sich von einander entfremdet hatten. Während Jakie Rabinowitz die Premiere am Broadway zugunsten der Familie und der jüdi- schen Tradition verschiebt, um dann später dennoch wieder an den Broadway mit seiner ganzen Energie zurückzukehren, steht in Wien das Publikum ebenfalls nur vordergründig auf der Seite der Traditionalistin Sali Breier, die den Wiener jüdischen Emporkömmlingen, mit denen sich die Menschen im Zuschauerraum ebenfalls an- gesprochen fühlen durften, ordentlich einheizt. Auch Sali Breier wird am Schluss Konzessionen machen müssen. Sie, die überzeugte Landbewohnerin, wird ihren Sohn schließlich an die Stadt verlieren. Er wird nicht mehr nach Gaya zurückkehren, er wird in Wien seine Stief-Cousine Meta, die Tochter aus der ersten Ehe der christ- lichen Tante Yvonne, heiraten. Hier tut sich eine Differenz zwischen den Wiener und New Yorker Stücken auf, denn im Gegensatz zu den Gleichaltrigen in New York ist David nicht Vorreiter in der Frage der gemischten Ehe. Er ist bereits der Neffe eines Mannes, der eine Christin geheiratet hat. In den New Yorker Dramen der Zwanzigerjahre sind es erst die Kinder, wie Private Izzy Murphy im gleichnamigen Film, die gemischte Ehen eingehen. Zudem fällt auf, dass sich die Konflikte der New Yorker und Wiener Dramen zwar meist zwischen ähnlichen Charakteren entfalten, dass sie sich inhaltlich aber unterscheiden : In the JaZZ singer und auch in einem ähnlichen Film mit dem Titel his PeoPle , der ein Jahr zuvor von Carl Laemmles Universal Film Com- pany gedreht wurde, geht es um den Abfall der Jungen von der Religion und um die Abkehr von der orthodoxen hin zur säkularen Lebensführung. Es geht um religiöse Berufe und um religiöse Feiertage. All das kommt in den Wiener Stücken gar nicht oder gar nicht mehr vor. Den Wiener Konflikt könnte man als „geo- sozialen“ beschreiben. In den Lokalpossen, in denen die Werbezirk meist genauso heroische wie lustige Mutterrollen spielt, entwickelt sich der Konflikt zwischen Stadt und Land, zwischen bereits zugewanderten Kindern und zurückgebliebenen Eltern oder ganzen Familien, die in die Stadt gekommen sind, deren Mitglieder Der deutsche Titel lautete seine söhne – Die sich ihrer eltern schÄmen, Regie Alfred Cohen, mit Rudolf Schildkraut, Artur Lubin, Georg Lewis und Rosa Rosanova, usa 1926.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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