Seite - 73 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Bild der Seite - 73 -
Text der Seite - 73 -
73
Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu
Tamburizzachor der Priester-
seminaristen, 1903, Archiv
Nužej Tolmajer, Radsberg/
Radiše nie ein »Verein« im zivilrechtlichen Sinn, sondern eine
»innerkirchliche« Organisation der Diözese → Gurk/
Krška škofija, deren Statuten vom jeweiligen Bischof
bestätigt wurden.
Als 1848 das Vereinsleben der Slowenen in Klagen-
furt/Celovec aufblühte, schlossen sich der slowenischen
nationalen Wiedergeburtsbewegung (→
Preporod) auch
die slowenischen Theologiestudenten am Klagenfurter
→
Priesterseminar an, die in jener Zeit mehr als zwei
Drittel aller Studenten ausmachten. Das Klagenfurter
Priesterseminar bildete nämlich Priester für die Diö-
zese Gurk/Krška škofija wie auch für die überwiegend
slowenische Diözese → Lavant/Lavantinska škofija
aus. Die erste Aufgabe der A. war, den Mitgliedern
Unterricht in slowenischer Sprache anzubieten, da die
angehenden Priester neben der fachlichen Ausbildung
auch die Sprache der Gläubigen beherrschen mussten.
Die Sprache war aber auch ein Attribut der ethnischen
Zugehörigkeit, weshalb die Mitglieder der A. das Slo-
wenische im alltäglichen beruflichen wie auch privaten
Leben verwenden sollten. Die Priesterseminaristen üb-
ten sich in slowenischen Predigten, im Schreiben und
in Auftritten. Sie richteten auch eine eigene Bibliothek
ein. Die A. unterstützte bei den jungen Seminaristen
die Liebe zur slowenischen Sprache und → Identität
und bereitete sie auf ihre seelsorgliche und kulturpoliti-
sche Arbeit bei den Slowenen vor.
Wegen der Notwendigkeit, die Sprache der Gläu-
bigen zu beherrschen – was im Übrigen auch von der Diözese Gurk/Krška škofija durchgehend betont
wurde –, lernte ein bedeutender Anteil der deutsch-
sprachigen Seminaristen zumindest bis zur Mitte der
60er-Jahre des 19. Jh.s, d. h. bis zum Aufkommen des
deutschen Liberalismus und des verschärften Natio-
nalitätenkampfes, Slowenisch. 1865 wurde auch eine
deutsche Akademie »Eichenlaub« gegründet, die zwei
Jahre tätig war. 1891 gründeten die Priesterseminaris-
ten deutscher Muttersprache ihre eigene »Deutsche
Akademie«. Zwischen den beiden Akademien kam es
zeitweilig zu Reibereien und Gegensätzen, die von der
Leitung des Priesterseminars auch sanktioniert wurden.
Bereits seit der Gründung der slowenischen A. gaben
die slowenischen Seminaristen das handgeschriebene
Blatt Venec heraus, das später in Lipa umbenannt wurde
(→ Publizistik). Die Zeitschriften dienten der Festi-
gung der Kenntnisse in slowenischer Sprache, in der
die Seminaristen ihre Beiträge publizierten. Die A.
stand in Verbindung mit den Seminaren in → Mari-
bor, → Ljubljana und → Gorizia/Gorica/Görz, zeit-
weise auch mit dem Priesterseminar in Brno (Brünn),
Djakovo und Lviv (Lemberg). Nach dem Weggang der
Lavantiner Seminaristen nach Maribor 1859 ging die
Bedeutung und Vitalität der A. stark zurück, so dass
ihre Tätigkeit 1874 sogar gänzlich zum Erliegen kam.
Mitte der 80er-Jahre des 19. Jh.s folgte ein Versuch der
Seminarleitung, angesichts der verschärften nationa-
len Verhältnisse eine gemeinsame Akademie, die sog.
»Karlsakademie« (Karlova akademija), einzurichten, in
die alle Seminaristen verpflichtend einbezogen wurden.
Bereits nach gut einem Jahr kam auch ihre Tätigkeit
wahrscheinlich wegen der nationalen Konflikte zum
Erliegen, sodass der Versuch, eine nationale Wechsel-
seitigkeit im Klagenfurter Priesterseminar einzuführen,
ruhmlos scheiterte. Bis zur ersten Wiederbelebung der
Aktivitäten der slowenischen A. kam es am Ende der
80er-Jahre des 19. Jh.s, als ins Klagenfurter Priesterse-
minar eine größere Zahl slowenischer Studenten und
Studenten aus anderen slawischen Ländern der Mon-
archie (vor allem aus Böhmen und Mähren) eintraten.
Der wichtigste Initiator der erneuerten A. war Matej
→ Ražun, der im Studienjahr 1887/88 daranging, den
»Geist Slomšeks« zu beleben. Die Hauptversammlung
zur Erneuerung der A. fand am 2. Februar 1888 statt.
An dieser nahmen 26 Seminaristen teil.
Wahrscheinlich führte der Tod Andrej → Einspie-
lers, der einige Wochen zuvor am 16. Jänner 1888 ver-
storben war, dazu. Dieses Ereignis rief gleichsam noch
mehr nach der Gründung einer Vereinigung, deren Ziel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55