Seite - 96 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Bild der Seite - 96 -
Text der Seite - 96 -
96
Ansichtskarte
500 Jahr-Feier der letzten
Herzogseinsetzung in slowe-
nischer Sprach
der Planabteilung seines Stabsamtes für die Festigung
deutschen Volkstums ausgearbeitet wurde. Dieser sah
die Vertreibung von 31 Millionen Slawen in das Ge-
biet von Westsibirien östlich der Linie Ladoga-See –
Waldaischer Bergrücken – Brjansk – Schwarzes Meer
vor. Außerdem planten sie in diesem Gebiet 4,5 Mil-
lionen Deutsche anzusiedeln, sodass ihre Gesamtzahl
10 Millionen erreicht hätte. Die noch verbliebenen Sla-
wen wären schrittweise germanisiert worden, auf dem
Lande in fünf Jahren und in den Städten in zehn Jahren,
aber laut Hitler und Himmler, die die Pläne begut-
achteten, sollte dieses Ziel noch früher erreicht werden.
Nur der Kriegsverlauf zum Nachteil NS-Deutschlands
war der Grund, dass das NS-Regime mit der Umset-
zung des Planes im vorgesehenen Umfang nicht einmal
beginnen konnte. Am 13. Jänner 1943 befahl Hitler,
alle Pläne und Vorbereitungen für die Zeit nach dem
Krieg aufzuschieben. Um alle materiellen und mensch-
lichen Ressourcen für die Kriegswirtschaft zu bündeln,
wurden schon im Frühjahr und im Sommer 1941 die
Massenvertreibungen aus den annektierten Gebieten
Jugoslawiens aus nationalpolitischen Gründen einge-
stellt. Von diesem Zeitpunkt an sollten als Vergeltungs-
maßnahme nur jene, die offen Widerstand leisteten,
vertrieben werden. Trotz des Beschlusses über die Ver-
schiebung der Massenvertreibungen auf die Zeit nach
dem Krieg wurden zwei größere Aussiedlungsaktionen
durchgeführt, und zwar in der slowenischen Štajerska
(Untersteiermark), in der Gorenjska (Oberkrain) und
in Kärnten/Koroška sowie im Distrikt Lublin des Ge-
neralgouvernements in Polen. Die → Deportation der
Kärntner Slowenen im April 1942 gehört somit zu
den äußerst späten Massenvertreibungsaktionen, wenn
es sich nicht überhaupt um die späteste Aktion einer
Massenvertreibung der Bevölkerung aus nationalpoli-
tischen Gründen im Zweiten Weltkrieg in einem von
Deutschland besetzten Gebiet handelt.
Lit.: ES (Koroški Slovenci ; Nacizem). – L. Sienčnik, B. Grafenauer :
Slovenska Koroška. Seznam krajev in politično-upravna razdelitev.
Ljubljana 1945, 5–11 ; D. Nećak : Iz zaslišanja nacističnega gaulaj-
terja dr. Friedricha Rainerja pred jugoslovanskimi oblastmi. In : Vest-
nik koroških partizanov, 2, 3 (1973) 106–113 ; Nacizem na Koroškem ;
Priključitev Avstrije nacistični nemčiji in posledice za slovensko manjšino ;
Nacistični poskus uničenja koroških Slovencev. In : T. Ferenc, M. Kacin-
Wohinz, T. Zorn : Slovenci v zamejstvu. Ljubljana 1974, 162–170,
275–279 ; L. Ude : Teorija o vindišarjih, Koroško vprašanje. Ljubljana
1976, 163–212 ; F. Fritz : Der deutsche Einmarsch in Österreich 1938.
Wien 31982 ; R. Luža : Der Widerstand in Österreich 1938–1945. Wien
1985, 30 ; T. Domej : Prvo leto koroških Slovencev pod kljukastim križem.
In : A. Malle, V. Sima (Hg.) : Der »Anschluss« und die Minderheiten in Österreich/»Anschluss« in manjšine v Avstriji. Klagenfurt 1989, 66–88 ;
T. Domej : O ponemčevanju južne Koroške za časa nacizma in odmevi
nanj (1938–1942). In : Narodu in državi sovražni/Volks- und staats-
feindlich. Klagenfurt/Celovec 1992, 210–213 ; A. Malle : Koroški Slo-
venci in katoliška cerkev v času nacizma. In : Ebd., 85–132 ; V. Sima :
Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942, Vorgeschichte, Reaktionen
und Interventionen von Wehrmachtsstellen. Ebd.: 133–209 ; J. Rausch :
Der Partisanenkampf in Kärnten im Zweiten Weltkrieg. Wien 31994 (S.
17–18 der ersten Auflage) ; M. Linasi : Die Kärntner Partisanen, Der
antifaschistische Widerstand im zweisprachigen Kärnten unter Berück-
sichtigung des slowenischen und jugoslawischen Widerstandes. Klagenfurt/
Celovec [e. a.] 2013, insb. 15–16, 24–27 ; B. Entner : Wer war Klara aus
Šentlipš/St. Philippen ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer
der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014.
Marjan Linasi
Ansichtskarte, oder Postkarte, slow. razglednica, Druck-
und Kommunikationsmittel, das sich um die Wende
des 19. zum 20. Jh. steigender Beliebtheit erfreute, zu-
mal Fotografie- und Vervielfältigungstechniken dessen
Demokratisierung ermöglichten. Die Motive der Bild-
seite spiegelten die gesellschaftlichen Veränderungen
wider und entsprachen insbesondere den Bedürfnissen
einer aufkommenden Tourismusgesellschaft. In Kärn-
ten/Koroška drücken die Motive, die von Drnovšek/
Lukan und in jüngster Zeit von Škrabec in einer
Monografie vereint wurden, zusätzliche, vordergrün-
dige oder suggestive ethnopolitische Dimensionen und
lokale kulturelle und sprachliche Identitäten aus. Um
bzw. nach 1920 erschienen zudem A. mit eindeutiger
politischer Botschaft. Vielfach waren A. auch Werbe-
träger von slowenischen → Kulturvereinen. Eine wei-
tere Ebene historischer Studien zu A. stellen die hand-
schriftlich verfassten Texte dar.
Hervorzuheben sind A. mit gedruckten sloweni-
schen Begleittexten zu historischen Themen und Be-
zugspunkten, so die A. aus dem Jahr 1914 zum 500.
Jubiläum der letzten Herzogseinsetzung in sloweni-
scher Sprache im Jahr 1414 (→ Fürsteneinsetzung)
und den dazu abgehaltenen Gedenkveranstaltungen
bzw. Theateraufführungen (→ Laienspiel, → Theater)
sowie A. mit Abbildungen der entsprechenden his-
torischen Zentralorte (→ Fürstenstein, → Karnburg/
Krnski Grad, → Maria Saal/Gospa Sveta, → Zoll-
feld/Gosposvetsko polje). Zahlreich sind A. mit Ab-
bildungen der Mitglieder der einzelnen slowenischen
→ Kulturvereine, Theatergruppen, Theateraufführun-
gen, Tamburizzachöre (→ Tamburizzamusik) oder
Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens. Diese
A. können als Werbe- und Motivationsträger aufgefasst
werden und trugen zur Sichtbarkeit des Slowenischen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55