Seite - 110 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Archivwesen
bietet, aber auch fremde Archivkörper verschiedenster
Herkunft, darunter seit 1974 die Bestände des Archivs
des Kärntner Geschichtsvereines.
Unter den Beständen des Landesarchivs befindet sich
auch die in slowenischer Sprache abgefasste → Kla-
genfurter Handschrift (slow. Celovški rokopis ; Signatur
GV-HS 6/24), drei Gebetsformeln, das Vaterunser, das
Gegrüßet seist du Maria und das Glaubensbekenntnis.
Entstanden sind diese Gebete in der Zeit zwischen
1362 und 1390, sie stellen nach den → Freisinger Denk-
mälern das zweitälteste slowenische Schriftdenkmal aus
dem Mittelalter dar. Verwiesen sei auch auf eine slowe-
nische Fassung des Bürgereides von Eisenkappel (Allg.
Hs. 1912, fol. 138) (→
Eidesformeln ; →
Slovenica im
Kärntner Landesarchiv). Unter den Nachlässen sind
jene von Josef Friedrich → Perkonig und Michelan-
gelo Zois hervorzuheben.
Einen wichtigen Bestand des Kärntner Landesar-
chivs bildet seit einigen Jahren das Archiv der Familie
Khevenhüller, einer im späten 14. Jh. aus Oberfran-
ken nach Kärnten/Koroška eingewanderten Handels-
bürgerfamilie in →
Villach/Beljak, die binnen weniger
Generationen an die Spitze des landständischen Adels
aufstieg. Aufgrund der Glaubensspaltung wanderte der
Großteil der Familie mit dem Archiv – es stammte von
Schloss Landskron/Vajškra bei Villach/Beljak – 1629
nach Nürnberg aus. Durch Einheirat gelangte das Ar-
chiv an die reichsgräfliche Familie Giech in Thurnau
(Oberfranken). Die Kärnten/Koroška betreffenden
Teile dieses Archivs konnten im Jahre 2004 über die
Archivverwaltung des Freistaates Bayern für das Lan-
desarchiv in Klagenfurt/Celovec erworben werden. Die
Bestände haben nicht nur für die Geschichte Kärntens
im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit Bedeu-
tung, sondern auch für die Ortsgeschichte des Gebietes
vom Mölltal bis Klagenfurt/Celovec. Das Archiv ent-
hält aber kaum Material zur Osterwitzer Linie der
Khevenhüller (Burg Hochosterwitz/Ostrovica).
Das Archiv des Benediktinerklosters →
St. Paul im
Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini war im Jahre
1778 in einem geordneten Zustand. Heute setzt sich
das Archiv aus den ursprünglich erhalten gebliebenen
Beständen von Alt-St. Paul nach der Aufhebung im
Jahre 1787 zusammen, sowie aus den Archivkörpern
von St.
Blasien im Schwarzwald und von dem im Jahre
1807 aufgelassenen Chorherrenstift Spital am Pyhrn,
wo die Mönche von St. Blasien vor ihrem Einzug in
St. Paul/Šentpavel kurzzeitig Zwischenstation mach-
ten. Während die Bestände von St. Blasien von größter wissenschaftlicher und kulturgeschichtlicher Bedeu-
tung sind, darunter Handschriften aus dem 5. bis 18. Jh.,
kommen noch mindestens 51 Pergamenthandschriften
aus Spital am Pyhrn hinzu. Die Bestände von Alt-
St. Paul umfassen neben der umfangreichen Urkun-
denanzahl, die von P. Beda Schroll wissenschaftlich
aufgearbeitet wurde, die Archivalien der Herrschaften
Rabenstein, Kollnitz, Dravograd (Gutenstein, Guštanj),
Möchling/Mohliče, Leonstein-Pörtschach/Leonstein-
Poreče, Pfarre Klein-St. Paul/Mali Šentpavel im
Görtschitztal/dolina Krčice, die Städte → Klagenfurt/
Celovec, → Völkermarkt/Velikovec, St. Veit an der
Glan (Šentvid ob Glini), ferner Lavamünd/Labot und
→ Bleiburg/Pliberk, Loschental, Eberndorf/Dobrla vas,
Faal/Fala und Lembach/Limbuš.
Unter den Beständen des Diözesanarchivs Gurk
(ADG) in Klagenfurt/Celovec sind besonders die Tauf-,
Trauungs- und Sterbebücher hervorzuheben, die nicht
nur wertvolle kirchen- und kulturgeschichtliche Quel-
len repräsentieren, sondern auch unumgänglich für jede
genealogische Forschung sind. Zudem können diese
Matrikenbücher auch die Wandlung der Anthropony-
mie einer Familie dokumentieren, da die Schreibung
unserer Familiennamen im Laufe der Jahrzehnte so
manche Veränderung erfahren hat (→ Personenname).
Im Diözesanarchiv Gurk in Klagenfurt/Celovec finden
sich die Matrikenbücher für vier Fünftel der Kärntner
Pfarren (Stand 2008).
Eng mit dem 1873 durch Privatinitiative begrün-
deten Museum der Stadt Villach/Beljak ist das ange-
schlossene Archiv verbunden. Im Zuge der Gründung
der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt/Celovec
1970/1971 hat sich ein Archiv etabliert, das auch die
Akten der Landeslehrer- und Studienbibliothek vom
Ende des 19. Jh.s etwa bis 1970 verwaltet ; seit 1997 be-
steht eine Archivarsplanstelle.
Von den slowenischen Archiven finden sich für Kärn-
ten/Koroška relevante Bestände in folgenden Institu-
tionen : Zgodovinski arhiv Ljubljana [Geschichtliches
Archiv → Ljubljana] : Jesenice ; Pokrajinski arhiv Ma-
ribor [Landesarchiv → Maribor] : Dravograd, Slovenj
Gradec. Ravne na Koroškem. Die Koroška osrednja kn-
jiznica dr. Franca Sušnika (Kärntner Zentralbibliothek
Dr. Franc →
Sušnik, Ravne na Koroškem), 1949 als
Studienbibliothek für den Bezirk Dravograd unter der
Mitwirkung von Franc Sušnik (1898–1980) begründet,
besitzt diese Bibliothek aus dem Nachlass von France
→ Kotnik (1882–1955) u. a. Handschriften von An-
dreas → Schuster – Drabosnjak (1768–1825)
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55