Seite - 134 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Ažman, Anton
Die Verkehrswege mussten geschützt und intakt sein.
Daher auch die Kroatensiedlungen (vgl. → in pago
Crouuati) an strategisch wichtigen Punkten.
Wenig geklärt ist die schnelle Ausbreitung des Sla-
wisch/Slowenischen innerhalb weniger Generationen,
wie aus den zahlreichen Ortsnamen hervorgeht. Nach
dem Zerfall der römischen Administration und den
Raubzügen marodierender germanischer Söldner des
römischen Heeres unter verschiedenen Namen (lite-
raturüblich »Völkerwanderung«) beherrschten die A.
die nordöstlichen Gebiete des alten Imperiums. Als
Quellen aus jener Zeit sind nur einige Personenna-
men bekannt. Die Nestorchronik berichtet, die Slawen
kommen »von der Donau«, also vom Zentralraum der
A. Unklar bleibt, ob sie gemeinsam mit den Slawen in
den Alpenraum gekommen sind. Die Eroberung des
Alpenraums war relativ leicht, da überall noch die römi-
sche Infrastruktur (Straßen, Brücken, mansiones, Lager,
Gestüte) vorhanden war.
Anfang des 7. Jh.s ist erstmals von sclavi im Alpen-
raum die Rede. Das slawischsprachige Element war of-
fenbar dynamischer. Die von Pannonien/Ungarn aus
agierenden awarischen Reiter waren ursprünglich mit
den Slawen verbündet. Die eigentliche Herkunft der
Slawen und ihrer Sprache (Dialektkontinuum, → Di-
alektgruppe) bleibt im Dunklen. Die literaturüblichen
Erklärungen mit einer »Urheimat« hinter den Karpaten
und einer Auswanderung von dort »in großen Massen«
sind wenig überzeugend.
Lit.: J. Mal : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana
1939 ; A. Kollautz : Die Awaren. Die Schichtung in einer Nomaden-
herrschaft. In : Saeculum 5 (1954) 129–178 ; F. Daim : Die Awaren in
Niederösterreich. St. Pölten 1977 (Wissenschaftliche Schriftenreihe
Niederösterreich) ; H. und I. Friesinger : Niederösterreich im 9. und 10.
Jh. In : Germanen Awaren Slawen in Niederösterreich. Wien 1977,
103–112 ; H. Wolfram : Die Völkerbewegungen im niederösterreichischen
Raum des 1. Jahrtausends. In : Germanen Awaren Slawen in Nieder-
österreich. Wien 1977, 127–137 ; H. Friesinger : Die Slawen in Nie-
derösterreich. Beiträge der Frühmittelalterarchäologie. St. Pölten/Wien
²1978 ; O. Kronsteiner : Gab es unter den Alpenslawen eine kroatische
ethnische Gruppe ? In : Wiener Slavistisches Jahrbuch 24(1978) 137–157 ;
Die Byzantiner und ihre Nachbarn, Die De administrando imperio ge-
nannte Lehrschrift des Kaisers Konstantinos Porphyrogennetos für seinen
Sohn Romanos. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von Klaus Belke und
Peter Soustal, Byzantinische Geschichtsschreiber, Hg. J. Koder. Bd.
XIX. Wien 1995, 165 ; W. Pohl : Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mit-
teleuropa 567–822 n. Chr. München ²2002.
Otto Kronsteiner
Ažman, Anton, vlg. Štampu (Kulturaktivist, Förderer
des Vereins), →
Šmihel. Slovensko katoliško izobraže- valno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katho-
lischer Bildungsverein für St.
Michael und Umgebung].
Bad Eisenkappel/Železna Kapla → Eisenkappel/
Že lezna Kapla.
Bagoaria. Ungewöhnliche Schreibung der Salzburger
→
Conversio Bagoariorum et Carantanorum (um 870)
statt Baivaria oder Bavaria in anderen lateinischen Tex-
ten. Die Conversio nennt zwei Völker gentes auf dem Ge-
biet des heutigen Österreichs und Bayerns : die Bagoarii
(Baivarii) in Salzburg und der weiteren Umgebung und
die → Carantani in Kärnten/Koroška und der Steier-
mark/Štajerska (einschließlich von Regionen in Ober-
und Niederösterreich, Salzburg, Ost- und Südtirol), al-
les ohne genaue Grenzangaben. Bagoaria (Baivaria) und
Carantania (→
Karantanien) sind Fürstentümer ducatus
mit eigenen Fürsten → duces (Carantanorum).
Die literaturübliche Übersetzung für Bagoaria/Ba-
ivaria mit Bayern (der heutige Freistaat mit Franken
und alemannischen Schwaben) ist unkorrekt. Das y in
»Bayern« für den Gesamtstaat wurde 1825 vom baye-
rischen König verordnet. Alles vorher ist bairisch mit
i ohne Franken und Alemannen, ebenso der Dialekt
(→ Altbairisch). Es gibt keine bayerische Sprache, son-
dern nur bairische Dialekte (→ Glottonym bairisch).
Die Österreicher sprechen, von den alemannischen
Vorarlbergern und den Minoritäten abgesehen, bairisch,
aber nicht bayerisch. Literaturüblich wird bairisch und
bayerisch von österreichischen Germanisten und His-
torikern ständig verwechselt. Tatsächlich liegt ein Pro-
blem in der sonderbaren Schreibung mit g (Bagoarii).
Im mittelalterlichen Latein wird g oft für i, ge/gi oft
für j geschrieben ; o/ou für w. Die Bagoarii sind daher
zu lesen als Baiwarii. Möglicherweise ist das auch eine
etymologisierende Schreibung für Pagivarii, wie »die
Nachbarn der Franken« des byzantinischen Kaisers
Porphyrogennetos noch um 950 heißen, nämlich
griechisch Pagibaroi (= Paivari). Pagivaria/Bagivaria
ist der pagus am Ivarus »der Gau an der Salzach«, die
Bagivarii (Baivari) »die Leute im Salzachgau«. Diese
oft umstrittene Erklärung ist phonetisch problemlos.
Die Konsonanten p/b werden in der Ladinia Salzburgs
(und noch heute im Bairischen wegen des nicht be-
stehenden phonematischen Unterschieds von stimm-
los/stimmhaft) ständig verwechselt. Daher auch die
schulische Differenzierung in : hartes/weiches p. Geht
man von Pagivarii/Bagivarii aus (agi > ai wie in ma-
gister > Meister, im Dialekt oa > Moasta), ergibt das
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55