Seite - 136 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Bairisch
Während die Sprache der Baivaria (um 800 identisch
mit dem Gebiet des Salzburger Erzbistums) allmählich
neben Ladinisch (→ Walchen, → Altladinisch) überall
→ altbairisch und schließlich ab dem 16. Jh. auch Schrift-
Deutsch wird, bleibt die der Carantania lange, regional
bis heute Slowenisch (historisch → Windisch). Mit der
Übernahme des Protestantismus wird bei den Slowe-
nen in Kärnten/Koroška (→ Agoritschach/Zagoriče,
→ Klagenfurt/Celovec) die slowenische Schriftsprache
zur Sprache der Liturgie und des Kirchenliedes (→
Li-
turgiesprache ; → Liedersammlung, handschriftliche ;
→ Volkslied, geistliches). Die Österreicher haben eine
dominant bairische und regional slowenische (→ Slove-
nia submersa), im Westen ladinische (Ladinia submersa)
sprachliche Vergangenheit. Aus den oft zitierten (la-
teinischen/bairischen) Kasseler Glossen (um 800) geht
vielleicht eine erste Identitätsfindung der Salzachtaler
Baiwaren gegenüber den an sozialem Prestigeverlust lei-
denden Ladinern hervor : Stulti sunt romani, sapienti sunt
paioari. Tole sint uualha, spahe sint peigira (Blöd sind die
Walchen, gescheit sind die Baiern).
Lit.: G. Diepolder : Die Orts- und ›in pago‹-Nennungen im bayerischen
Stammesherzogtum zur Zeit der Agilofinger. In : Zeitschrift für bayerische
Landesgeschichte 20 (1957) 364–436 ; Die Bajuwaren. Von Severin bis
Tassilo 488–788. Gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bay-
ern und des Landes Salzburg. Rosenheim/Bayern, Mattsee/Salzburg,
19. Mai bis 6. November 1988. Hg. H. Dannheimer und H. Dopsch ;
W. Mayerthaler : Woher stammt der Name Bayern ? Ein linguistisch-histo-
rischer Beitrag zum Problem der bairischen Ethnogenese und Namensent-
stehung. In : Das Romanische in den Ostalpen. Hg. D. Messner, Wien
1984, 7–72 ; O. Kronsteiner : Der altladinische Pag[o]ivaro als Kernzelle
der bairischen Ethnogenese. Ein Affront gegen germanistische Lautgesetze ?
In : Österreichische Namenforschung 2 (1984) 3–31 ; I. Reiffenstein : Ety-
mologie, Lautwandel und der Baiernname. In : Österreichische Namen-
forschung 1 (1985) 5–17 ; Die Byzantiner und ihre Nachbarn, Die De
administrando imperio genannte Lehrschrift des Kaisers Konstantinos
Porphyrogennetos für seinen Sohn Romanos. Übersetzt, eingeleitet und
erklärt von Klaus Belke und Peter Soustal, Byzantinische Geschichts-
schreiber, Hg. Johannes Koder. Bd. XIX. Wien 1995 ; O. Kronsteiner :
Muss man von woher kommen ? Die Herkünfte der Baiern. In : Nichts als
Namen. Ljubljana 2003, 72–78 ; O. Kronsteiner : Der Bayern-Mythos.
In : Oberbayerisches Volksblatt. Rosenheim (22. August 2010).
Otto Kronsteiner
Bairisch →
Altbairisch.
Baivaria → Bagoaria.
Bajuk, Marko (* 29. März 1882 Drašiči [Metlika, Bela
krajina], † 20. Juni 1961 Mendoza, Argentinien), Klassi-
scher Philologe, Musiker, Organisator im Schulbereich. B. besuchte die Volksschule in Drašiči und Metlika,
die ersten zwei Klassen des Gymnasiums in Novo mesto
(1895–1897) und die restlichen sechs am humanisti-
schen Gymnasium in Ljubljana (1897–1903). Danach
studierte er an der Universität Wien klassische Philolo-
gie und Musik und beendete seine Studien 1909. Seine
Karriere verlief im Schulbereich, zunächst war B. Profes-
sor am Gymnasium in Kranj, dann in → Ljubljana, wei-
ters war er Sekretär, Direktionsassistent, Schulinspektor
und Direktor. Im Mai 1945 verließ er → Jugoslawien
und ging in die Emigration. Im Flüchtlingslager Peggez
bei Lienz organsierte B. ein slowenisches Schulwesen
und leitete dort das slowenische Flüchtlingsgymna-
sium. 1949 ging B. in die Emigration nach Argentinien
und lebte dort bis zu seinem Tode als Arbeiter. Sehr
früh schon war B. von der → Tamburizzamusik einge-
nommen, während seiner Studienzeit in Wien spielte
er in einem slowenischen Tamburizza Ensemble. In
Ljubljana gründete er mehrere Tamburizza-Orchester
und verfasste Handbücher für den Tamburizzaunter-
richt : Na Gorenjskem je fletno ; Jaz pa pojdem na Gorenjsko ;
Šola za tamburice, 1922 Teoretično praktična tamburaška
šola, 1929. Im Jahre 1920 gründete er in Ljubljana den
Sängerbund Pevska zveza, 1922 den Verein der Musik-
lehrer Društvo učiteljev glasbe, dessen Vorsitzender er bis
1938 war. B. war Herausgeber mehrerer Lehr- und Le-
sebücher für den Lateinunterricht. Er befasste sich auch
mit der Erforschung des →
Volksliedes, sammelte und
gab slowenische Volkslieder heraus. 1904–1927 erschien
seine fünfbändige Sammlung Slovenske narodne pesmi.
Auch in Argentinien blieb er musikalisch tätig, wo 1988
in Buenos Aires seine Auswahl slowenischer Volklieder
Še bomo peli [Wir werden noch weiter singen] erschien.
Darin finden sich Beiträge über sein Leben und Werk.
Mit Kärnten/Koroška verbindet ihn das Arrange-
ment und die Herausgabe von Milka → Hartmans
Gedichten in zwei Heften : Es handelt sich um die erste
Buchveröffentlichung Milka Hartmans, die 1934 im
Selbstverlag in Ljubljana erschienene Ausgabe Dekliške
pesmi [Mädchenlieder] umfasst zusammen 49 von B.
»harmonisierte« Gedichte.
Quellen : NUK, Glasbena zbirka ; Privatarchiv [Familie Bajuk],
Mendoza, Argentinien.
Werke : Slovenske narodne pesmi, 5 Bd. Ljubljana 1904–1927 ; Odmevi
naših gajev, 2 Bd. Ljubljana 1908–1910 ; Šola za tamburice. Ljubljana
1922 ; Pevska šola. Ljubljana 1922 ; Mera v slovenski narodni pesmi.
Ljubljana 1928 ; Teoretično praktična tamburaška šola. Ljubljana 1929 ;
M. Hartman : Dekliške pesmi. Ljubljana 1934 [Hg. und Arrangement
M. B.]. Še bomo peli … Buenos Aires 1988.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55