Seite - 168 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Bleiweis, Janez
Janez Bleiweis, von Jan
Vilímek, 1881(NUK/Wiki)
ber 1920 der Landeshauptmann Vinzenz → Schumy
allen unzufriedenen Kärntner Slowenen, die sich nicht
in die neuen Verhältnisse einfügen wollten, zu gehen,
»wohin sie das Herz zieht«. Natürlich dachte er dabei
an Jugosalwien jenseits der → Karawanken/Karavanke.
Trotz allem nahmen der slowenische Kulturverein Edi-
nost und die Hranilnica und posojilnica v Pliberku ihre
Aktivitäten erneut auf.
Nach der Volksabstimmung 1920 wurde die Landes-
grenze neu gezogen und B./P. verlor die → Mežiška
dolina (Mießtal) als wirtschaftliches Hinterland.
So blieb der Ort auch im 20. Jh. lediglich ein Wirt-
schaftszentrum von lokaler Bedeutung mit einem ver-
hältnismäßig kleinen Umland, das lediglich den öst-
lichen, agrarisch geprägten Teil des Jauntals umfasst.
Auch vom Äußeren behielt der Ort die Charakteristik
eines ruhigen lokalen Zentrums, wo zahlreiche Ein-
wohner der Landwirtschaft nachgingen. Am Ortsrand
blieben zahlreiche Bauernhöfe bestehen.
Die Einwohnerzahl ging im Vergleich zur Zeit vor
dem Ersten Weltkrieg nochmals zurück : von 1.070 im
Jahr 1910 auf 973 im Jahr 1934. Der Rückgang wäre
wahrscheinlich noch größer gewesen, wenn B./P. nach
1920 nicht einige Verwaltungsfunktionen erhalten
hätte, die mit der neu entstandenen österreichisch-ju-
goslawischen Grenze im Zusammenhang standen.
Nach dem →
»Anschluss« verschlechterte sich die
Lage der Slowenen weiter, da nach dem Überfall Hit-
lerdeutschlands auf Jugoslawien 1941 das Verbot jed-
weder Tätigkeit slowenischer Kultur- und Wirtschafts-
organisationen sowie des Gebrauchs des Slowenischen
folgte, was in den von langer Hand geplanten → De-
portationen 1942 kulminierte (→ »Generalplan Ost«).
Der daraus resultierende bewaffnete Widerstand der
Slowenen trug seinerseits maßgeblich zur Wiederer-
richtung der Republik Österreich in den Grenzen von
1938 bei.
Lit.: M. Wutte : Kärntner Heimatatlas. Klagenfurt 1923 ; W. Fresacher :
Kärnten südlich der Drau. In : Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer II. Kirchen- und Grafschaftskarte,
Jg. 8, Nr. 1 (1966) 196–198 ; B. Grafenauer : Narodnostni razvoj na
Koroškem od srede 19. stoletja do danes. In : Koroški zbornik. Ljubljana
1946, 117–248 ; A. Melik : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954 ; H.
Wiessner : Stadt im Grenzland. In : Car. I, 150 (1960) 865–878 ; A.
Svetina : »Prispevki k zgodovini Pliberka in okolice«, Zgodovinski
časopis, Jg. 28 (1974), Nr. 3–4, 223–268 ; G. Glawar : Geschichte Blei-
burgs. Bleiburg 21991 ; A. Hudl, J. Hudl, L. Kolenik, V. Smrečnik :
Iz roda v rod duh išče pot : 100-letna kronika Slovenskega prosvetnega
društva »Edinost« v Pliberku. Pliberk 2009.
Matjaž Klemenčič ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Bleiweis, Janez (vitez Trsteniški, * 19. September 1808
Kranj [Gorenjska], † 29. November 1881 Ljubljana),
Politiker, Zeitungsherausgeber, Arzt, Tierarzt, nationa-
ler Erwecker.
B. besuchte und beendete das Gymnasium und die
zwei Lyzealjahrgänge in Ljubljana (1826), danach stu-
dierte er in Wien Medizin und promovierte 1832. 1833
erwarb er die Spezialisierung als Magister der Geburts-
hilfe, 1835 beendete er das Studium am Wiener veteri-
närmedizinischen Institut, war dort zunächst Supplent
und 1836 Korrepetitor. 1841 erhielt er die Professur als
Veterinär- und Gerichtsmediziner an der mediko-chir-
urgischen Schule in Ljubljana, die er bis zu deren Auf-
lösung 1850 innehatte. Als Direktor leitete er ab 1849
bis zu seinem Tode 1881 die Hufschmiede- und tier-
ärztliche Schule, ab 1861 auch das Entbindungsheim
in Ljubljana. B. war 1850–1870 Mitglied der ständi-
gen Gesundheitskommission für → Krain/Kranjska,
1855–1856 Mitglied der Kommission zur Abwehr der
Cholera. Von 1856 bis zu seiner Pensionierung 1874
war er Landestierarzt und von 1860 bis 1861 zeitwei-
liger Landesgesundheitsrat. Sekretär der Krainer Ag-
rargesellschaft (Kranjska kmetijska družba) war B. seit
1842 ; Vorsitzender des Lesevereins Ljubljanska čitalnica
(→ Lesekultur) war er von 1863 bis 1881. Die → Slo-
venska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissen-
schaft und Kultur] hatte B. in den Jahren 1863–1864
mit organisiert, 1875 bis 1881 war er deren Vorsitzen-
der. Seit 1843 war B. Chefredakteur der Kmetijske in
rokodelske novice [Nachrichten für Bauern und Hand-
werker], kurz →
Novice. Diese war zunächst die einzige
Zeitung, entwickelte sich aber zum führenden sloweni-
schen Nachrichtenorgan. Darin publizierte B. Beiträge
zur Wirtschaft und zu praktischen Fragen, daneben
aber auch literarische Beiträge und national erwe-
ckende Schriften, wie z. B. die patriotischen Gedichte
eines Jovan koseski (→ preporod). Durch seine vielsei-
tige Tätigkeit war sein Ansehen schon in der Epoche
des Vormärz so groß geworden, dass er 1848 in die Po-
litik eintrat. Seit dieser Zeit datierte seine langjährige
enge Zusammenarbeit mit Franz →
Miklosich (auf
dessen Initiative konnte B. die slowenischen Lesebü-
cher für die Unterstufe der Gymnasien herausgeben,
während miklosich jene für die Oberstufe übernom-
men hatte. Vgl. → Schulbuch, Jožef → muršec). Seine
Tätigkeit konnte er aufgrund seiner Mäßigung und
Vorsicht sowohl in der Zeit des Neoabsolutismus aus-
führen als auch nach der Wiedereinführung der Ver-
fassungsordnung 1860/1861 beibehalten. 1861 wurde
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55