Seite - 169 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Blüml, Rudolf
Rudolf Blüml, Archiv KKZ B. in drei Bezirken zum Landtagsabgeordneten ge-
wählt, behielt das Mandat der bäuerlichen Gemeinden
in der Umgebung von Ljubljana bei und wurde dort
1867 (zweimal), 1869, 1870, 1871 und 1877 immer
wieder gewählt ; 1861–1877 war er auch Mitglied des
Landtagsausschusses ; 1871–1872 vertrat er den Lan-
deshauptmann, 1878–1881 erfüllte er die Funktion des
Landeshauptmannstellvertreters. 1881 wurde er vom
Kaiser in den Stand es Erbadels erhoben. Für seine
fachliche Arbeit hatte B. in Österreich-Ungarn und in
Russland viele Auszeichnungen erhalten.
Die Formierung seiner Persönlichkeit vollzog sich
im Rahmen der Ideale der Spätaufklärung, denen er bis
zum Tode treu blieb. B. vertrat einen überlegten Nach-
vollzug der Veränderungen der Zeit, und war gegen die
Einführung von noch unüberprüften Neuerungen. Im
Jahr 1848 hatte sich B. nicht exponiert, sondern ledig-
lich den Vorsitz im Verein → Slovensko družtvo über-
nommen. Konservative Einstellungen widersprachen
der nationalen Idee, daher konnte er ihnen nichts abge-
winnen. In der Bildungsarbeit aber lehnte er sich an die
Geistlichen an und kritisierte den Liberalismus, dessen
einziges Ziel es war, gegen die Religion zu opponieren.
Er trat jedoch entschieden gegen jede Art von Fröm-
melei auf und verteidigte die Freiheit der Wissenschaft
(→ staroslovenci).
In Kultur, Politik und Wirtschaft vertrat B. eine
gesamtslowenische Vereinigung (→ Zedinjena Slove-
nija). In diesem Geiste trat er auch auf dem → Tabor
in Vižmarje 1869 vor 30.000 Zuhörern auf. In den
Novice führte er den slowenischen Schriftstandard
(Gajica, → Schrift) ein. Mit seiner Pratika (Bauern-
kalender), die er ab 1844 in hoher Auflage herausgab,
mit den wirtschaftlichen, praktischen und kulturellen
Beiträgen in den Novice sowie mit Fachliteratur hob er
das Bildungsniveau der Bauern wesentlich. Trotz der
Auseinandersetzungen mit den Anhängern radikaler
liberaler und radikal katholischer Einstellungen wurde
er zur Feier seines 70. Geburtstages mit der nationalen
Anerkennung »Vater des slowenischen Volkes« ausge-
zeichnet.
Lit.: SBL ; ÖBL ; EJ ; ES ; OVSBL. – K. Glaser : Zgodovina slovenskega
slovstva. [Ljubljana] 1896, 55–59 ; I. Grafenauer : Zgodovina novejšega
slovenskega slovstva, 2. Ljubljana 1911, 38–81, 147–157 ; I. Prijatelj :
Duševni profili slovenskih preporoditeljev. Ljubljana 1935 ; I. Prijatelj :
Borba za individualnost slovenskega knjižnega jezika v letih 1848–1857.
Ljubljana 1937. K. Sturm-Schnabl : Franz Miklosich’ Korrespondenz
mit den Südslaven – Miklošičeva korespondenca z južnimi Slovani. Ma-
ribor 1991, Br. 12 (14. 11. 1849), 29, 30, 31, 78, 81, 341,376, 379 (1881 03. 05.) ; K. Sturm-Schnabl : Miklosichs Bedeutung für die Slowe-
nistik unter besonderer Berücksichtigung seiner Lesebücher für Mittelschu-
len. In : Wiener slavistisches Jahrbuch, Band 53. Wien 2007, 229–239.
Igor Grdina ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Blüml, Rudolf (* 16. April 1898 Karnitzen/Krnica
[St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji], † 28. Septem-
ber 1966 Klagenfurt/Celovec), Dompropst, Pädagoge,
Publizist, Schulinspektor, Bildungspolitiker, Landtags-
abgeordneter/Vertreter der Kirchen- und Religions-
gemeinschaften im Kärntner Landtag, Staatswissen-
schafter.
Nach der Volksschule in St. Paul im Gailtal/Šentpa-
vel na Zilji absolvierte B. das Gymnasium in Klagen-
furt/Celovec (1910–1918). Nach dem Krieg studierte
er zunächst in Klagenfurt/Celovec Theologie (1918),
wechselte 1919 nach →
Maribor und 1920 nach
Ljubljana, wo er 1922 die Priesterweihe erhielt. Dann
ging B. ans Wiener Augustineum, wo er Theodor In-
nitzer, dem Direktor des Augustineums und seinem
späteren Doktorvater, sowie Ignaz Seipel begegnete,
mit dem er freundschaftlich verbunden war. B. promo-
vierte 1924 zum Doktor der Theologie mit der These
Paulus und der dreieinige Gott. Eine biblischdogmatische
Studie und 1926 bei Othmar Spann in Staatswissen-
schaften mit der Studie Das Wesen der Organisation in
ontologischer Begründung und soziologischer Anwendung.
Seine theologische Dissertation Paulus und der dreiei-
nige Gott wurde 1929 veröffentlicht. B. betätigte sich
in den 1930er-Jahren als Biograf des Prälaten und
ehemaligen Bundeskanzlers I. Seipel und gab das
Buch Seipels über den Frieden heraus. Einen Lehr-
auftrag für Staatswissenschaften schlug B. aus. Die li-
turgische Reformbewegung Pius Parschs bestimmte
seine weitere Laufbahn. Ab 1928 arbeitete er im so-
zial-karitativen, liturgischen, spirituellen, pastoralen,
pädagogisch-katechetischen und politischen Bereich
in Kärnten/Koroška. Er leitete die neu errichtete slo-
wenische Caritas-Abteilung, die Vorläuferin des slo-
wenischen Pastoralamtes, und die Pfarre St. Johann
im Rosental/Šentjanž v Rožu (1930). B. übernahm die
Funktion eines Sachwalters der Hermagoras-Bruder-
schaft (→ Mohorjeva) und eines Sekretärs der Exerzi-
tienbewegung der Diözese → Gurk/Krška škofija. Als
Caritassekretär war er Ideengeber, Organisator und
Ausübender seiner eigenen Theorien. Seine Theolo-
gie hatte eine anthropologische Komponente, die den
Dienst am Menschen zum Ziel hatte. Das zeigte sich
in seinem Ansatz der »Caritas religiosa« mit dem ek-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55