Seite - 170 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Blüml, Rudolf
klesiologischen Aspekt (Caritasarbeit im Rahmen der
Kirche), der »Caritas moralis« mit dem ethischen As-
pekt (Caritasarbeit als moralische Verpflichtung) und
der »Caritas socialis« mit dem Sozialaspekt (in Form
einer Sozialethik). Wie ein roter Faden durchzieht der
liturgische Aspekt die unterschiedlichen Ansätze kari-
tativer Arbeit. Besonderes Augenmerk legte er auf die
Jugendarbeit, die soziale Frage, die Suchtprävention
und die Armutsfalle. Träger und Financiers der Cari-
tasarbeit waren die Mitglieder der slowenischen Pries-
terbruderschaft →
Sodaliteta und die Mohorjeva, nicht
aber die Diözese Gurk/Krška škofija. Drei Jahre lang
war B. slowenischer Prediger an der Heiligengeistkir-
che in Klagenfurt/Celovec (1930–1933). Von 1928 bis
1935 initiierte er den Bau von sechs Exerzitienheimen.
1933 wurde B. Mitglied der liturgischen und homileti-
schen Kommission in der Diözese Gurk/Krška škofija
sowie Provisor in Göltschach/Golšovo und beein-
flusste nachhaltig die Zweite Gurker Diözesansynode
(1933). Als Publizist veröffentlichte er im Sonntags-
blatt → Nedelja seine pastoralen Ideen und bestimmte
inhaltlich die Linie des Blattes. Das Caritassekretariat
verantwortete ebenso die Herausgabe und die Admi-
nistration des slowenischen Kirchenblattes. Politisch
war B. aktiv im Verband → Slovenska krščansko-socialna
zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Ver-
band für Kärnten], dem er 1930 eine Annäherung an
die deutsch christlich-soziale Partei empfahl. Dabei
unterstützte ihn Vinko → Zwitter. 1934 wurde B.
zum Domkapitular und zum Leiter des Bischöflichen
Seelsorgeamtes für ganz Kärnten/Koroška ernannt,
nachdem ihm der Lehrstuhl für Pastoraltheologie
in Wien vorenthalten worden war. 1930–1938 war B.
Professor an der Privatlehrerinnenbildungsanstalt der
Ursulinen in Klagenfurt/Celovec und Erwachsenen-
bildungsreferent. Gleichzeitig publizierte er in beiden
→ Landessprachen. In der Zeit des Ständestaates war
B. Abgeordneter als Vertreter des Bischofs bzw. als
Vertreter der Kirchen- und Religionsgemeinschaften
im Kärntner Landtag (1934–38), obwohl die österrei-
chische Bischofskonferenz am 30. November 1933 die
politische Betätigung der Priester und die Ausübung
politischer Funktionen untersagt hatte. B. beschäftigte
sich mit dem → Schulwesen und der sozialen Für-
sorge. Nach der Auslöschung Österreichs wurde er als
Landtagsabgeordneter entlassen, in seiner Arbeit als
Seelsorger behindert und seine Privatkorrespondenz
wurde beschlagnahmt. Der Caritasverband wurde in
die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in der Ostmark eingegliedert, so dass die Caritas und B. ihre
Arbeit in den Pfarren einstellen mussten. B. kümmerte
sich in Klagenfurt/Celovec um die Jugend und war
nach dem → »Anschluss« weiter für die Sparten Pas-
toralwesen, Liturgische Erneuerung, Exerzitien, Volks-
missionen, Katholische Presse, Ewige Anbetung und
das Predigtwesen zuständig. Im Herbst 1938 wurde er
zum Dompfarrer berufen (1938–1950) und gleichzeitig
zum Lehrbeauftragten für das Fach Pastoraltheologie
an der Philosophisch-Theologischen Diözesanlehr-
anstalt in Klagenfurt/Celovec. 1940 übernahm B. das
Seelsorgeamt und die Funktion eines Stadtdechanten
von Klagenfurt/Celovec. Am Palmsonntag, 6. April
1941, wurde B., Obmann der → Sodalitas, beim Mit-
tagessen im Dompfarrhof von der Gestapo verhaftet
und Ende April des Gaues verwiesen. Er fand zunächst
bei den Elisabethinen in Wien Unterschlupf, ging
nach St. Martin am Lofer (Salzburger Land), wo er
bis Kriegsende blieb. Grund für den Gauverweis war
seine politische Tätigkeit im Ständestaat. Ein steiri-
scher Anwalt suchte 1942 über das Klagenfurter Ordi-
nariat Kontakt zu B. Er hegte die Absicht, das Buch B.s
über Prälat Seipel ins Esperanto zu übertragen, was
B. zum Verhängnis hätte werden können. Schriften in
Esperanto sowie die Herausgabe von Bibeln und Kate-
chismen waren nämlich zur Zeit des Krieges verboten.
Quellen : ADG, KA Hs 26. Liber memorabilium Capituli Gurcensis
321.
Werke : Paulus und der dreieinige Gott. Eine biblisch-dogmatische Stu-
die. Wien 1929 ; Prälat Dr. Ignaz Seipel. Ein großes Leben in kleinen
Bildern. Klagenfurt 1933 ; Ignaz Seipel, Mensch, Christ, Priester in sei-
nem Tagebuch. Wien 1933 ; R. Blüml (Red.) : Zweite Gurker Synode.
Klagenfurt 1933 ; R. Blüml (Hg.) : Ignaz Seipel : Der Friede. Ein sittli-
ches und gesellschaftliches Problem. Innsbruck [e. a.] 1937.
Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 25–41 ; A. Malle : Koroški Slo-
venci in katoliška cerkev v času nacizma. In : A. Malle, V. Sima (Red.) :
Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks-
und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942.
Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung : Die
Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Blüml
S. 98–99) ; J. Till : Prälat, Pädagoge und Politiker. Rudolf Blüml. In : J.
Mikrut (Hg.) : Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs, 8. Wien
2003, 11–38 ; J. Stergar : Blüml, Rudolf. In : S. Karner (Hg.) : Kärnten
und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.) : Aussiedlung –
Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.]
2005, 295 ; J. Marketz : 80 let pastoralnega načrtovanja in organiziranja
na južnem Koroškem. In : M. Vrečar (Hg.) : Južna Koroška in njena cerk-
vena podoba v 20. stoletju. Celovec 2007, 169–231 ; D. Sturm : Duhov-
niki Sodalitete in prosvetni domovi. In : M. Vrečar (Hg.) : Južna Koroška
in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Celovec 2007, 233–258.
Josef Till
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55