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Brauch
Buchcover, Mohorjeva
Buchcover, Mohorjeva
vielfach auch Veranstaltungen mit → Tanz geboten
werden).
Bräuche des Arbeitszyklus wurden von verschiede-
nen Personengruppen begangen, wie den Industriear-
beitern, Handwerkern, Müllern, Säge- und Waldarbei-
tern, Bergleuten, Köhlern u. a. Die häufigsten Bräuche
des Arbeitszyklus sind aus dem landwirtschaftlichen
Bereich tradiert. Traditionell waren die Bräuche meist
mit der Viehzucht verbunden (z. B. Bräuche, die die
Gesundheit des Viehs und dessen Schutz vor Zauber-
sprüchen gewährleisten sollten) oder mit dem Acker-
bau, um die Fruchtbarkeit und den Ertrag zu sichern
(z. B. Segnung der Felder). Wegen der zunehmenden
Industrialisierung und Veränderungen in der Land-
wirtschaft in der Zwischenkriegszeit und in den Jahr-
zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vielfach
gemeinschaftliche Tätigkeiten und die damit verbun-
denen Bräuche aufgegeben (z. B. das gemeinschaftli-
che Streu rechen (→
steljeraja), das Flachsbrechen, die
Ernte, die Ausfuhr von Dung, die Heumahd u. a.) (vgl.
Ložar-Podlogar 1995, 2007 : 82–83 und 600 ; Zab-
latnik 1982, 1984 ; Bogataj 2011 ; Kuret 1998 a,
1998 b). Niko Kuret hob hervor, dass Bräuche auch nach ande-
ren Kriterien, wie z. B. hinsichtlich der Funktion oder der
Struktur unterschieden werden können. Im ersten Fall
können sie etwa mit der Heilung von Kranken in Ver-
bindung stehen, im zweiten mit unterschiedlichen For-
men des Wirtschaftens und der Wirtschaftsgeschichte
u. a. (Kuret nach Weber-Kellermann 1974, 79).
Die Funktionen der Bräuche sind vielfältig. Da für
den Einzelnen die Einhaltung eines Brauches eine ge-
wisse Stufe des Zwangs darstellen kann, ist damit eine
der bedeutendsten Funktionen von Bräuchen verbun-
den, nämlich die gesellschaftliche Kohäsion und die
Herstellung der gesellschaftlichen Ordnung. Ein Bei-
spiel dafür waren die verschiedenen Burschenvereini-
gungen. Die Mitglieder wurden darin erst zur Volljäh-
rigkeit aufgenommen. Damit erhielten sie auch gewisse
informelle Rechte, wie die Maut beim Hochzeitszug
(šranganje < * dt. Schranke), das Fensterln (vasovanje)
u. a., sowie Pflichten, die vielfach im Ausrichten von
Festen und Bällen bestanden. Mit der Hochzeit verlor
der Einzelne diese Rechte wieder.
Bräuche können auch die gesellschaftliche Solida-
rität hervorheben, was insbesondere bei den Bräuchen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55