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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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206 Celje nischem Gebiet. Zunächst residierten sie in der Burg (auch Obercilli, slow. Stari grad), doch bereits um 1400 im Fürstenhof (Spodnji grad), einem der bedeutendsten Renaissancepaläste im damaligen Mitteleuropa. Am 11. April 1451 erhielt C. von Friedrich II. von Cilli (Friderik II.) das Stadtrecht. Obwohl die gefürsteten Grafen von Cilli mit der Er- hebung in den Reichsfürstenstand formal den Habs- burgern ebenbürtig waren, anerkannten diese dies nicht an. Der Konflikt endete 1443 mit einem gegenseitigen Erbvertrag. Nachdem der letzte Graf von Cilli, Ul- rich II. (Ulrik II.), 1456 in Beograd ermordet wor- den war, wurde seine Witwe Katharina Branković, eine geborene Kantakuzena, von den Habsburgern militärisch niedergerungen. C. ging in den Besitz der Habsburger über und entwickelte sich in der Folge zu einem Gewerbe- und Handelszentrum. 1478 erhielt C. das Recht zur Lagerhaltung von importierten Gütern und bekam so mehr Mittel für die Abwehr der Tür- kengefahr. Ab dem 15. Jh. stieg die Zahl der Zechen, ebenso die gewerbliche Produktion, insbesondere im 18. Jh. Unter den Habsburgern war C. bis Mitte des 18. Jh.s Sitz des landesfürstlichen Statthalters und Verwal- tungszentrum des Cillier-Viertels (Celjska četrt) als Teil der Steiermark/Štajerska. 1469 wurde die nähere Umgebung mehrmals von den Osmanen verwüstet. Deshalb wurde 1473 die Stadt mit einer mächtigen rechteckigen und mit meh- reren Türmen versehenen Stadtmauer umgeben, die auf den Fundamenten des antiken Celeia errichtet wurde. Die Stadt war auch öfter Schauplatz von →  Bauernauf- ständen (z. B. 1515, 1635) und von Feuersbrünsten (so 1798, als lediglich 6 von ca. 200 Häusern unbeschädigt blieben). Als 1789 die Stadtmauer abgetragen wurde, begann sich C. rasch gegen Norden und Westen sowie auf die westlichen Abhänge des Aljažev (Jožefov) hrib im Os- ten auszubreiten. Zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 19. Jh.s hatte die Stadt ca. 2.500 Einwohner. Die rasche wirtschaftliche Entwicklung wurde vom Bau der Südbahn gefördert, die von Wien über Maribor C. 1846 erreichte, sowie von den nahen Kohlevorkom- men. Das Kapital und die qualifizierten Arbeitskräfte machten C. zu einem weit ausstrahlenden attraktiven Migrationszentrum. Bis 1880 stieg die Zahl der Ein- wohner auf 5.393. Unter den neuen Einwohnern war eine beträchtliche Zahl von deutsch sprechenden Un- ternehmern, Gewerbetreibenden, Händlern, Beamten und Freiberuflern aus dem deutschsprachigen Teil der Steiermark. Da auch ein beträchtlicher Teil der slowe- nischen Bevölkerung nach dem Zuzug die der städti- schen Umgebung »angemessenere« deutsche Sprache übernahm (→  Assimilation), gab C. den Eindruck ei- ner deutschen Stadt. Nach der Volkszählung von 1880 gaben 3.301 Einwohner Deutsch als →  Umgangsspra- che an (61,21 %) und Slowenisch 1.872 (34,79 %). Die deutschsprachigen Zuwanderer brachten auch eine neue Lebens- und Denkweise mit, und parallel dazu stärkte sich auch der Prozess der →  Germani- sierung. Der Widerstand der slowenischsprachigen Bevölkerung gegen die Germanisierung begann nach dem →  Revolutionsjahr 1848 stärker zu werden. In diesem Jahr begann die Celjske slovenske novine [Cil- lier slowenische Nachrichten] zu erscheinen und 1859 noch das slowenische literarische und der Volksbil- dung verschriebene Blatt Slovenska čbela [Slowenische Biene]. Als Gegengewicht zum Deutschtum gründeten die Slowenen 1861 eine Lesehalle (čitalnica), später eine slowenische Spar- und Darlehenskasse (die erste 1881), einen Gewerbeverein (1893), einen Genossen- schaftsverband (1905) und andere Vereine, so etwa das →  Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method- Verein] (1885), Sokol [Turnverein Sokol] (1890), einen Gesangsverein (1894) usw. 1897 wurde der Narodni dom [Volkshaus und Kulturzentrum] eröffnet (→  Ver- einswesen, →  Genossenschaftswesen). Die Gründung zahlreicher slowenischer und deutscher Vereine war die Folge der Verschärfung der nationalen Frage und Beziehungen in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s, die in den 70er- und 80er-Jahren des 19. Jh.s zu einer Teilung der Einwohner in Deutsche und Slowenen führte. Je- der Einwohner »musste« sich gemäß Status oder sozi- aler Stellung zu einer der beiden ethnischen Gruppen bekennen. Bis zum Zerfall der Monarchie beherrschten das gesellschaftliche Leben von C. die deutsche Devise »Hie Deutsche – hie Slowenen« und die slowenische »Svoji k svojim« [Jeder zu den Seinen]. Die deutsch- slowenischen Gegensätze wurden im 1896 errichteten slowenischen Narodni dom und im 1907 errichteten Deutschen Haus verfestigt. Für die planmäßige Germanisierung wurde auch das →  Schulwesen instrumentalisiert. Deshalb forderten die Slowenen ab 1881 die Gründung eines sloweni- schen Gymnasiums. 1895 wurde dann zwar ein ut- raquistisches Gymnasium eingerichtet, doch musste es bereits im selben Jahr die Tätigkeit einstellen. We- gen der slowenischen Parallelklassen am Gymnasium musste in diesem Jahr sogar die Regierung von Alfred
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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