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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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209 Chiemsee Chiemsee, Gedenktafel, Foto Bojan-Ilija Schnabl wird er vom »althochdeutschen« →  Personennamen *Chiemo abgeleitet. Der lateinische Name des Sees ist nicht bekannt, möglicherweise Lacus bedaius nach dem castrum Bedaium/Seebruck an der Brücke der Römer- straße über die Alz im Norden des Sees. Seen haben gewöhnlich regional keinen Namen, meist nur einen überregional kartografischen (wie Bodensee/lacus Ven- etus). In der →  Conversio (um 870) heißt er Chemingus lacus, 891 Chiemincseo, 1213 Chimse. Die →  Kontinuität des Römischen/Romanischen im Chiemgau (8. Jh. in pago Chimingaoe) ist archäo- logisch und sprachlich eindeutig. Um den Chiemsee waren neben dem castrum Bedaium in schönen Lagen villae rusticae mit Mosaikböden (Ising/villa Usinga, Irsching/<Üršin, Urschalling/<Üršelin), Aussichts- und Vermessungspunkte specula (Spöck, Speckberg, Speck- bach), Raststationen mansiones, Pferdegestüte equile (Eggstätt), eine Ziegelei und Töpferei figlina am Inn ad Aenum/Adenum (heute Pfaffenhofen, Langenpfunzen) bei Rosenheim und Mineralquellen ad fontes (Leon- hardspfunzen) sowie eine Innbrücke pons Aeni. Auf den beiden Chiemseeinseln (Fraueninsel, Herreninsel) gab es römische, frühchristliche (literaturüblich →  karolin- gische) Kirchen, auf der Fraueninsel (die Torhalle), auf der Herreninsel auch eine Befestigung (Ringwall). Seit das Christentum Ende des 4. Jh.s Staatsreligion wurde, entstanden im gesamten Imperium christliche Ge- meinden und Kirchen. Das Imperium wurde flächen- deckend christianisiert. Beide Inseln mit ihren Kirchen waren vermutlich schon seit dem 8. Jh. im tatsächlichen und später auch juridischen Besitz des Erzbistums Salz- burg. Man beachte zur Kontinuität des Romanischen : Die christliche Terminologie des →  Altbairischen und →  Altslowenischen ist ladinisch. Auf der Herreninsel, auch Herrenchiemsee, in der →  Conversio in Auua, später Herrenwerdt, begründete der dux Baivariorum Tassilo III. (ein leidenschaftli- cher Baivare, Christ, Klostergründer, in einem Kloster als Mönch gestorben) 765 ein benediktinisches Kloster für Männer, 782 auf der Fraueninsel eines für Bene- diktinerinnen (zwischen 782 und 788 ein Kloster in Molzbichl/Molec, das älteste in Kärnten/Koroška, und möglicherweise auch →  Millstatt (Milštat/Milje), 770 Mattsee in Salzburg, 777 →  Kremsmünster in Ober- österreich). 1125 machte der Salzburger Erzbischof Konrad I. aus dem benediktinischen Herrenchiemsee ein Augustiner-Chorherrenstift. Herrenchiemsee war als ecclesia petenis (zu ladinisch Bedaio) Filialbistum für die westlichen Gebiete der Salzburger Erzbischöfe. In Salzburg gibt es noch heute den Chiemseehof, die ehe- malige Salzburger Residenz des »Chiemseebischofs«, heute Sitz der Landesregierung. Dobdagrecus, der irische Landsmann →  Virgils war auf der Herrenin- sel von 747 bis 755 als Weihbischof tätig. Nach neues- tem Wissensstand bestand schon im 7. Jh. ein Kloster, in dem irische Mönche (peregrinatio) tätig waren. Das Kloster wurde 1803 säkularisiert und zu einer Bier- brauerei. Neben der Klosterkirche gab es für Laien die Kirche St.  Maria. In ihr befindet sich heute eine slo- wenische Gedenkinschrift an die karantanischen du- ces Carastus/Gorazd und Cheitmar/Hotimir (→  Duces Carantanorum). Auf der Fraueninsel, auch Frauenchiemsee, 1175 Nunnenwerde in insula Chiemse, später Frauenwerdt, be- gründete Tassilo 782 ein benediktinisches Nonnenklos- ter, möglicherweise auch an eine ältere kirchliche Tradi- tion anknüpfend. Berühmteste Äbtissin war Irmengard (857 bis † 866), die Tochter Ludwigs des rex Baivario- rum (843–876, literaturüblich »der Deutsche«). Laut Conversio kamen kurz vor 750 (das Benedik- tinerkloster bestand noch nicht) der Sohn des karan- tanischen dux Borut Carastus/Cacatius (slow. Go- razd, dux in Karantanien 750–752) und der Neffe Cheitmarus (Hotimir, dux 752–769) als Geiseln ob- sides (→  Duces Carantanorum) für die Treue der Ka- rantaner zum baivarischen Fürstentum und zur »Un- terweisung im Christentum« auf die Herreninsel, wo sie auch getauft (altslowenisch Christus/Krišt > krištiti) wurden. Der Salzburger Priester Lupo, offensichtlich ein Salzburger Ladiner, betreute sie. Er wurde auch ihr Taufpate compater. Cheitmar/Hotimir wurde dem späteren Weihbischof von →  Maria Saal/Gospa Sveta Modestus anvertraut : duxeruntque inde secum obsides
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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