Seite - 221 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Conversio Bagoariorum et Carantanorum
Milko Kos, Conversio terzeichnet, die alle als katholische Priester ordiniert
worden waren, den Vorwurf mangelnder Berufung ab-
wehrten und sich insgesamt auf die CA beriefen. Die
Bedeutung der Confessio Carinthiaca liegt darin, dass
hier erstmals eine öffentliche Kundgebung des Luther-
tums in Kärnten/Koroška in seiner flacianischen Fär-
bung vorliegt, dem auch die slowenischen (→ »windi-
schen«) Prediger Christoff Faschang, Rosegk/Rožek,
Gregorius Krackouitz, St.
Stefan an der Gail/Štefan
na Zilji, Balthasar Ferher, St. Ermachor/Šmohor,
Johannes Schwartzruckher, Moßburg/Možberk,
Johannes → Faschang, Tultschnigk/Čajnče ihre Zu-
stimmung gaben.
Lit.: P. Dedic : Neue Quellen zur Geschichte des Protestantismus in Inne-
rösterreich. In : Archiv für Reformationsgeschichte 39 (1942) 220–244 ;
O. Sakrausky : Vierhundert Jahre evangelisches Bekenntnis in Kärnten
1566–1966. In : Saat 12 (1966) F. 6, 8 f.; O. Sakrausky : Die Unter-
zeichnung der Konkordienformel durch die Kärntner Pfarrer und Land-
stände (1978), Nachdruck in : Car I 171 (1981) 141–158 ; P. I. Fó-
nyad : Confessio Carinthica 1566, in : Peter F. Barton/László Makkai
(Hg.), Ostmitteleuropas Bekenntnisschriften der Evangelischen Kirchen A.
und H. B. des Reformationszeitalters III/1 1564–1576. Budapest 1987,
35–52 ; R. Leeb : Die Reformation in Kärnten. In : W. Wadl (Hg.) :
Glaubwürdig bleiben. 500 Jahre protestantisches Abenteuer. Klagenfurt
am Wörthersee 2011, 83–105.
Karl W. Schwarz
Conversio Bagoariorum et Carantanorum [Bekeh-
rungsgeschichte der Baiern und Karantanen], Weiß-
buch der Salzburger Kirche über die vom hl. Rupert
von → Salzburg durchgeführte, angebliche missiona-
rische Tätigkeit in Baiern (→ Bagoaria, → Christi-
anisierung) sowie die von Bischof Virgil und seinem
Nachfolger Arn geleitete Bekehrung der Karantanen
und Pannonier. Entstehungsgrund der Schrift : In die
bairisch-mährischen Kämpfe des Jahres 870 verstrickt,
geriet der vom Papst 869 zum Erzbischof von Sirmium
ernannte Slawenlehrer Methodios († 885) in die
Gewalt seiner bairischen Feinde und musste sich im
Herbst 870 vor einer Synode in Regensburg verantwor-
ten (→ Method-Vita). Er wurde als Eindringling in
eine fremde Diözese verurteilt, war zweieinhalb Jahre
in einem schwäbischen Kloster inhaftiert und wurde
erst aufgrund einer energischen päpstlichen Interven-
tion freigelassen. Nach der Vita Methodii trug der Ost-
frankenkönig Ludwig der Deutsche (rex Baioario-
rum, 817–876) die Hauptverantwortung für Methods
Verurteilung. Anscheinend hatte die 870 von einem
Salzburger Anonymus verfasste C. den König und die
versammelten Synodalen überzeugt. Es spricht einiges dafür, dass der Salzburger Erz-
bischof Adalwin (859–873) selbst der Autor dieser
Schrift war, die als »das Haupt- und Glanzstück der
ruhmvollen Salzburger Historiographie« (Alphons
Lhotsky) gilt. Salzburger und baierische Annalen,
Urkunden, Synodalprotokolle, liturgische Aufzeich-
nungen und Bischofslisten bildeten die Vorlagen für
die an Ludwig den Deutschen gerichtete C. Ihre
vornehmste Tendenz besteht darin, die Salzburger An-
sprüche auf die Pannonia inferior, auf das → karolin-
gische Pannonien östlich der Raab/Raba und nördlich
der Drau/Drava, gegen Methodios geschichtlich
möglichst weit zurück zu legitimieren (→ Pannoni-
sche Theorie). Daher beginnt die C. mit einer kurzen
Darstellung der Bekehrung der Baiern, die allein dem
hl. Rupert zugeschrieben wird, und behandelt dann
ausführlich die Salzburger Mission der Karantanen
(→ Carantani). Drei Päpste des 8. Jh.s hatten den Salz-
burger Missionsauftrag für →
Karantanien und die ju-
risdiktionelle Zugehörigkeit des Landes zur Salzburger
Diözese anerkannt.
Im Hinblick auf Pannonien konnten sich die Salz-
burger zwar auf Entscheidungen König Pippins von
Italien (796) und seines Vaters Karls des Grossen
(803), jedoch auf keine päpstliche Beauftragung beru-
fen. Um diese gegen die aktuelle päpstliche Politik zu
konstruieren, musste Pannonien als Teil Karantaniens
dargestellt werden. Demnach habe Salzburgs Jurisdik-
tion über die Karantanen gleichzeitig auch für deren
»Nachbarn«, d. h. eben für die Pannonia inferior, ge-
golten. Zur Verdeutlichung der geschichtlichen Ar-
gumentation behandelt der Autor selbstverständlich
auch den weltlichen Bereich, so dass er einzigartige
Informationen über die Entstehung Karantaniens wie
zur Geschichte und Organisation des baierischen Ost-
landes mit dem pannonischen Fürstentum Priwinas
(slow. Pribina) und Chozils (slow. → Kocelj) bis
870 bringt. Allerdings vermied der Verfasser jede Er-
wähnung der Rechte anderer baierischer Hochkirchen
in Karantanien und vor allem die → Aquileias. Kein
Wort vom Schiedsspruch Karls des Grossen, der
im Jahr 811 zwar die »Provinz« Karantanien als Nach-
folgerin Binnennorikums bestätigt, jedoch gegen das
Kirchenrecht zwischen Salzburg und Aquileia geteilt
und die bis ins 18. Jh. geltende Grenze an der Drau/
Drava festgelegt hatte. Kein Wort vom feindlichen Vet-
ter Karls des Grossen, dem Baiernherzog Tassilo
III. (748–788). Der Agilolfinger hatte 769 →
Inni-
chen ausdrücklich zum Zweck der Karantanenmission
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55