Seite - 247 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Dezemberverfassung
nen entsprachen. Gleiches gilt für die urbanen und
semi-urbanen Wirtschaftszentren in Kärnten/Koroška
(→ Klagenfurt/Celovec und →
Villach/Beljak sowie
→
Bleiburg/Pliberk, → Ferlach/Borovlje, → Ravne na
Koroškem, → Völkermarkt/Velikovec) und die sprach-
lichen Randgebiete, von denen aus die Germanisierung
fortschritt (→ Ossiacher Tauern/Osojske Ture und
Moosburger Hügelland/Možberško gričevje ; → Kräh-
wald/Hrebelja [Hreblje]). Die allgemeinen politischen
Verhältnisse festigten den gesellschaftlichen → Assimi-
lationszwang als Vorbedingung für den gesellschaftli-
chen Aufstieg.
In diesem Lichte läutete die Dezemberverfassung
1867 und insbesondere Art. 19 des Grundrechtskata-
logs einen Trend ein, der 1919 auf völkerrechtlicher
Ebene im → Vertrag von Saint-Germain bestätigt
wurde, wo aus den formell gleichberechtigten konstitu-
tiven Völkern nicht gleichberechtigte Bevölkerungsteile,
sondern staatstragende Mehrheiten und sog. → »Min-
derheiten« definiert wurden, wenn auch die Slowenen
etwa die Mehrheit in einem weitgehend geschlosse-
nen Siedlungsgebiet in → Südkärnten/Južna Koroška
darstellten. Die Lösung der nationalen Frage konnte
das dualistische System nicht bieten, weil es trotz der
formellen Gleichheit der konstitutiven Völker in bei-
den Reichshälften jeweils eine Ethnie favorisierte und
jegliche Vision oder Verhandlung einer trialistischen
oder anderen Lösung an der systemischen Trägheit
scheitern musste (wie es die vergeblichen Bemühungen
des Ministers ohne Portefeuille Dr. Ivan → Žolger
gegen Ende des Ersten Weltkrieges zeigten). Dies
wurde nicht zuletzt bereits mit der Annexion Bosniens
und Herzegowinas 1908 offenbar, als es nach 30 Jahren
Okkupation als corpus separatum de facto außerhalb des
institutionellen und politischen Gefüges in die Dop-
pelmonarchie eingegliedert und dem gemeinsamen
k. u. k. Finanzministerium zur Verwaltung unterstellt,
aber nicht an den gesamtstaatlichen demokratischen
und politischen Willensbildungsprozessen in den bei-
den Parlamenten, dem cisleithanischen Reichsrat und
dem transleithanischen Reichstag, beteiligt wurde, was
eher der Konzeption eines Kolonialstatus entspricht.
Quellen/Web : RGBl. 20/1861 : Die Verfassung der österreichischen
Monarchie, nebst zwei Beilagen ; RGBl. 88/1865 : Kaiserliches Manifest
vom 20. September 1865 ; RGBl. 89/1865 : Kaiserliches Patent vom 20.
September 1865, womit die Wirksamkeit des durch das kaiserliche patent
vom 26. Februar 1861 kundgemachten Grundsatzes über die Reichs-
vertretung sistiert wird ; RGBl. 141/1867 : Gesetz vom 21. Dezember
1867, wodurch das Grundgesetz über die Reichsvertretung vom 26. Feb- ruar 1861 abgeändert wird ; RGBl. 142/1867 : Staatsgrundgesetz vom
21. Dezember 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die
im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder ; RGBl. 143/1867 :
Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 über die Einsetzung eines
Reichsgerichts ; RGBl. 144/1867 : Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember
1867 über die richterliche Gewalt ; RGBl. 145/1867 : Staatsgrundgesetz
vom 21. Dezember 1867 über die Ausübung der Regierungs- und Voll-
zugsgewalt ; RGBl. 146/1867 : Gesetz vom 21. Dezember 1867 über die
allen Ländern der österreichischen Monarchie gemeinsamen Angelegen-
heiten und die Art ihrer Behandlung (sog. Delegationsgesetz) ; sowie
Staatsgesetzblatt Nr. 303/1920 : Staatsvertrag von St.-Germain-en-
Laye vom 10. September 1919, http://www.versailler-vertrag.de/svsg/3.
htm#35 ; BGBl. 392/1929 : Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung
von 1929 ; www.verfassungen.de/at/ (13. 9. 2012) ; BGBl. 152/1955 :
Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 (BGBl. 152/1955) betreffend die
Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich
(Staatsvertrag von Wien) ; BGBl. 258/1975 : Bundesgesetz vom 11.
April 1975 über die Organisation der Universitäten (Universitäts-Or-
ganisationsgesetz – UOG ; UOG 1975/ Firnberg-UOG, eingebracht
1973) ; BGBl. 118/1999 : Sporazum med Vlado republike Avstrije in
vlado Republike Slovenije o znanstveno-tehničnem sodelovanju / Abkom-
men zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung
der Republik Slowenien über wissenschaftlich-technische Zusammenar-
beit (BGBl. III – Ausgegeben am 24. Juni 1999 – Nr. 118) ; http://
www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/1999_118_3/1999_118_3.
pdf ; BGBl. 68/2000 : Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-
Verfassungsgesetz geändert wird (neuer Artikel 8/2, in Kraft getreten
am 1. Avgust 2000). http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bg-
blPdf/2000_68_1/2000_68_1.pdf ; BGBl. 90/2002 : Sporazum med
vlado republike Avstrije in vlado republike Slovenije o sodelovanju v kul-
turi, izobraževanju in znanosti / Abkommen zwischen der Regierung der
Republik Österreich und der Regierung der Republik Slowenien über die
Zusammenarbeit auf den Gebieten der Kultur, der Bildung und der Wis-
senschaft, BGBl. Nr. III Nr. 90/2002 in Kraft seit 1. 5. 2002, Protokoll
der 2. Tagung der österreichisch-slowenischen Gemischten Kom-
mission, 15. und 16. 5. 2007 Laibach, Gültigkeitsdauer : bis 31. 12.
2012, 2010 : Evaluierung durchgeführt nächster Verhandlungstermin :
2. Hälfte 2012 (Wien) ; http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/
aussenpolitik/auslandskultur/kulturabkommen/liste-der-kulturab-
kommen.html) ;tudi : http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/
bmeia/media/3-Kulturpolitische_Sektion_-_pdf/Kulturabkommen/
Slowenien.pdf ; BGBl. 29/2010 : BGBl. III Nr. 118/1999 in Kraft
seit 1. 7. 1999 (Protokoll zur Änderung des Abkommens zwischen der
Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Republik Slo-
wenien über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, BGBl. III Nr.
29/2010 in Kraft seit 1. 4. 2010) ; http://www.ris.bka.gv.at/Doku-
mente/BgblPdf/1999_118_3/1999_118_3.pdf.
Lit.: A. Skedl (Hg.) : Der politische Nachlaß des Grafen Eduard Taaffe.
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A. Kann : Das Nationalitätenprob-
lem der Habsburgermonarchie. Geschichte und Ideengehalt der nationalen
Bestrebungen vom Vormärz bis zur Auflösung des Reiches im Jahre 1918.
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verordnungen von 1897. Ihre Genesis und ihre Auswirkungen vornehm-
lich auf die innerösterreichischen Alpenländer. Graz/Köln 1960, 1965 ;
H. Fischer, G. Silvestri (Hg.) : Texte zur österreichischen Verfassungs-
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bau – Die Entstehung der Bezirkshauptmannschaften (1848–1868). In :
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55