Seite - 276 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Dualismus der Rechtsordnungen
ausgerichteten Kärntner Slowenen und den übrigen
CMD-Akteuren, die liberal eingestellt waren. Diese
Meinungsverschiedenheiten zeigten sich im scharfen
Konflikt zwischen der CMD und dem → Slovensko
šolsko društvo [Slowenischer Schulverein] in der Frage,
welcher von beiden Vereinen berechtigt sein sollte, ei-
gene Filialen zu gründen, und welcher zugunsten des
anderen davon Abstand nehmen müsse.
Quellen : Vestnik (koledar) Šolske družbe sv. Cirila in Metoda. Ljubljana
1887–1934.
Lit.: T. Zorn : Iz delovanja Družbe sv. Cirila in Metoda na Koroškem pred
prvo svetovno vojno. In : ZČ 31 (1977) 361–374 ; A. Vovko : Podružnice
»Družbe sv. Cirila in Metoda« na Koroškem 1885–1918. In : KK 1978,
151–161 ; A. Vovko : Odborniki podružnic »Družbe sv. Cirila in Metoda«
na Koroškem v letih 1885–1918. In : KK 1979, 110–121 ; A. Vovko : Boj
za šolo Družbe sv. Cirila in Metoda v Vodičji vasi. In : KK 1983, 137–
141 ; A. Vovko : Mal položi dar … Portret slovenske narodnoobrambne
šolske organizacije Družbe sv. Cirila in Metoda 1885–1918. Slovenska
matica. Ljubljana 1994 ; A. Vovko : Odborniki in članstvo podružnic
Družbe sv. Cirila in Metoda 1885–1918. ZRC SAZU. Ljubljana 2004.
Andrej Vovko ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Dualismus der Rechtsordnungen → Personalitäts-
prinzip.
Duces Carantanorum. In der deutschsprachigen Ge-
schichte Karantaniens/Kärntens beginnt das älteste
»Herzogtum« Österreichs mit der endgültigen Tren-
nung Karantaniens von Baivarien durch Otto II. im
Jahr 976. 1976 feierte man das Millennium des »Für-
stentums« als Tausend Jahre Herzogtum Kärnten. Laut
→ Conversio gab es im 8. und 9. Jh. die beiden ducatus
Baivaria und Carantania (→
Karantanien). Carantania
wurde unter Borut nach der siegreichen Hilfe der Ba-
ivaren/Salzburger gegen die → Awaren und die nicht
christlichen slowenischen gentiles (→ carmula) von den
Baivaren/Baiern (→ Bagoaria) abhängig (→ Ljude-
vit-Aufstand).
Die größte regionale Ausdehnung beider Herr-
schaftsgebiete (→
Sprachgrenze) war für die → Ba-
ivaria (literaturüblich, aber unkorrekt »Bayern«) der
Salzach-/Inngau bis zur Donau, das südliche Salzkam-
mergut und Oberösterreich bis zur Slawen/Slowenen-
Grenze (nach Karte Kronsteiner → Sprachgrenze),
Tirol, Ost- und Südtirol. Die Carantania (Carantani,
partes Quarantanae, Sclavinia, regio Carantanorum, Ca-
rontania Sclavaniorum) umfasste Kärnten/Koroška bis
zur Drau/Drava (eigentlich bis zu den → Karawanken/
Karavanke), die Steiermark/Štajerska, das südöstliche
Oberösterreich (St. Florian, Kremsmünster, Windisch- garsten) und das Salzkammergut (Bad Ischl, Goisern),
das südwestliche Niederösterreich (→ Ostarrichi/Os-
triki) und das Semmeringgebiet (um Gloggnitz).
In der lateinischen Urkundensprache verwendet man
für die Anführer des ducatus den Titel dux, der litera-
turüblich bald als Fürst bald als Herzog übersetzt wird,
ducatus demgemäß als Fürstentum oder Herzogtum,
ebenso verwirrend die literaturübliche Bezeichnung
Fürsten/stein aber Herzog/stuhl. Beides heißt slowe-
nisch »nur« knez (knežji kamen, knežji stol – neuerdings
auch vojvodski prestol). Die duces Karantaniens waren
laut Quellen →
Sclavi/Slowenen.
Die literarisch bekannten duces Baivariorum waren
Theoto/Theodo, Otilo/Odilo († 748) und Tas-
silo († um 796). Der von Historikern Ludwig »der
Deutsche« († 876) Benannte nennt sich selbst rex Ba-
ivariorum. Das Gesetz der gens heißt lex Baivariorum
(literaturüblich »Bajuvariorum«, → Personalitätsprin-
zip). Bei den Karantaner Sclavi qui dicuntur Quaran-
tani (Slawen/Slowenen, die Karantaner heißen) war
der Erstgenannte dux gentis illius Samo quidam scla-
vus manens in Quarantanis (Samo, der Fürst dieser gens,
irgendein Slawe, der sich im Karantanischen aufhält),
literaturüblich (aber unbewiesen und unwahrschein-
lich) »ein fränkischer Kaufmann«. Zwischen Samos
Tod und Borut ist eine Lücke von etwa 100 Jahren.
Danach wird Boruth/Boruch († ca. 750) als dux
erwähnt. Sein Sohn Cacatius/Karastus/Gorazd
(† 752) und der Sohn seines Bruders, Cheitmar/
Chenmarus/Hotimir († 769), kommen als Gei-
seln auf die Herreninsel im → Chiemsee, wo sie vom
Salzburger Priester Lupo zu Christen »erzogen« und
getauft wurden. Cacatius wurde kurze zwei Jahre dux.
Nach seinem Tod wurde Cheitmar zum Fürsten ge-
wählt. Keiner dieser Fürsten ist im Salzburger → Ver-
brüderungsbuch erwähnt. Nach dem Tod Cheitmars
folgte der im Verbrüderungsbuch erwähnte Wal-
tunc/Waltuc (Domitianus ?), vermutlich Vladuk
oder Vladyka († 788), nach. Nach ihm sind als duces
noch erwähnt Priwizlauga, Cemicas, Ztoimar,
Etgar, Helwinus, Albarius, Pabo († 861), wäh-
rend die Anführer der Baivari sich ab 825 nur noch rex
nannten. Das ducatus Carantanorum begann mit duces,
eigentlich mit Samo im 7. Jh. Der erste urkundlich
gesicherte Fürst/Herzog ist dux Borut († 750). Das
sind vier Jahrhunderte, die eigenartigerweise nicht zur
Geschichte von Kärnten/Koroška gerechnet werden,
vor dem in der deutschsprachigen Literatur üblichen
Beginn des »Herzogtums Kärnten« (976).
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55