Seite - 288 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Edlinger
KS 21. 9. 1927
Mir 18. 5. 1905
Am 14. April 1942 wurden fünf Familien überfalls-
artig durch die SS von ihren Höfen vertrieben und zur
Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt (→ De-
portationen 1942). Das waren die Familien Resei vlg.
Žlosar/Schlosser aus Roach/Rove, Familie Ander-
wald vlg. Ožl aus Zauchen/Suha, Familie Kramer
vgl. Janšej aus Techelweg/Holbiče, Familie Umek vgl.
Kramarč aus Schieflig/Škofiče und Familie Schlei-
cher, Gasthaus in Aich/Dob.
Pfarrer Alois → Nadrag, Simon Allesch vlg.
Požaričnik aus Auen/Log und Max Sucher aus Zau-
chen/Suha wurden ins Konzentrationslager Dachau
abgeführt, wo Max Sucher verstarb. Etliche Personen
wurden verhaftet und im Klagenfurter Gefängnis fest-
gehalten, so dreimal Johann Notschnik vlg. Lipej aus
St. Kathrein/Podjerberk und einmal gleich die ganze
Familie. Dasselbe Schicksal ereilte auch die Töchter
Resi und Marta Wister vlg. Hauptmann aus Ottosch/
Otož. Der Terror entfachte den Widerstand und einige
Soldaten kehrten nicht an die Front zurück, sondern
schlossen sich den Widerstandskämpfen südlich der
Drau/Drava an, hatten aber auch Positionen im Turia-
wald/Turje und wurden von einheimischen Familien
unterstützt.
Die Erneuerung des politischen und kulturellen
Wirkens nach dem Zweiten Weltkrieg war schwie-
rig, da die Obrigkeit und einige Gemeindebürger den
Angehörigen der slowenischen Volksgruppe abermals
missgünstig gegenüberstanden. Obendrein mussten
die verfallenen Höfe wieder instand gesetzt werden.
Aber schon im März 1946 wurde das erste Schauspiel
aufgeführt. Im selben Jahr wurde bei der ersten Voll-
versammlung der Nachkriegszeit Miro Mischkul-
nig zum Obmann gewählt. Bis zum Jahre 1955 wur-
den noch neun Schauspiele aufgeführt. Dazwischen
gab es Auftritte mit der Tamburizza-Gruppe und
den Sängern sowie Gastauftritte in Velden/Vrba bei
der Drabosnjak-Aufführung, in → Ferlach/Borov-
lje, in → Keutschach/Hodiše, in St. Egyden/Šentilj, in
Achomitz/Zahomec und in Sittersdorf/Žitara vas. Im
Jahre 1949 trat die Tamburizza-Gruppe anlässlich ei-
ner Gedenkveranstaltung zum einhundertsten Todes-
tag des Dichters →
Prešeren im Klagenfurter Radio
auf. Eine größere Veranstaltung der »Edinost« gab es
im Jahre 1951 im Gasthaus Schütz. Lustige Szenen
wechselten mit Gesangsdarbietungen sowie Tambu-
rizza- und Harmonikaspiel. Der Verein hat auch in den
vereinigten Sängerchören von der → Sattnitz/Gure
mitgewirkt und im Jahre 1953 mit großem Erfolg in Maribor und Slovenske Gorice gastiert. Der Chorleiter
war Paul →
Kernjak. Auch zwei Chöre aus Slowenien
gastierten in Schiefling/Škofiče – der geistliche Chor
der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-
Verein] und der Kammerchor aus Celje im Jahre 1954.
Ein gesondertes Lemma ist dem → Kirchenchor von
Schiefling/Škofiče gewidmet.
Lit.: Na poti skozi čas/Auf dem Weg durch die Zeit, Škofiče z okolico skozi
90 let/Streifzug durch 90 Jahre Kultur und Alltag in Schiefling und
Umgebung. Klagenfurt/Celovec 1997 ; J. Hafner (Hg.) : Die Markt-
gemeinde Schiefling am See und ihre Geschichte 1256–2006. Schiefling
am See 2006.
Avguštin Malle
Edlinger, slow. kosezi (in Hofnamen Koseze), bezeich-
net eine privilegierte slowenische soziale Schicht freier
Bauern. Die slowenische Bezeichnung kosezi ist ur-
kundlich nicht belegt. Die bairischen E. sind erst seit
dem 13. Jh. als Hofname (→ Ortsname) Edling belegt.
Besonders häufig kommen sie in Kärnten/Koroška
vor. Das Wort ist eine karantanische Prägung und au-
ßerhalb Kärntens im übrigen Österreich kaum üblich.
Ursprünglich waren sie vielleicht identisch mit bai-
risch Adalunc/Adelunc (als Personenname im Salzbur-
ger → Verbrüderungsbuch). Besonders nördlich von
und um Klagenfurt/Celovec (→ Klagenfurter Feld/
Celovško polje, → Zollfeld/Gosposvetsko polje) sowie
im Kärntner Zentralraum gab es zahlreiche Edlinger-
höfe. In lateinschen Texten sind es die libertini, rustici
liberti, nobiles, pagani gentiles (→ Carmula), slowenisch
svobodnik (auch als → Personenname). Leider haben
zahlreiche Studien kaum Klarheit über die eigentliche
Funktion der E. gebracht.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55