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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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289 Edlinger Edlinger/kosezi im Zentral- südkärntner Raum nach Bogo Grafenauer, übersetzt/ bearbeitet von Bojan-Ilija Schnabl (ES 5, 1991, 314) Wiewohl die Nationalitätenfrage im Mittelalter wenig Bedeutung hatte, ist zu beachten, dass die bairisch Ed- linger Benannten, keine (wie literaturüblich unterstellt) fränkisch/bairische soziale Schicht waren, sondern ein slawischer/slowenischer Stand. Dieser wurde aus frän- kischer/bairischer feudalrechtlicher Sicht aufgrund sei- ner Privilegien (Fürstenwahl) als aristokratischer Stand verstanden und als solcher akzeptiert. Bei Verträgen wurden die Zeugen nicht, wie bei den Baiern üblich, an den Ohren gezogen (per aures - tracti, per aures trahere) (→  St.  Georgen am Längssee [Šentjurij ob Dolgem je- zeru]). Dieser Brauch (→  Rechtsinstitutionen) ist übri- gens nicht wie literaturüblich vermutet germanisch, son- dern römisch-ladinisch. Nach alter römischer Anatomie ist in den Ohren aures der Sitz des Verstandes. Auch an den →  Personennamen der E. und ihrer Untergebenen (servi/servae, mancipia) ist zu erkennen, dass es sich um slowenische Bauern/Gutshöfe handelt. Es war ein Stand freier Bauern mit eigenem Grund- besitz und ursprünglich verschiedenen militärischen Verpflichtungen wie Bewachung von Verkehrswegen, Pässen, Brücken, Befestigungsanlagen, in der Funk- tion identisch mit den »Kroaten« Crouuati (in pago →  Crouuati) als Wehrbauern. Im Gegensatz zu den ge- wöhnlichen Bauern hatten die Edlinger/kosezi als Groß- bauern einen privilegierten Rechtsstatus. Sie zahlten andere oder keine Steuern. Sie waren das »Wahlvolk« bzw. Wahlmänner bei der →  Fürsteneinsetzung. Der dux Carantanorum musste ihnen per Eid in windischer/ slowenischer Sprache gewisse Rechte und Freiheiten zusichern. Auffällig wurden sie im 8. Jh. aus religiö- sen Gründen, da sie sich der offiziellen Annahme des Christentums als pagani gentiles widersetzten und wei- terhin ihre alten Götter verehrten (→  Carmula). In Baivarien (→  Bagoaria) waren nur einige adelige Familien berechtigt, den dux aus ihren Reihen zu stellen. In →  Karantanien waren offenbar alle E. als Freibauern berechtigt, den dux zu wählen. In der →  Conversio wird →  Virgil gegenüber »undeutlich« angedeutet, dass das »slowenische Volk« (petentibus sclavis, illi eum du- cem fecerunt) Gorazd und Cheitmar als dux wollte (→  Duces Carantanorum), allerdings auch per iussionem Francorum. Entgegen fantasievoller Theorien (u. a. < turkspra- chigem qasaq »Grenzposten, Wächter, freier Krieger«, semantisch verlockend aber phonetisch kaum möglich) könnte der Name kosezi/kasezi mit dem turksprachigen gaziz »der Freund« zusammenhängen und ähnliches bedeuten wie die fränkischen amici regis. Das wäre eine karantanerslowenische Gruppe von Bauern, die an strategisch wichtigen Stellen für das Funktionieren der awarisch-slowenischen Verwaltung sorgte (→  Awaren). Während die Bezeichnung Crouuati offenbar auf den großen »Grundbesitz« hinweist, wie auch Porphyro-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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