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Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt
tinos Porphyrogennetos für seinen Sohn Romanos. Übersetzt, eingeleitet
und erklärt von Klaus Belke und Peter Soustal, Byzantinische Ge-
schichtsschreiber, Hg. Johannes Koder. Bd. XIX. Wien 1995, 165 ;
B.-I. Schnabl : Inkulturacija, fenomen kulturnih procesov. In : SMS XV
(2012) 231–246 ; B.-I. Schnabl : Celovško polje, Neznani zaklad osre-
dnje slovenske kulturne pokrajine. In : KK 2013. Celovec [2012], 107-
122.
Otto Kronsteiner
Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt im
Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora,
frühneuzeitliche Abgaben der → Edlinger/kosezi.
In der fortwährenden Erbteilung lag eine Wurzel für
den Untergang der → Edlinger/kosezi als freibäuerli-
che Schicht. Die Kriterien für Wehrhaftigkeit und die
Fähigkeit, Kriegsdienst zu leisten, hatten sich nämlich
vom Früh- zum Hochmittelalter entscheidend ver-
schoben. An die Stelle eines Volksheeres, das zu Fuß
kämpfte, war eine Spezialtruppe berittener und ge-
rüsteter Berufskrieger getreten. Für Kriegsdienst mit
Rüstpferd und Harnisch reichte die wirtschaftliche
Substanz kleiner Bauerngüter, die durch freiegene Erb-
teilung aus ehemaligen Edlingergütern hervorgegan-
gen waren, in keinem Fall aus. Allenfalls konnte man
sie noch für Mannschaftsdienste auf Burgen und der-
gleichen einsetzen.
Nur jene Edlingerfamilien, in denen die Besitztei-
lung noch nicht weit fortgeschritten war, schafften da-
her den Aufstieg in die Dienstmannschaft des Landes-
fürsten oder eines anderen geistlichen oder weltlichen
Machtträgers. Ein Beispiel dafür im Gemeindegebiet
von Magdalensberg/Štalenska gora am →
Klagenfur-
ter Feld/Celovško polje dürften die Portendorfer sein.
Diese dürften ursprünglich eine bäuerliche Edlingerfa-
milie gewesen sein, die in den Stand der herzöglichen
ritterlichen Dienstleute aufstieg und mit Lehensbesitz
ausgestattet wurde. Mit dem kleinen Edelmannsitz
(»Gesäß«) waren als landesfürstliche Lehen sechs Hu-
ben zu Portendorf/Partovca und drei Huben zu Blasen-
dorf/Blažnja vas sowie das Brennamt verbunden. Über
dieses mysteriöse Amt, welches schon der Geschichts-
schreiber → Johann von Viktring erwähnt, ist viel
gerätselt worden. Ausgehend vom spätmittelalterlichen
Chronisten Jakob → Unrest verbreitete sich die Auf-
fassung, dass es den Portendorfern gestattet gewesen sei,
»im Lande Kärnten während des Huldigungsaktes am
Zollfeld und der dortigen Lehensverleihung … nach
Belieben zu sengen und zu brennen oder anstatt diesem
Brandschatzungen vorzunehmen« (Katastralschätzung
1830), d. h. ganz in Mafiaart Schutzgelder zu erpres- sen. Diese Interpretation ist möglicherweise auch auf
das Wappen der Portendorfer zurückzuführen, welches
zwei überkreuzte Barten (= Streitäxte) enthält. Die mo-
derne Rechtsgeschichte sah darin das »Symbol einer
Welt, in der innerstaatliche Fehde möglich ist« und in
der erst ein rechtmäßig eingesetzter Fürst Raub und
Brand überwinden könne (Otto Brunner). Die ältere
Deutung liefert Johann von Viktring, wonach das
Amt lediglich darin bestanden habe, bei der Huldigung
Reisighaufen zu Ehren des Fürsten (→
Duces Caran-
tanorum) zu entzünden. Diese könnten ein letztes Re-
likt einer Zeit gewesen sein, in der die Edlingerbauern
sich im Rahmen ihrer militärischen Aufgaben mithilfe
von Feuerzeichen verständigten. Walther Fresacher
hat diesbezüglich zu Recht darauf hingewiesen, dass
in den ehemaligen Siedlungsgebieten der Edlinger der
Hof- und Familienname »Brenner« häufig vorkomme.
Den Chronisten und Rechtsgelehrten des Spätmit-
telalters war das seltsam und barbarisch anmutende
Privileg weder in der einen noch in der anderen Deu-
tung geheuer. Die habsburgischen Beamten erklärten
schließlich 1602, dass es eine unchristliche und »wider
die lieb des negsten … schedliche Freiheit« sei, »die nit
mehr verliehen und gestattet werden solle«. Im frühen
15. Jh. war Portendorf/Partovca im Erbwege an die Fa-
milie Mordax gefallen. Die Mordax schenkten und
verkauften ab 1500 zahlreiche Güter und Zehente an
die Propstei → Tainach/Tinje sowie die nahe gelege-
nen Kirchen St. Thomas/Šenttomaž und St. Lorenzen/
Šentlovrenc. Sie bauten den kleinen Edelmannssitz zu
einem Schloss aus und übernahmen sich möglicher-
weise. In der zweiten Hälfte des 16. Jh.s erwarben sie
auch Güter in → Krain/Kranjska und wandten sich
dem → Protestantismus zu, weshalb ein Zweig der Fa-
milie 1629 nach Nürnberg emigrierte.
Die große Masse der übrigen Edlinger geriet zuneh-
mend unter den Druck der neuen feudalen Krieger-
kaste und damit in Gefahr, von ihr in die persönliche
Unfreiheit gedrückt zu werden. Eine Möglichkeit, dem
zu entgehen, war ins städtische Bürgertum überzu-
wechseln. Walter Fresacher hat in einer umfassen-
den Studie nachgewiesen, dass die mittelalterlichen
Bürger Klagenfurts in großer Zahl solche Edlinger
gewesen sein dürften, die sich als städtische Gemein-
schaft ihre eigene Rechtssphäre sicherten. Viele dieser
Bürger haben in der Folge Güter am Land kirchlichen
Institutionen gestiftet. Für diesen Vorgang gibt es im
Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora
eine Reihe interessanter urkundlicher Zeugnisse. Viele
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55