Seite - 298 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Eicher, Jožef
Martin Ehrlich
er Professor für biblische Wissenschaften am Klagen-
furter → Priesterseminar. Danach wurde er Administ-
rator und am 16. Juli 1921 Propstpfarrer in → Tainach/
Tinje, 1928 Domkanonikus in Klagenfurt/Celovec. Mit
seinem Bruder Lambert gründete er die slowenische
Priestervereinigung →
Sodaliteta, zu deren Obmann er
bald gewählt wurde. E. unterstützte auf verschiedene
Weise slowenische Gymnasiasten und arbeitete auch
im Dijaški dom [Schülerheim] sowie bei zahlreichen
slowenischen kirchlichen Vereinen mit. 1918 verfasste
er für Bischof →
Hefter ein Schreiben, worin er die-
sem abriet, den Priestern ein Agitationsverbot für die
→ Maideklaration zu erteilen. Nach der → Volksab-
stimmung 1920 musste E. Diskriminierungen durch
die Kärntner Landesbehörden erdulden.
Lit.: SBL ; OVSBL. – G. Rožman : Naši življenjepisi. Prelat dr. Martin
Ehrlich. In : Koledar Družbe svetega Mohorja v Celju (1930) 110–112 ;
Prelat dr. Martin Ehrlich. In : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njiho-
vega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 73–76.
Avguštin Malle
Eicher, Jožef, Verwalter, 1911, 1917 und 1920 ausge-
wiesen als Mitglied der slowenischen Spar- und Dar-
lehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St.
Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus →
Maria Saal/Gospa Sveta (→ Edinost Št. Tomaž, → Ge-
nossenschaftswesen).
Archiv/Lit.: Blagajniški dnevnik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana
dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št.
Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm, 1910–1931), S. 7, 34 ; Knjiga hranilnih vlog,
Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov. Ljubljana dne 1. septembra
1910, S. 30 (Privatarchiv).
Bojan-Ilija Schnabl
Eidesformeln. Ein wichtiger mündlicher Anwen-
dungsbereich des Slowenischen waren die Gerichte.
Weder die kirchlichen noch die weltlichen Gerichte
und Administrationsorgane benutzten in der inneren
Verwaltung und im Schriftverkehr das Slowenische
oder nur ausnahmsweise. Dies gilt für alle slowenischen
Gebiete. In Angelegenheiten jedoch, wo mündliche
Kontakte mit Parteien stattfanden, hat sich über viele
Jahrhunderte der Gebrauch des Slowenischen erhalten
müssen, da die Landbevölkerung und nicht selten auch
die Stadtbewohnerschaft des Deutschen nicht oder un-
genügend mächtig war.
Den umfangreichsten Teil der im Zusammenhang
mit dieser Sphäre des gesellschaftlichen Lebens ent- standenen und den Gebrauch des Slowenischen im
amtlichen Sektor beweisenden Texte stellen verschie-
dene Arten und Varianten der Eidesformeln dar, wohl
deshalb, weil sie zu den normierten Texten gehörten und
sich die schriftliche Fixierung und Tradierung empfahl.
Slowenische Eidesformeln haben sich in allen slowe-
nischen Gebieten für Angehörige aller sozialen Klassen
und für verschiedene Situationen, in denen eine Eides-
leistung verlangt wurde, erhalten. Diese Texte lassen
den Schluss zu, dass einige Formeln in solcher gene-
tischen Verbindung miteinander stehen, die nicht nur
von der deutschen Vorlage herrührt, sondern zumindest
teilweise eine von der deutschen Vorlage unabhängige
Abschreibtradition im gesamten slowenischen Gebiet
angenommen werden kann. Auf eine solche Tradi-
tion haben I. → Grafenauer (1946) und J. Koruza
(1972/73) hingewiesen.
Lehenseide : Zur Zeit Kaiser Ferdinands III.
(1608–1657) wurde nach dem Jahre 1637 im Buch
der Eidesformeln von → Innerösterreich eine Eides-
formel (»Juramentum Slavonicum«) eingetragen, die
nicht an ein einziges Land gebunden war, sondern für
alle innerösterreichischen Länder galt. Aus dem Jahre
1653 stammt der Lehenseid, der dem Gurker Bischof
zu leisten war. Er hatte seine Gültigkeit ebenfalls für
Adlige aus allen slowenischen Ländern, da das Gurker
Bistum Besitzungen auch außerhalb Kärntens hatte.
Diese beiden Eide aber weisen darauf hin, dass nicht
der gesamte Adel der slowenischen Länder deutsch
sprechen konnte, dass also die soziale Sprachgrenze bei
Weitem nicht lückenlos war (→ Adelssprache).
Bürgereide, Diensteide, Eidesformeln für Bauern,
Reformationseide : Slowenische Bürgereide, sloweni-
sche Diensteide für Stadtfunktionäre oder städtische
Bedienstete und Eidesformeln für die Abschwörung
des evangelischen Glaubens sind bisher in Kärnten/
Koroška keine aufgefunden worden, wohl aber sind sol-
che für → Krain/Kranjska bezeugt. Ebenso wenig sind
bisher in Kärntner Archiven Eidesformeln für Bauern
entdeckt worden.
Gerichtseide : Verhältnismäßig reichlich fließen die
Kärntner Quellen auf dem Gebiet der Gerichtseide.
Das älteste Beispiel eines solchen wurde zwischen 1601
und 1609 am Ende eines Buches mit Gerichtsproto-
kollen von Viktring/Vetrinj niedergeschrieben. Die-
selbe Eidesformel ist auch in einer jüngeren, aus Grif-
fen/Grebinj stammenden Quelle überliefert.
Im Unterschied zur Viktringer Eidesformel ist die
Griffener in deutscher Fraktur geschrieben. Beide
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55