Seite - 311 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I

311 Emigration nem Hausarzt, »selbst nicht wusste ob er Slowene oder Deutscher sei«, optierte er endgültig für die deutsche Seite (→  Assimilant, →  Assimilationszwang). Archive : KLA, Stenographische Protokolle des kärntnerischen Landtages. Quellen : Stenographische Protokolle der X. Wahlperiode des kärnt- nerischen Landtages zu Klagenfurt [1909–1914]. Lit.: OVSBL. – Pogreb Florijana Ellersdorferja. In : Koroški Slovenec 20. 2. 1929, Nr. 8 ; V. Melik : Wahlen im alten Österreich – am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Wien/Köln/Weimar 1997, 256, 340, 429, 434, 435 (slowenische Erstausgabe Ljubljana 1965 ; 248, 324, 402, 407) ; J. Pleterski : Slowenisch oder deutsch ? – na- tionale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/ Celovec 1996, 397, 399, 400, 402, 403, 408 (slowenische Erstaus- gabe Ljubljana 1965 ; 365, 367–370, 374) ; F. Petek : Iz mojih spomi- nov. Ljubljana – Borovlje 1979, 21, 24 ; J. Lukan : Franz Grafenauer (1860–1935). Volkstribun der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1981 (Studia Carinthiaca Slovenica ; 2), 51, 53, 99, 345. Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Elze, Ludwig Theodor (* 17. Juli 1823 Alten bei Des- sau, † 27. Juni 1900 Venedig), evangelischer Theologe, Kirchenhistoriker, Literaturhistoriker, Dichter, Numis- matiker und Ethnologe. E. studierte in Tübingen und Berlin (1842–1845) evangelische Theologie und arbeitete anschließend als Hauslehrer in Italien. Wegen eines Vergehens musste er sich im Ausland nach einer Pfarrstelle umsehen und wurde von der 1850 konstituierten Kirchengemeinde Ljubljana 1851 als Pastor berufen. Er verstand sich gleichsam als Nachfolger des 1598 abgesetzten und nach Württemberg emigrierten Felician Trubar, eines Soh- nes des Reformators Primož →  Trubar, welchem er sein Lebenswerk widmete. 1865 wechselte er nach Me- ran in Südtirol, nach weiteren drei Jahren an die evange- lische Gemeinde in Venedig, wo er bis 1891 wirkte und seinen Ruhestand verbrachte. Während seiner 14-jähri- gen Tätigkeit in Ljubljana stellte er eine umfangreiche Materialsammlung zur slowenischen Reformationsge- schichte zusammen und verfasste viel beachtete wis- senschaftliche Beiträge. Er setzte seine Tätigkeit auch später in Italien fort. Eine geplante Geschichte der kra- inischen Literatur im 16. Jh. kam nicht zustande, aber er veröffentlichte zahlreiche Schriften über Einzelfragen. Er behandelte die protestantische Kirche und Schule in →  Krain/Kranjska, ihre führenden Persönlichkeiten (Superintendenten, Prädikanten, Kirchenräte, Rekto- ren), verschiedene Gattungen von Druckschriften (Ka- techismen, Postillen, Gebetbücher, Gesangbücher, Ritu- alschriften) usw. Anlässlich des 400-Jahr-Jubiläums der Universität zu Tübingen verfasste er die Festgabe Die Universität Tübingen und die Studenten aus Krain (1877), wofür ihm 1878 der Dr. phil. h.  c. verliehen wurde. E. war als Materialsammler und Publizist eine der treiben- den Kräfte der Erforschung der slowenischen Reforma- tion. Seine Schriften blieben noch Jahrzehnte unum- gängliche Referenzen für alle nachfolgenden Arbeiten zu dieser Epoche. Sein wohl wichtigstes Werk, Primus Trubers Briefe, wurde erst 1986 von der erweiterten zwei- sprachigen Neuausgabe überholt. Werke : Die Superintendenten der evangelischen Kirche in Krain. Wien 1863 ; Truber Primus und die Reformation in Krain. In : Real-Encyk- lopädie für protestantische Theologie u. Kirche, Suppl. III, 1866 ; 2. Ausg. Bd. XVI, 1885 ; Die Universität Tübingen und die Studenten aus Krain. Tübingen 1877 (München 1977) ; Die slovenischen protestanti- schen Druckschriften. Venedig 1896 ; Primus Trubers Briefe. Tübingen 1897. Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – P. F. Barton (Hg.) : Bibliographie zur Ge- schichte der evangelischen Christen und des Protestantismus in Österreich und der ehemaligen Donaumonarchie. Wien 1999, 568 ; C. Weismann : Th. Elze und seine Beziehungen zur Universität Tübingen. In : Ge- schichte, Kultur und Geisteswelt der Slowenen, 14. München 1977, 113–122 ; A. A[škerc] : † Theodor Elze. In : LZ 20/8 (1900) 505–508 [mit Bibliografie] ; W. A. Schmidt : Ein katholisch-slovenischer Nach- ruf auf Th. Elze. In : JGPrÖ 23 (1902) 110–114 ; J. Rajhman : Pisma Primoža Trubarja. Ljubljana 1986 ; D. Voglar : Theodor Elze : 1823– 1900. In : Stati in obstati 1/1–2 (2005) 228–232 ; A. Schindling : Pri- mus Truber-Gedenkorte in Süddeutschland. In : Primus Truber und die Reformation in Slowenien (=  Fresacher Gespräche 2012). Klagenfurt 2013, 13–29 [zugleich Sonderdruck aus Carinthia I 203 (2013)]. Karl W. Schwarz, Darko Dolinar Emigration. Der Begriff der E. bzw. Auswanderung definiert jene räumlichen Veränderungen von Einzel- personen oder Gruppen aus einem Abwanderungs- hin in ein Einwanderungsgebiet oder einen Ort mit dem Ziel einer temporären oder dauerhaften Auswanderung bzw. Niederlassung über Staatsgrenzen hinweg. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges werden unter E. nur jene Wanderbewegungen aus Kärnten/Koroška gezählt, bei denen sich die Migranten außerhalb der österrei- chisch-ungarischen Monarchie niederließen, danach jene außerhalb der Republik Österreich. Bis zum Beginn der Industriellen Revolution war das Phänomen der E. aus Kärnten/Koroška relativ wenig bedeutend. Für kürzere oder längere Zeit verließen vor- nehmlich Handwerker, Händler und Saisonarbeiter das Land. In dieser Zeit wanderten auch einige Protestan- ten hauptsächlich in deutsche Länder aus, einige spä- ter in die USA. In die USA wanderten auch vereinzelt Priester, die in der neuen Heimat in deutschen Pfarren