Seite - 333 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I

333 Faaker See/Baško jezero eine Verbesserung der Lage einer Reihe von Minder- heiten ein (so auch für die Slowenen aus dem Italien zugesprochenen Litorale/Küstenland/Primorje und für die Kärntner Slowenen ; für diese wurde Ende der 20er-Jahre erfolglos versucht, eine Kultur- bzw. Schul- autonomie auszuhandeln). Der Kongress trat gegen die Zwangsassimilation sowie für die wirtschaftliche, poli- tische und kulturelle Gleichberechtigung der Minder- heiten ein (→  Assimilation, →  Assimilationszwang). Er machte auf die Bedeutung eines geregelten Status der Minderheiten für den Frieden in Europa auf- merksam, pflegte Kontakte mit der Paneuropäischen Bewegung und setzte sich für eine Ausweitung der Minderheitenrechte auf der Grundlage des kollektiven Schutzes in Form des Völkerbundes als wirksamen Ga- ranten der Minderheitenrechte in allen Mitgliedstaaten ein. Einige radikaler gesinnte Minderheitenorganisati- onen (z. B. die der Basken) trat in den 30er-Jahren aus dem ENK aus. Vor allem nach der Machtübernahme der Nazis wurde die Kritik lauter, der ENK arbeite mit Regierungen totalitärer Regime zusammen. Trotz des überragenden Anteils der deutsch- und ungarisch- sprachigen Minderheiten vor allem in den letzten Jah- ren der Tätigkeit des ENK blieb dieser nach Ansicht von Vilfan »vor allem ein Instrument der kleinen Völ- ker und der kleinen Staaten«. Der Kongress unterstützte die Institutionalisierung der wissenschaftlichen Forschung über Minderheiten. Zu den diesbezüglichen Vorbildern zählte auch das 1925 in Ljubljana gegründete →  Manjšinski institut [Minderheiten-Institut]. Der küstenländische Slowene Dr. Vladimir Miselj (1889–1944) war Vilfans Ver- bindungsperson im Völkerbund, wo Miselj 1921–40 im Sekretariat in Genf als jugoslawischer Diplomat tä- tig und auch für den Menschenrechtsschutz zuständig war. Die jugoslawische Regierung unterstützte die Tä- tigkeit des ENK, massiv auch die deutsche. Die Akten der ersten 13 Nationalitätenkongresse wurden in Buchform veröffentlicht. 1931 erschien ein umfangreicher Sammelband mit Berichten über die Lage der einzelnen Minderheiten unter dem Titel Die Nationalitäten in den Staaten Europas. 1925–44 erschien die Monatsschrift Nation und Staat, bis 1933 gaben deutsche Juden die Zeitschrift Kulturwehr heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tätigkeit des ENK ab 1949 von der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) mit jährlichen Treffen und der Herausgabe der Zeitschrift Europa Ethnica (ab 1961) fortgeführt. 1985 belebte die FUEV unter der Leitung des Kärntner Slowenen Dr. Reginald Vospernik in Zusammenarbeit mit der Internationalen Vereinigung zum Schutz der bedrohten Sprachen und Kul- turen (AIDLCM, Association internationale des langues et cultures menacées) und dem Internationalen Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus (INTEREG, München) den EKN wieder und hielt vom 16.–18. Mai in Genf dessen 15. Treffen ab, an dem Vertreter von 35 europäischen Minderheiten teilnahmen. Der 16. Kon- gress wurde im April 1989 in Versailles abgehalten und begrüßte in seiner Mitte bereits die ersten Vertreter osteuropäischer Minderheiten. Archive : ARS : Fond Dr. Josip Vilfan ; Archiv INV : L. Ude : Kakšen mednarodni forum je združeval manjšine pred drugo svetovno vojno, uspehi tega foruma ? (Studie, datiert 8. 3. 1952, 3 S.). Lit.: ES (Janez Stergar). – Društvo narodov in narodne manjšine. In : Jutro, 3. 3. 1929, S. 10, 5. 3. 1929, S. 1 ; J. Wilfan, Manjšinski kon- gresi. In : Sodobnost 2, 1934, 145–151, 200–205 ; I. Grahor : Pogled na manjšinsko gibanje. In : Jadranski koledar 1936, Zagreb [1935], 36–44 ; Ž. J. [Žiberna Joško] : Manjšinski kongresi. In : Sodobnost 1938, 459– 461 ; J. Stergar : Mednarodna manjšinska zaščita. In : Vestnik koroških partizanov, 9, 1975, Nr. 1–2, 96–104 ; F. Petek : Iz mojih spominov. Ljubljana – Borovlje 1979, 127–29, 132, 149–155, 182, 187–88, 206, 249–51 ; R. Michaelsen : Der Europäische Nationalitäten-Kongress 1925–1928. Frankfurt am Main [e. a.] 1984 ; [Th. Veiter] : Die Wie- dergründung des Europäischen Nationalitätenkongresses. In : Europa ethnica, 42, Wien 1985, Nr. 2–3, S. 65–70 ; Th. Veiter : Les Congrès des Nationalités Européennes d´autrefois et leur importance pour les groupes ethniques. In : Europa ethnica, 42, Wien 1985, Nr. 2–3, 75–79 ; S. Vil- fan : The Archives of the President of the European Congresses of Euro- pean Nationalities. In : Ethnic Groups Studies. Ljubljana 1988, 69–62 ; M. Kacin-Wohinz : Prvi antifašizem v Evropi – Primorska 1925–1935. Koper 1990, 342–353 ; P. Svoljšak : Kongres evropskih narodnosti. In : Slovenska kronika XX. stoletja, Bd. 1, 1900–1941. Ljubljana 1991, 309–310 ; J. Stergar : Kongres evropskih manjšin. In : Veliki splošni leksi- kon v osmih knjigah, Četrta knjiga, Ka–Ma, Ljubljana 1997, 2047 ; A. Vrčon : Kongresi evropskih narodnosti (1925–1928), (diplomsko delo). Ljubljana 1998 ; S. Bamberger-Stemmann : Der Europäische Nationa- litätenkongreß 1925 bis 1938 – nationale Minderheiten zwischen Lobby- istentum und Großmachtinteressen. Marburg 2000 ; A. Vrčon : Društvo narodov, varstvo manjšin in Kongres evropskih narodnosti. In : Josip Vilfan : Življenje in delo primorskega pravnika, narodnjaka in poslanca v rimskem parlamentu. Koper 2005, 105–112, 183–185 ; E. Pelikan : Josip Vilfan v Kongresu evropskih narodnosti v letih 1925–1938. In : Josip Vilfan : Življenje in delo primorskega pravnika, narodnjaka in poslanca v rimskem parlamentu. Koper 2005, 113–122, 186–188. Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Exonym, vgl. Sachlemmata : →  Namenkunde ; →  Orts- name ; →  Zweinamigkeit, mittelalterliche. Faaker See/Baško jezero, Sachlemmata : →  Gewäs- ser in Südkärnten/Južna Koroška ; sowie : →  Gailtal/