Seite - 342 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Fertala, Adolf
zweisprachigen Schulwesens nach Schweizer Vorbild,
das Recht der → Minderheit nach eigenen Organisati-
onen, den Gebrauch der →
Muttersprache vor Gericht
und vor Ämtern (→ Amtssprache) und erklärte die Be-
reitschaft der Regierung für ein Entgegenkommen bei
einer eventuellen Forderung nach einer Kulturautono-
mie der Kärntner Slowenen : »Wir haben in einem be-
stimmten Gebiet des Landes in allen Gemeinden, wo
auch nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung slowe-
nischer Muttersprache ist, ein zweisprachiges Schulsys-
tem eingeführt und fragen das Kind nicht, ob deutsch
oder slowenisch, sondern fordern die Erlernung beider
Sprachen von dem Schüler.« Um 1948 besuchte er die
Veranstaltungen des »Bundes heimattreuer Südkärnt-
ner«. Anfang 1955 sagte er im Kärntner Landtag als
Stellvertreter des Landeshauptmannes offen zum Slo-
wenischen : »Das ist die Sprache der Todfeinde eines
freien und ungeteilten Kärnten.« Er wirkte an der
Verzögerung der Verwirklichung der Volksgruppen-
Schutzbestimmungen des Artikels 7 des Staatsvertrags
über die Wiedererrichtung eines unabhängigen und
demokratischen Österreich vom Mai 1955 mit und
dabei insbesondere auch an der Abschaffung des ver-
pflichtenden zweisprachigen Unterrichts in den Jahren
1957–58. Die Abteilung der Landesregierung unter der
Leitung von F. war u. a. verantwortlich für die Diskri-
minierung der slowenischen Landwirtschaftsschule in
Föderlach/Podravlje, die lange Jahre keinerlei Förder-
mittel vom Land erhielt.
F. wurde mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen
der Republik Österreich ausgezeichnet.
Quellen : Sten.-Prot. der Kärntner Landtages, Festsitzung 28. 1.
1947, XVI. GP ;
Lit.: Allgemeine Bauern-Zeitung 5. 2. 1955, 3. 12. 1960, 4. 12. 1965,
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Zeitdokumente und Zeitstimmen. Klagenfurt 1957, 34 ; K. Dinklage
[e. a.] : Geschichte der Kärntner Landwirtschaft und bäuerliche Volks-
kunde Kärntens. Klagenfurt 1966, 293, 296, 309, 311 ; Ökonomierat
Hans Ferlitsch gestorben. In : Die Kärntner Landsmannschaft 1968, Nr.
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13. 9. 1968 ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer : Österreich und seine Slowenen.
Wien 1977, 91 ; I. Lapan : Der Kärntner Landtag von 1918–1938 und
die Tätigkeit der Abgeordneten, Diss. Graz 1982, 193–194 ; E. Stein-
böck : Kärnten. In : E. Weinzierl – Kurt Skalnik (Hg.) : Österreich
1918–1938 – Geschichte der Ersten Republik, Bd. 2, Graz/Wien/
Köln 1983, 801–840, Zit. 819, 827 ; Thomas M. Barker with the col-
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New York 1984, 209 ; H. Grafenauer : Geschichte der Katastralgemeinde
Vorderberg/Blače von 1830 bis zur zweiten Hälfte des zwanzigsten
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Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, Bd. 1, 91, Bd. 2, 37–40, 161, 168–69,
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– Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005,
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predavanj in prispevkov. Celovec [e. a.] 2009, 286–287 ; M. Klemenčič,
V. Klemenčič : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik, Zwi-
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Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Fertala, Adolf (nach Eigendefinition ein »Windi-
scher«, Amateursprachkundler), → Gailtal/Ziljska do-
lina ; → »Windischen, die«.
Fertala, Franc (Franz, * 18. Februar 1904 Arnoldstein/
Podklošter, † 23. Oktober 1969), Priester, Kulturakti-
vist, in Haft im KZ-Dachau.
F. erweckte nach Malle bereits als Pfarrer von Pog-
gersdorf/Pokrče die Aufmerksamkeit der NS-Macht-
haber bzw. des Sicherheitsdirektors Isselhorst. Er
ließ die Priester überwachen, zumal sich F. die Geg-
nerschaft der deutschnationalen Kräfte zugezogen
hatte, weil sein Organist am slowenischen → Volkslied
festhielt. Dabei hatte F. zusammen mit Edgar Geramb
und Križaj begonnen, slowenische → Kirchenlieder
in fragwürdiger Qualität ins Deutsche zu übersetzen,
die sich so »auf den Weg der Entfremdung der sloweni-
schen Gläubigen begaben« (Malle) (→ Assimilation ;
→ Germanisierung). Bereits 1938 kamen negative, mit
der slowenischen Frage verbundene Berichte über F.
an den Sicherheitsdirektor. Dieser teilte am 5. April
1938 dem Ordinariat mit, D. habe Institutionen des
NS-Staates kritisiert. Das Ordinariat wies F. an, sich
in dieser Sache beim Landesrat Maier-Kaibitsch zu
melden. F. wurde 1939 wegen der Sammlung von Geld
für die Renovierung seiner Kirchen verhaftet und zu-
nächst zu 300,– RM und zur Bezahlung der Verfahren-
skosten verurteilt. Die gesammelten 125,– RM wurden
eingezogen. 1940 musste F. den Gau verlassen und ging
als Hauspriester in die Steiermark auf Schloss Tann-
hausen bei Weiz. Doch auch die Steiermark musste er
verlassen. Er ging nach Altötting. Später wurde er nach
Tropper wegen »Slowenenseelsorge in der Diözese
Passau« verfolgt. Aus dem KZ Dachau ist ein Brief vom
8. September 1943 erhalten, wo er bis zum Kriegsende
inhaftiert war. Nach dem Krieg war er einige Zeit zu
Heilungszwecken in der Schweiz und übernahm da-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55