Seite - 351 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Französische Revolution
tal/Kneža tätig. Auf seinen einsamen Wegen als Seel-
sorger durch die verschiedenen Kärntner Pfarren ging
er seiner wissenschaftlichen Neigung nach. Als guter
Beobachter des einfachen Volkes konnte er so alle Be-
reiche des Volkslebens seiner Heimat studieren, und er
machte sich um die → Kulturgeschichte Kärntens ver-
dient. 1905 wurde er Ehrenmitglied des Historischen
Vereins für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten).
F. gab seine volkskundlichen Schilderungen in eige-
nen Büchern heraus, die als grundlegend für die Kärnt-
ner Volkskunde gelten. Bekannt sind v. a. seine mehr-
mals aufgelegten »Culturstudien« Aus den Kärntner
Alpen sowie die mit dem Geleitwort von Peter Roseg-
ger 1879 erschienenen und den Hochzeitsbräuchen
der Slowenen ein eigenes Kapitel widmenden Cultur-
Studien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten,
die 1908 unter dem Titel Über Volksleben, Sitten und
Bräuche in Kärnten neu aufgelegt wurden. Volkskund-
lich bedeutend sind seine Touristischen Farbenskizzen
und Volkslebensbilder aus Kärnten (1885) sowie das Buch
Kärntner Alpenfahrten (1892) und nicht zuletzt die in
der Kärntner Volksbücher-Reihe 1884 bei Leon erschie-
nenen Märchen aus Kärnten sowie Sagen und Märchen
aus Kärnten.
Fast den Charakter einer Monografie hat sein Kärn-
ten/Koroška gewidmeter Beitrag in der Österreichisch-
ungarischen Monarchie in Wort und Bild ; Band Kärnten
und Krain (1891). Das Kapitel Zur Volkskunde Kärntens.
Volkscharakter, Trachten, Sitten und Bräuche hat F. ge-
meinsam mit dem ebenso guten Kenner der Kärntner
Volkskultur Rudolf Waizer verfasst. Darin wurden
die beiden Nationalitäten (Deutsche und Slowenen)
gleichwertig bearbeitet, wobei die Bezeichnung »Slo-
vene« immer, »slovenisch« wesentlich öfter als »win-
disch« verwendet wurden (→
Ethnonym Slowene im
Deutschen, → »Windisch«). Sehr glaubhaft ist die Ver-
mutung, dass F. in diesem umfangreichen Beitrag wohl
die Jahres- und Lebensbräuche erläutert hat. Die im
Nachlass erhaltenen Märchen-Texte F.s sind entziffert
und kommentiert vom Günther Biermann, illust-
riert von Hans Gerhard Kalian in der Buchreihe des
Kärntner Landesarchivs, Band 34/2006 erschienen.
Werke : Aus den Kärntner Alpen. Cultur- und Lebensbilder nebst
Kärntner Volkssagen im Anhang. Wien [o. J.] ; Cultur-Studien über
Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten. Nebst einem Anhang : Mär-
chen aus Kärnten. Wien 1879 ; Zur Volkskunde Kärntens. Volkscharakter,
Trachten, Sitten und Bräuche. In : Die österreichisch-ungarische Mo-
narchie in Wort und Bild. Kärnten und Krain. Wien 1891, 97–131.
Kärntner Alpenfahrten. Landschaft und Leute – Sitten und Bräuche in Kärnten. Wien 1892 ; Kinder- und Hausmärchen aus Kärnten, Klagen-
furt 1995 ; Märchen aus Kärnten (Hg. G. Biermann), Klagenfurt 2006 ;
Kulturstudien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten (Hg. und
kommentiert v. G. Biermann). Klagenfurt 2009.
Lit.: ÖBL. – Wiener Zeitschrift für Volkskunde, 27/1 (1921) 22 ; G.
Graber : Franz Franziszi. In : Car. I 122 (1922) 125–127 ; L. Schmidt :
Geschichte der österreichischen Volkskunde. Wien 1951, 105, 110.
Helena Ložar-Podlogar
Französische Revolution und ihre historische Zeit-
spanne von 1789–1799. Ende des 18. Jh.s legten die
sozial-politischen Errungenschaften der französischen
Nation die Grundlage für die fortan schnellläufige
Desintegration der europäischen Großreiche. Der ge-
waltvolle Übergang von Feudalgesellschaft zu bürger-
lich-kapitalistischer Gesellschaft wurde in Frankreich
innerhalb eines bewegten Jahrzehnts vollzogen. Die
Begründer der revolutionären Ideen, die »Lumières« –
Protagonisten der französischen Aufklärung – prägten
die kulturelle und politische Entwicklung Frankreichs
des 18. Jh.s. Das von ihnen zur Zeit der Renaissance
und des Humanismus aus der griechischen antiken
Philosophie wiederentdeckte »Individuum« und dessen
vorausgesetzte Fähigkeit zur »Rationalität« – beides
überarbeitete neoklassische Konzepte, die aus den Er-
kenntnissen der Reformation und späteren Aufklärung
abgeleitet wurden – führten zur Befreiung des mensch-
lichen Geistes aus der metaphysischen Weltanschau-
ung, welche dem mittelalterlich katholisch geprägten
Feudalsystem entsprang. Aus der menschlichen Fähig-
keit, rationale Schlussfolgerungen zuzulassen, wurde
das Recht auf individuelle Selbstbestimmung abgelei-
tet. Ein Individuum, das seinen »naturgegebenen« im
Gegensatz zum »gottgegebenen« Menschenverstand
zum Meistern seines Alltags zu nutzen wusste, sollte
demnach auch dazu befähigt sein, seinen Lebensablauf
selbst zu bestimmen. Die autoritär-gestalterische Rolle,
die bis dahin dem absolutistischen Herrscher und sei-
ner Verbündeten, der katholischen Kirche, zugefallen
war, wurde damit für obsolet erklärt.
Die europäische Gesellschaft würde in Hinkunft
nach den Prinzipien der Aufklärung selbst ihre Ent-
wicklung gestalten. Nach den Idealen der Revolution
sollte das Bürgertum den entscheidenden gesellschaft-
lichen Rollenträger darstellen, der alle sozialen Interes-
sengruppen in einem friedvollen und prosperierenden
Staat vereint. Mithilfe der instrumentalisierten Arbei-
terschaft sollte das Bürgertum sich an die Spitze der
Staatsmacht hieven, Schlüsselpositionen einnehmen
und damit den ökonomischen Werdegang der europä-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55