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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Seite - 353 -
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353 Französische Revolution beitsmarktes, Unterbeschäftigung, Bettelei und Vaga- bundentum. Dieser Dominoeffekt stürzte Frankreich in einen Ausnahmezustand, der weder finanziell noch politisch aufzuheben war. Als die Versuche des Finanz- ministers Loménie de Brienne, Reformen zur Erhal- tung des Absolutismus durchzuführen, am Widerstand der Aristokratie scheiterten und dieser infolgedessen die Generalstände – die drei Stände – zu einer Plenar- sitzung einberief, kam der Dritte Stand endlich zum Zug. Am 5. Mai 1789 wurde die Sitzung der General- stände eröffnet, und von da an übernahm der politisch gebildete Teil des Dritten Standes, nämlich die Bour- geoisie, die Führung. Ihre Ziele, so Soboul, waren »die Zerstörung der aristokratischen Privilegien und die Er- richtung bürgerlicher Gleichheit in einer Gesellschaft ohne Stände oder Körperschaften. Dabei wollte sie sich allerdings an einen strikten Legalismus halten. In ih- rem Handeln gestärkt wurde sie durch die Volksmasse, die das wirklich treibende Element bildete« (Soboul, 2000, 33). Damit beginnt das politische Tauziehen : Der Dritte Stand mit der Bourgeoisie als Sprachrohr verlangt eine »gemeinsame Wahlprüfung, die die Abstimmung nach Köpfen und nicht nach Ständen impliziert« (Soboul, 2000, 49). Diesem Wunsch widersetzt sich die Aris- tokratie gemeinsam mit dem Klerus vehement. Diese beiden Stände versammeln sich getrennt vom Dritten Stand in eigenen Räumlichkeiten und halten den Kon- takt mit der Opposition so gering wie möglich. König Ludwig XVI. willigt bei seiner Rede am 23. Juni 1789 vor seinen Generalständen in eine mögliche konstitutionelle Monarchie – eingeführt am 4. Septem- ber 1791 – und die Abschaffung des Steuerprivilegs ein. Seine Bedingung dabei ist, dass die »traditionelle Gesellschaftsordnung« erhalten bleiben soll. Darunter verstehe man : die »Lehensabgaben, Renten sowie die feudalen und grundherrlichen Belastungen […]« (So- boul, 2000, 49). Anhänger aller drei Lager wünschten sich einen alsbaldigen Kompromiss, jedoch scheiterte dieser an der fehlenden Bereitschaft des Adels, seinen Privilegien abzuschwören. Parallel dazu ergriffen so- ziale Unruhen immer weitere Teile Frankreichs. »[…] Unruhen auf Märkten, Plünderungen von Getreide- transporten, Angriffe auf städtische Zollschranken […]« (Soboul, 2000, 50) verunsicherten die Bevölke- rung und drängten auf ein schnelles Handeln der Po- litik. Die Fronten zwischen der Bourgeoisie und dem Adel verhärteten sich zusehends, die Generalstände liefen Gefahr, in einer Blockadepolitik zu erstarren. Letztlich entschied das Volk. Am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf die Bastille wird symbolisch mit dem arbiträren Absolutismus abgerechnet. Die erhitzten Gemüter der Pariser Bevölkerung finden in der Zer- störung des königlichen Staatsgefängnisses kurzzeitige Genugtuung. Von der extremen Gewaltbereitschaft der Bevölkerung verunsichert, akzeptiert der Adel die zwi- schen dem 5.–11. August 1789 beschlossenen Erlässe zur Aufhebung der aristokratischen Privilegien ; dabei hofften die Monarchie und der Adel weiterhin auf eine militärische Intervention aus dem Ausland, die ihr Feu- dalsystem noch retten sollte. Die Furcht vor Intrigen ausländischer Höfe, der Verrat des Königs – sein Bitt- schreiben um militärische Intervention an das Ausland –, sein Fluchtversuch nach Varennes am 21. Juni 1791 und die Angst vor einem »aristokratischen Komplott« ließen die Spannungen in der Bevölkerung weiter an- steigen. In den ländlichen Regionen kämpfte die Bau- ernschaft gegen den Landadel, der weiterhin an seinen Privilegien festzuhalten versuchte. Zu diesem Bürger- krieg kam ab 20. April 1792 der Krieg mit Österreich und Preußen hinzu. Das französische Volk bewaffnet sich daraufhin mithilfe der Handelsbourgeoisie und nimmt den Kampf gegen die Aristokratie Europas auf. »Wenn dem Vaterland Gefahr droht«, verkündet die Pariser Sektion Butte-des-Moulins, »muss der Sou- verän – verstanden als das Volk im Sinne Rousseaus – auf seinem Posten sein : an der Spitze seiner Armee, an der Spitze seiner Angelegenheiten, überall hat er zu sein« (Soboul, 2000, 73–74). Das Volk, dem bis dato keine selbstbestimmte Rolle in der Verteidigung seines Landes zugefallen war, leitete nun die Geschicke seiner Nation selbst. Erstmals, so Soboul, wird ein demokra- tisches Element im revolutionären Frankreich sichtbar. Aus Angst vor dem Verlust der erkämpften Rechte wurde unter dem Druck der Pariser Revolutionäre das Revolutionäre Tribunal am 17. August 1792 eingerich- tet. Dieses Tribunal hatte als Aufgabe, die Feinde der französischen Nation zu klagen und über sie zu urteilen. Seine Kompetenzen waren unbegrenzt und konnten sich gegen jeden, ob Funktionär, Militär oder einfachen Zivilisten richten. Seit dem Fluchtversuch des Königs im Juni 1791 werden seine staatsmännischen Handlungen von der Pariser Bevölkerung mit Misstrauen beobachtet. Da im Sommer 1792 der Krieg gegen Preußen und Öster- reich für die französischen Soldaten nur mit Verlusten einhergeht, wächst die Missgunst gegenüber der regie- renden konstitutionellen Monarchie weiter an. Am 10.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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