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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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355 Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška Die ländlichen Revolten im slowenischsprachigen →  Krain/Kranjska 1789 und 1790 hingen also direkt mit dem geistigen Einfluss der Ereignisse der Revo- lution zusammen. Die Lage der Bauernschaft und die natürliche Ungerechtigkeit des feudalen Systems waren europaweit dieselben. Der letztendliche Erfolg der so- lidarischen F. R. schenkte auch anderen Völkern Hoff- nung auf eine bessere Zukunft und gab ihnen die nö- tige Kraft zum aktiven Widerstand. Während nun der Dritte Stand begann, sich politisch neu zu organisieren und gegen seine Unterdrückung zu erheben, begleite- ten nationale Lyriker diese Bewegung. So nahm z. B. Anton Tomaz →  Linhart in seiner Komödie : Matiček se ženi [Die Hochzeit des Matiček] 1790 direkt auf das sozio-politische Werk »Mariage de Figaro« des Franzosen Beaumarchais Bezug, was eine subtile Hommage an die Revolution darstellt. Im selben Geiste verfasste Miha →  Andreaš 1973 ein Gedicht, das das Thema der F. R. behandelte. Zu erwäh- nen wären wenigstens noch Sigismund →  Zois und sein Kreis, Valentin →  Vodnik, Franz →  Grundt- ner, Anton →  Miksch und als Vorreiter, der ganz im Geiste der Lumière tätig gewesene Johann S. →  Po- powitsch/Popovič. Der positive Charakter der slo- wenischen literarischen Aufnahme des Themas war ein umso besonderer, wenn man bedenkt, dass dies in einer Region der habsburgischen Monarchie verfasst wurde. Wird zeitgleich der parallele Vergleich zur deutsch- sprachigen Literatur zum selben Thema aufgestellt, ist offensichtlich, dass die F. R. im ganzen österreichisch- ungarischen Reich einer sehr negativen Propaganda unterzogen wurde. Und da das Deutsche Staatsprache war, ist es kaum verwunderlich, dass politische Ideen der Obrigkeit vor allem in der deutschsprachigen Literatur verbreitet wurden. Es kann demnach festgestellt werden, dass die Fähigkeit zum Gebrauch einer Sprache, die nicht durch die feudale Obrigkeit monopolisiert wurde, die Chance zu einer unabhängigen politischen Bildung und Sensibilisierung einer Gruppe ermöglichte. Die zu diesem Zeitpunkt deutschsprachige Staatsobrigkeit, welcher durch einen Systemwechsel der Verlust ihrer sozialen und politischen Alleinherrschaft drohte, ins- trumentalisierte die Staatssprache zu Propagandazwe- cken. Genauso nutzte die slowenische Sprachgruppe ihre Sprache zu eigenen politischen Zwecken. Diese Volksgruppe hatte abgesehen von ihrem Leben wenig bis gar keinen Besitz zu verlieren, dafür aber den größ- ten irdischen Reichtum zu gewinnen, den ihrer Freiheit. Dieser intrinsische Antrieb, welcher auch die Devise der F. R.: Vivre libre ou mourir, auf Deutsch : Ein freies Leben führen oder sterben, prägte, kam auch hier so- zio-politisch und kulturell zum Tragen. Die folgenden Repressalien der Obrigkeit im Bereich der Sprache und damit der Kultur der Völker der Donaumonarchie, hier spezifisch der Slowenen, sollten einen reinen Substitu- tionskampf darstellen, der die Mächtigen gegen ihre der Freiheit beraubten Untertanen stellen würde. Dies trug letztlich den Charakter eines reinen Klassenkamp- fes in sich und führte damit geradlinig in die nächste große historische Revolution Europas. Lit.: Encyclopédie, La Révolution française, Larousse, Paris 1971 ; K. Sturm-Schnabl : L’Influence de la Révolution française sur le mouve- ment de l’affirmation de l’individualité nationale slovène. In : L’image de la France révolutionnaire dans les pays et les peuples de l’Europe Centrale et du Sud-Est, Colloque international 13–15 octobre 1988. Inalco. Paris 1989, 103–120 ; Slovenci v letu 1889, hg. J. Horvat. Na- rodni muzej. Ljubljana 1989 ; G. Castellan : La Révolution française et son impact en Europe du Sud-Est. In : Revue historique, CCLXXXII/I (1990) 187–195 ; K. Sturm-Schnabl : Odmev Francoske revolucije na slovenskem Koroškem. In : ZČ 45, 1 (1991) 47–53 ; K. Sturm-Schnabl : Pensée scientifique et réveil national slovène au XVIIIè siècle. In : Progrès techniques et évolution des mentalités en Europe Centrale (1750– 1840), Colloque international 22–24 novembre 1990. Inalco. Paris 1991, 49–59 ; A. Soboul : Geschichte der Französischen Revolution. Re- gensburg 2000 ; F. Furet, D. Richet : La Révolution francaise, tome 1. Paris 2008. Vesna-Patricia Schnabl Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška. Die Frauen bäuerlicher Herkunft und der benachteiligten sozialen Schichten, die Ende des 19. und zu des Beginns des 20. Jh.s in der Habsburgermo- narchie sowie in den weitgehend agrarisch geprägten Nachfolgestaaten lebten, hinterließen in der männlich dominierten Gesellschaft ihre Spuren nicht nur in den Geburts-, Heirats- und Todesmatrikeln sowie in No- tariatsakten, anlässlich von Abfertigungen und Ehe- verträgen. Ihr Vermächtnis ist auch in der mündlichen Überlieferung noch präsent. Eine exemplarische Studie in St.  Johann im Ro- sental/Šentjanž v Rožu und in Rabenberg/Šentjanške Rute, Rosental/Rož spiegelt die allgemeinen gesell- schaftlichen Trends, wie sie für den slowenischen Raum in →  Südkärnten/Južna Koroška typisch waren. Die statistischen Daten zeichnen folgendes Bild : 1883 leb- ten in beiden Orten 265 Personen, alles Slowenen, im Jahr 1900 deklarierten sich 7 als Deutsche, im Jahr 1905 waren dies 5, bei der Volkszählung 2002 waren ca. 23 % slowenischsprachig. Im Jahr 1935 hatten 45 % der Be-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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