Seite - 366 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien.
Kärnten/Koroška ; →
Fürsteneinsetzung ; → Fürsten-
stein (Herzogstuhl) ; → Grabelsdorf/Grabalja vas im
Frühmittelalter ; →
Hermagor – Pfarre ; → Herzöge
von Kärnten/Koroška ; → Historia Langobardorum ;
→ Iro-schottische Mission ; → Karantanien ; → Ka-
rantanische Mark ; →
Karantanisch-Köttlacher Kul-
turkreis ; → Karnburg/Krnski Grad ; → Keutschach/
Hodiše ; → Kolonisierung, mittelalterliche ; →
Kiewer
Blätter ; →
Krain/Kranjska ; → Kroatengau ; → Li-
udevit-Aufstand ; → Methodvita ; → Millstatt/Milštat
(Milje) ; → Molzbichl (Molec) ; → Ostarrichi ; →
Per-
sonalitätsprinzip ; → Personennamen, karantanerslo-
wenische ; → Rechtsinstitutionen, karantanerslowe-
nische ; →
Sankt Peter am Bichl/Šentpeter na Gori ;
→ Slovenia submersa ; → Slowenenzehent ; →
Tabula
Peutingeriana ; → Verbrüderungsbuch ; → Walchen ;
→ Zweinamigkeit, mittelalterliche ; Personenlemmata :
→ Domitian von Millstatt ; → Hemma von
Gurk/Ema Krška ; →
Hermagoras ; → Hildegard
von Stein/Liharda Kamenska ; → Johann von
Viktring ; →
Kocelj ; → Modestus ; → Virgil.
Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien. Wäh-
rend der römischen Spätantike (4./5.–6. Jh.) war die
Bevölkerung der Provinz Noricum Mediterraneum
weitestgehend christianisiert. Bis in die zweite Hälfte
des 6. Jh.s hinein ist von einer aufrechten kirchlichen
Verwaltung auszugehen, die in vielen Belangen auch
für die staatlich-politische Organisation verantwortlich
war. Man kennt Bischofssitze in Virunum, Teurnia und
Aguntum sowie zahlreiche frühchristliche Kirchen-
bauten im Südostalpenraum. Als in der zweiten Hälfte
des 6. Jh.s die offizielle Verwaltung Noricums zu Ende
ging, konnte auch eine institutionalisierte religiöse Or-
ganisation nicht mehr aufrechterhalten werden. Die
profane Nachnutzung von Kirchenbauten zu Wohn-
zwecken, wie sie etwa am Hemmaberg/Sveta Hema
nachgewiesen wurde, wird als archäologischer Hinweis
hierfür gezählt. In diese Zeit fällt auch die Zuwande-
rung slawischer Bevölkerungsteile mit paganer Konfes-
sion. Die ab dem 7. Jh. dominante und nach außen hin
repräsentative Elite sprach eine slawische Sprache und
pflegte eine heidnische Religion, sodass zeitnahe bzw.
zeitgenössische Chronisten in diesem Zusammenhang
vom slawischen → Karantanien sprechen, in dem das
Heidnische praktisch »Staatsreligion« war. Von Chris-
tentum ist ab dem 7. Jh. vorerst nicht mehr die Rede.
Diese historische Überlieferung in Kombination
mit archäologischen Indizien hat in der Forschung das Bild geprägt, dass heidnische → Slawen im Zuge einer
Landnahme in die römische Provinz einfielen und hier
für die Zerstörung der spätantiken Kirchen verantwort-
lich sind. Das Fehlen frühchristlicher Vorgängerbauten
unter mittelalterlichen Kirchen bestärkte diese These
der Diskontinuität. In letzter Zeit haben sich jedoch
Hinweise und Belege für ein zumindest rudimentä-
res Nachleben des Christentums gehäuft. In Osttirol
konnte eine kirchenbauliche Kontinuität von der Spä-
tantike in das Frühmittelalter etwa in Oberlienz nach-
gewiesen werden. In → Molzbichl (Molec) knüpft die
Kirchengründung des 8. Jh.s direkt an die Verehrung
des spätantiken Diakons Nonnosus an, was ein Fort-
leben seines Kultes unter slawischer Herrschaft vor-
aussetzt. Zuletzt wurden am Hemmaberg/Sveta Hema
unter der mittelalterlichen Hemmakirche deutliche
Hinweise auf einen frühchristlichen Vorgängerbau ent-
deckt (→ Archäologisches Bild von Kärnten/Koroška
im Frühmittelalter, → Inkulturation).
Im Gegensatz zur traditionellen Forschungsmei-
nung ist für den Südostalpenraum nun nicht mehr von
einem kompletten Kontinuitätsbruch des Christen-
tums auszugehen. Vielmehr dürfte die autochthone
Bevölkerung ihren Glauben weiterhin gepflegt haben,
wenn auch in rudimentärer, eventuell synkretistischer
Form und ohne institutionalisierten Überbau. In zeit-
genössischen Quellen genannte Laienpriester »clerici
illiterati« dürften hierbei die liturgischen Abläufe ge-
leitet haben. Es ist davon auszugehen, dass vereinzelte
frühchristliche Gotteshäuser hierfür in Verwendung
standen und daher auch kontinuierlich in Betrieb wa-
ren. Quantität und Qualität dieser Kirchen wie auch
ihrer Gemeinden dürften jedoch eher gering einzustu-
fen sein.
Die politische Elite des Südostalpenraums (→ Du-
ces Carantanorum) beginnt nicht zuletzt aus politischen
Gründen ab den 740er-Jahren zum Christentum zu
konvertieren (→ Christianisierung, → Iro-schottische
Mission). Die Bekehrungsgeschichte der Baiern und
Karantanen (→ Conversio Bagoariorum et Carantano-
rum), welche im 9. Jh. in → Salzburg verfasst wurde,
berichtet davon, dass der aus Salzburg entsandte Mis-
sionsbischof → Modestus in den 750er-Jahren meh-
rere Gotteshäuser weihte. Ihre Lokalisierung ist nicht
gänzlich geklärt. Die gängigen Interpretationsvarian-
ten gehen von einer Kirche im Gebiet des spätantiken
Teurnias aus, die zweite wird in der Regel mit → Ma-
ria Saal/Gospa Sveta im → Zollfeld/Gosposvetsko
polje, also im Umfeld des römischen Zentrums Viru-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55