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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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377 Gailtal/Ziljska dolina Gailtaler slowenische Reiter in Wien 1910 (?), Archiv Paul Miroslav Schnabl Stara pošta, dežela in ljudje keit der Gailtaler Slowenen, die ihnen relativen Wohl- stand und wirtschaftliche Unabhängigkeit bescherte. In der weitgehenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit liegt auch eine der Ursachen dafür, dass das Untere Gailtal/Zilja trotz des Vorrückens des Deutschen im Mittelalter slowenisch blieb. Der wirtschaftliche Ab- stieg der Gailtaler Slowenen ging mit dem Bau der Gailtalbahn von Arnoldstein/Podklošter bis →  Her- magor/Šmohor (1894) einher. Etwas zeitversetzt folgte dem wirtschaftlichen Verfall das Einsetzen der →  Ger- manisierung. Der slowenische →  Gailtaler Dialekt (ziljsko narečje) wird heute beinahe ausschließlich von älteren Menschen beherrscht ; im Alltag aber oft nicht mehr gesprochen. Flora →  Rauter (* 1896 St.  Leon- hard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih, † 1996 Villach/Beljak) schrieb slowenische Gedichte mit dialektalem Anklang. Die Dichterin Maria Bar- toloth (* 1938 Göriach/Gorje) schreibt Gedichte in slowenischem Gailtaler Dialekt. In den letzten Jahren gibt es im Gailtal und im Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina verstärkt Bemühungen, den →  Dialekt vor dem Aussterben zu bewahren ; u. a. erschien die CD Črnjəva kapca [Rotkäppchen] mit Märchen im Gailtaler Dia- lekt. Alessandro Oman verfasste mehrere Bücher, die den slowenischen Dialekt im Val Canale/Kanaltal/ Kanalska dolina dokumentieren. Der Dokumentation des slowenischen Gailtaler Dialektes widmen sich auch mehrere international anerkannte Sprachwissenschaf- ter (u. a. Karmen Kenda Jež, Tijmen Pronk). In der slowenischen Ethnografie und Dialektologie wird die Gegend um Villach/Beljak und den Faaker See/Baško jezero als Übergangszone vom Gailtal/Zilja zum östlich anschließenden Rosental/Rož gesehen. Brauchtum, Tracht und Kulturlandschaft. Charak- teristische →  Bräuche des einst slowenischen Unteren Gailtales/Zilja sind das →  Kufenstechen (štehvanje), der Lindentanz (rej pod lipo, →  prvi rej), die Hochzeits- bräuche (ziljska ohcit) und die Ansinglieder (koledovanje, Gailtaler Slowenisch : kaleda) (→  Lied). Während ei- nige Bräuche, wie das Schappen oder Pisnen (šapanje) am Unschuldigen Kindertag (28. Dezember), weithin verbreitet sind, sind andere Bräuche nur mehr lokal bekannt. In Göriach/Gorje hat sich ein Kinderbrauch erhalten, der bis zum Vorabend des Zweiten Welt- krieges noch in anderen Teilen des Unteren Gailtales/ Spodnja Zilja begangen wurde. Am 31. Oktober gehen die Kinder von Haus zu Haus »krápəčvat« und bitten mit dem Satz »Prosən za en krápəč !« um einen Krapfen. Ein weiterer nur lokal erhaltener Kinderbrauch wird an Christi Himmelfahrt in Achomitz/Zahomec begangen. Die Kinder ziehen dabei von Haus zu Haus und ru- fen : »Sjəjtə, sjəjtə, da bo kej žita gratalə !« [Sähet, sähet, damit das Korn gerät !]. Daraufhin tritt die Hausher- rin vor die Tür und »sät« Süßigkeiten und Geld für die Kinder. Die Untergailtaler Festtracht, die im slowenischen Dialekt svenščə gvant [slowenisches Gewand] genannt wird, hebt sich deutlich von den anderen Trachten Ös- terreichs ab. Sie ähnelt vielmehr der Tracht der Ka- naltaler Slowenen und den Trachten aus der Gorenjska (Oberkrain), besonders jener von Rateče. Die Tracht spiegelt den gemeinsamen Kulturraum wieder (vgl. →  Gailtaler Dialekt und seine Verbreitung ; →  Gailta- ler Tracht). In jüngerer Zeit wurde die Untergailtaler Festtracht im Rahmen des Villacher Kirchtages popu- larisiert. Die →  Kulturlandschaft des Unteren Gailtales/Zilja wird noch heute von (Doppel-)Harpfen (slowenisch : kozolec, Gailtaler Slowenisch : stôg) geprägt. Dieser Harpfentypus verbindet das Untere Gailtal/Zilja mit dem Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und der Go- renjska (Oberkrain). Religion. Aus religiöser Sicht nehmen die Gailta- ler Slowenen eine Sonderstellung unter den Kärntner Slowenen ein. Protestantische Prediger lassen sich im 16. Jahrhundert für das ganze, damals überwiegend slo- wenischsprachige Gebiet zwischen Hermagor/Šmohor und dem Faaker See/Baško jezero nachweisen. Noch 1808 erwähnt Urban →  Jarnik (nach F. Kidrič) slo- wenische Protestanten u. a. in Egg/Brdo (das ihnen nächstgelegene evangelische Bethaus befand sich in Watschig [Vočiče]). Auch im Unteren Gailtal/Zilja und
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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