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Gailtaler Tracht
Gailtaler Tracht/ziljska noša,
SEM
TV Beitrag Servus
Österreich, 2014 njena slovenska govorica = Valbruna e la sua parlata slovena. Ukve
– Ljubljana 2005, 60–70, 85–104 ; M. Bayer : Sprachkontakt deutsch-
slavisch : Eine kontrastive Interferenzstudie am Beispiel des Ober- und
Niedersorbischen, Kärtnerslowenischen und Burgernlandkroatischen :
Frankfurt am Main [e. a.] 2006 ; L. Karničar : Iz koroške poljedeljske lek-
sike. In : Diahronija in sinhronija v dialektoloških raziskavah, Zora 41
(Maribor 2006) 320–327 ; L. Karničar : Diatopische Synonyme für die
Kartoffel in den Kärntner slowenischen Dialekten. In : Kritik und Phrase,
Festschrift für Wolfgang Eismann zum 65. Geburtstag. Wien 2007,
553–565 ; T. Pronk : The Slovene Dialect of Egg and Potschach in the
Gailtal, Austria. Amsterdam, New York 2009 ; G. Neweklowsky : Der
Gailtaler slowenische Dialekt, Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji und
Hohenthurn/Straja vas. Klagenfurt/Celovec 2013 ; G. Neweklowsky :
Deutsche Lehnwörter im slowenischen Dialekt von Feistritz an der Gail/
Bistrica na Zilji. In : A. Leben, M. Orožen, E. Prunč, Beiträge zur
interdisziplinären Slowenistik, Festschrift für Ludvik Karničar. Graz
2014, 173–182.
Karmen Kenda-Jež ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl, Peter Weiss,
Reinhold Jannach
Gailtaler Tracht, slow. standardsprachlich ziljska noša,
eine besondere Festtagskleidung der Slowenen im Unte-
ren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, die im heimischen
Umfeld bei Festtagen wie → Kirchtagen oder beim Lin-
dentanz (→ Prvi rej) anlässlich des → Kufenstechens/
štehvanje oder aber außerhalb der lokalen Gemeinschaft
zur Darstellung eines der herausragendsten Merkmale
des slowenischen Gailtaler → Brauchtums getragen
wird. Die traditionelle Gailtaler Frauenfesttracht wird
ortsüblich auch svabencla (slowenische Tracht), zlanka
(Gailtaler Tracht) oder ras genannt (Piko-Rustia) oder
auch svenščə gvant [slowenisches Gewand].
Die G. T. als typisierte → Bekleidung zur Mani-
festation der slowenischen Identität begann sich, den ältesten bekannten → Quellen nach zu schließen, zu-
mindest seit der Mitte des 18. Jh.s herauszubilden, In
diesen Quellen werden die Besonderheiten der Beklei-
dung der slowenischen Gailtaler oder Gailtaler Slowe-
nen, vor allem der Frauen, hervorgehoben, wobei vor al-
lem im Vergleich zur Bekleidung der deutschen Frauen
die relativ kurzen Röcke und einige weitere Elemente
hervorstechen. Die Betonung der Besonderheiten die-
ser Kleidung findet sich in der Folge auch im 19. und
im 20. Jh., als sich die typisierte Gestalt der Gailtaler
Frauentracht herausbildete. Diese charakterisieren ein
besonderer Schnitt, die Verarbeitung und der Erhalt
der Tracht. Die Tracht der slowenischen Gailtalerin-
nen setzt sich zusammen aus der Bluse (vajšpat, valšpat,
olšpat, rokavcǝ) mit einem besonderen, sorgfältig her-
gerichteten Faltkragen (krǝjžǝl), der den Rücken ziert.
Hinzu kommen die Unterhose (hvače), die bis unters
Knie reicht, darüber der enge Unterrock (Anstands-
rock) (rajuc, rajovc) und der weite Unterrock (untǝrfat),
die in der Regel unten stärker gekräuselt sind als oben.
Der rajuv oder rajovc [eigentlich slow. »der Tänzer«]
soll beim Tanz die im Schritt offene Unterhose bede-
cken, daher auch seine slowenische Dialektbezeichung.
Ältere Formen waren kürzer als der Rock, bei jünge-
ren Trachten ist der Unterrock etwas länger und reicht
sichtbar über den Rock hinaus. Hinzu kommt ein
Hüftröckchen (hanzič) zur Betonung der Hüften. Die
hohen, weißen gestrickten Noppenstrümpfe (štumfǝ,
popacǝ) mit Fußteil werden um das Knie herum mit
Strumpfbändern (pantǝlnǝ) befestigt, darunter werden
zusätzlich Wadenstrümpfe (štendrafǝ) getragen, die die
Haut bedecken und die Waden formen und betonen
(Piko). Die hohen bis zu den Wadenansätzen reichen-
den Schuhe (čriǝvlǝ) werden mit kunstvoll verarbeite-
ten und mit Zierstickerei versehenen Schuhbändern
oder Riemen zusammengebunden (čriǝvlǝ na pantǝlne).
Über der Unterwäsche wird ein kurzer, kaum über das
Knie reichender Rock getragen, der reich gefältelt und
wiederum in Röhrlfalten gelegt (v rorče djano) ist. Für
gewöhnlich ist der kurze Rock vorne gespreizt und
mit dem Oberkleid (Trägerkleid) (ras bzw. čikwa na
njedǝrc) vernäht, was die Form der Gailtaler Frauen-
tracht ganz besonders kennzeichnet. Zur Festtags-
tracht gehört auch eine Schürze (burtah, birtah, birtǝh),
die für gewöhnlich ebenso plissiert ist bzw. war wie der
Rock. Diese Schürze wird zusammen mit dem unum-
gänglichen und aufwendig mit Gänse- oder Pfauenkiel
in verschiedenen Ziermustern verarbeiteten Gürtel ge-
tragen. Rechts oder links hängen bis zum Rockende
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55