Seite - 473 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Grundtner, Franz
Gross, Bartholomäus, Pfarrer in Ottmanach/Ot-
manje, →
Grochar, Anton.
Gruden, Josip Valentin (* 14. Februar 1869 Ljubljana,
† 1. Oktober 1922 ebd.), Geistlicher und Historiker.
G., der Sohn eines Schneiders war, besuchte die
Volksschule in Idrija, dann das Gymnasium in Ljubljana.
Nach dem Gymnasium studierte er zuerst in Ljubljana,
später in Graz Theologie. 1892 empfing er die Pries-
terweihe ; in den folgenden Jahren diente er als Kap-
lan in mehreren Pfarren in der Gorenjska (Oberkrain).
Schließlich wurde er 1904 Direktor des Alojzijevišče
(Collegium Aloysianum) in Ljubljana [Alojzijevišče :
Erziehungsanstalt für Knaben, 1846 durch Anton Aloj-
zij Wolf [1824–1859], Bischof von Ljubljana, gegrün-
det ; benannt nach dem italienischen Mönch Aloisius
von Gonzaga [1568–1591], Patron der Schüler und
Studenten]. Neben anderen Funktionen war G. fürst-
bischöflicher Inspektor für Religionsunterricht und
Direktor des Kranjski (später : Narodni) muzej [Natio-
nalmuseum] in Ljubljana. 1897 erlangte er an der Uni-
versität Graz die Würde eines Doktors der Theologie.
Zwischen 1903 und 1911 war G. Professor für Kir-
chenrecht und Kirchengeschichte an der theologischen
Fakultät in Ljubljana. In seinen Studien über die »Sla-
wenapostel« Kyrill und Method (→ Methodvita)
wies er nach, dass sich in ihrem Werk deutliche Spuren
weströmischen Einflusses feststellen lassen (die Slowe-
nen →
Karantaniens wurden vor Kyrill und Method
durch iro-schottische Missionare zum Christentum
bekehrt [→ Christianisierung, →
iro-schottische Mis-
sion]). Es entstand eine → altslowenische kirchliche
Sprachpraxis (→
Liturgiesprache), die später die → Bi-
belübersetzung Kyrill und Methods beeinflusst hat
(→
Altkirchenslawisch, →
Karantanerslowenisch). Die
Feiern rund um das vierhundertjährige Geburtstagsju-
biläum von Primož → Trubar veranlassten G., sich
eingehend mit der Kirchengeschichte des 15. und 16.
Jh.s zu beschäftigen. G.s größter Verdienst um die Epo-
che der Reformation (→
Protestantismus) und → Ge-
genreformation ist, dass er der Forschung neue Quellen
erschloss. Sein bekanntestes Werk ist Zgodovina slo-
venskega naroda [Geschichte des slowenischen Volkes],
das in sechs Bänden von 1910 bis 1916 erschienen ist.
Zgodovina slovenskega naroda behandelt die politische,
kulturelle und kirchliche Geschichte der Slowenen. Im
Hinblick auf Kärnten/Koroška sind seine Abhandlun-
gen über die Einsetzung der Kärntner Herzöge von be-
sonderer Bedeutung (→ Fürsteneinsetzung). Werke : Das soziale Wirken der katholischen Kirche in der Diözese Lai-
bach, 1906 ; Cerkvene razmere med Slovenci v 15. stoletju in ustanovi-
tev Ljubljanske škofije, 1908 ; Zgodovina slovenskega naroda, 6. Bände,
1910–1916 ; Abhandlungen in den Zeitschriften Čas, Dom in Svet,
Katoliški obzornik.
Lit.: ÖBL ; SBL ; EJ ; ES ; OVSBL.
Reinhold Jannach
Grudnik, Janko (1873–1939), Musikkünstler, → Lie-
dersammlung, handschriftliche.
Grundrechte, → Oktroyierte Märzverfassung 1849,
→ Landesverfassung 1849, → Dezemberverfassung
1867, → Vertrag von Saint-Germain 1919 ; → Reichs-
gesetzblatt, RGBl.; → Landesgesetzblatt, zweisprachi-
ges 1850–1859 ; →
Kundmachung (1) – Reichs- und
Landesgesetzblatt-Patent vom 4. März 1849 ; → Wahl-
kreiseinteilung ; → Wahlordnungen und Nationalitä-
tenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg ; → Amtsspra-
che, → Landessprache, → »Minderheit«/Volksgruppe ;
→ »Volksstamm« ; → Diskriminierung.
Grundtner, Franz (Franc, * um 1767 Ort unbekannt,
† 1. Mai 1827 in Klagenfurt/Celovec), Agronom und
Ökonom, Inspektor der Graf Ferdinand Eggerschen
Besitzungen in Kärnten/Koroška.
G. übersetzte auf Wunsch des Kreishauptmannes
von Klagenfurt/Celovec Lieder aus der Collin’schen
Sammlung »Lieder Österreichischer Wehrmänner« ins
Slowenische, und zwar solche, die in den von Valentin
→ Vodnik übersetzten Brambovske pesme nicht enthal-
ten waren. G. war einer der wenigen laizistischen Ge-
bildeten unter den Kärntner Slowenen seiner Zeit. Er
unterhielt intensive Beziehungen zu seinen Landsleu-
ten, denen im Geiste der → Aufklärung eine intellek-
tuelle und literarische Entwicklung der slowenischen
Bevölkerung ein Anliegen war. G. war auch Mitglied
frankophiler Zirkel von gebildeten Bürgerlichen und
Mitgliedern der Freimaurerloge. Gleich nach dem Ab-
zug der Franzosen am 11. Jänner 1810 wurden von-
seiten des Klagenfurter Kreishauptmannes Franz von
Fradeneck, des Stadt- und Landesrechtspräsiden-
ten Ferdinand Freih. von Ulm und des Fürstbischofs
Franz X. Altgraf zu Salm-Reiferscheid Denun-
ziationen über das Verhalten frankophiler Personen
während der französischen Besatzung, darunter auch G.
und Josef Anton → Mitsch, an das Innenministerium
in Wien geschickt.
Quellen : F. Kidric in SBL 1 (1925–1932) 271–272.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55