Seite - 482 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Hartman, Milka
Milka Hartman
Milka Hartman, Radio Agora
war sich stets auch der politischen Bedeutung jedes kul-
turellen Wirkens bewusst (→ Chorwesen).
Lit.: OVSBL. – R. Gobec : Padel je steber, Folteju Hartmanu v spomin.
In : KK 1985. Celovec 1984, 193–195 ; A. Malle [e. a.] : Dachau – spo-
min in opomin, primeri preganjanja antifašistov iz Koroške – ob 100-let-
nici rojstva Folteja Hartmanna in 75-letnici Moškega pevskega zbora
»Foltej Hartman« Slovenskega prosvetnega društva »Edinost« v Pliberku
– Erinnern und Gedenken – Beispiele der Verfolgung von Antifaschisten
aus Kärnten – anläßlich des 100. Geburtstages von Foltej Hartmann und
des 75. Bestandsjubiläums des Männerchores »Foltej Hartmann« des Slo-
wenischen Kulturvereines »Edinost« in Bleiburg. Klagenfurt 2007.
Božo Hartmann ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Hartman, Milka (Hartmann, Rosa Ludmilla, Ljudmila,
geb. Schick. * 11. Februar 1902 Unterloibach/Spodnje
Libuče [Bleiburg/Pliberk], † 9. Juni 1997 ebd.), Kultur-
arbeiterin, Lehrerin, Kulturschaffende, Volkspoetin.
Zweites von sechs Kindern einer bäuerlichen Familie,
Vater Matej Grundbesitzer, Mutter Terezija, geb. Kušej,
Schwester von →
Radoslav Kušej. Besucht sechs Jahre
die zweiklassige utraquistische Volksschule in Loibach/
Libuče, bis sie im Ersten Weltkrieg auf der elterlichen
Landwirtschaft mithelfen muss. Bei Kriegsende erlebt
sie den Grenzkonflikt und die → Volksabstimmung,
bei der Loibach/Libuče mehrheitlich für → Jugosla-
wien stimmt (→
Grenzfrage). Sie engagiert sich im
Katoliško izobraževalno društvo Pliberk [Katholischer
Bildungsverein Bleiburg] (→ Edinost v Pliberku) sowie
in der Marianischen Kongregation. In den 1920er-Jah-
ren bildet sie sich neben der Arbeit auf der elterlichen
Landwirtschaft in Slowenien beruflich durch Besuch
eines zehnmonatigen Lehrgangs an der Hauswirt-
schaftsschule der →
Schulschwestern in → Ljubljana
fort sowie durch einen Fortführungskurs bei den Schul-
schwestern in → Maribor. Seit Ende der 1920er-Jahre
ist sie als Wanderlehrerin in Slowenien und Leiterin
von meist sechs- bis achtwöchigen Haushaltungskur-
sen in Kärnten/Koroška tätig. Diese Kurse dienen der
fachlichen und sprachlich-nationalen Bildung, ihre
Abschlussveranstaltungen beinhalten auch kulturelle
Darbietungen, oft von H. verfasst. 1927 wird sie in
den Vorstand der → Slovenska krščansko-socialna zveza
[Slowenischer christlich-sozialer Verband] gewählt. Sie
leitet die Unterorganisation Dekliška zveza [Mädchen-
verband], die Mädchen christlich, konservativ und nati-
onal formen will. 1931–1936 organisiert sie gemeinsam
mit dem → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärnt-
ner Slowenen] an der kroatisch-dalmatinischen Adria
Sommerkolonien für kärntnerslowenische Kinder, die auch der sprachlich-nationalen Bildung dienen sollten.
Aufgrund ihrer identitätsstiftenden Tätigkeit wird H.
von den Behörden überwacht und als fanatische Jugo-
slawin diffamiert. Sie ist auch tätlichen Angriffen aus-
gesetzt. 1939 verbietet das NS-Regime die Abhaltung
slowenischer Kochkurse. Einer der letzten öffentli-
chen Auftritte H.s erfolgt im Juni 1939 beim Slowe-
nischen Tag in Sigmontschitsch/Zmotiče. Während
des Zweiten Weltkrieges führt sie in St.
Jakob ob Gurk
den Haushalt von Pfarrer Tomaž → Holmar. 1941
ist H. zwei Monate in Gestapo-Haft (→ Tomasch/
Tomaž, Maria/Marija). Ihre Familie wird 1942 de-
portiert (→ Deportationen 1942). Nach dem Zweiten
Weltkrieg setzt H. ihre Bildungs- und Frauenarbeit
fort und engagiert sich politisch. Ihre projugoslawische
Haltung und ihre zahlreichen Auftritte dokumentieren
ihre Verbundenheit mit → Jugoslawien. 1956 tritt sie
gesundheitsbedingt in den vorzeitigen Ruhestand und
zieht sich in ihren Heimatort zurück. In der Folgezeit
wird ihr dichterisches Œuvre zunehmend öffentlich re-
zipiert und sie erhält zahlreiche Preise.
H. ist nach der → Volksabstimmung eine herausra-
gende Vertreterin der Kärntner slowenischen Intelli-
genzia und durch mehrere Jahrzehnte die einzige slowe-
nische Lyrikerin in Kärnten/Koroška (→ Bukovništvo).
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs schreibt die Auto-
didaktin erste Texte und Melodien, einige in Mund-
art. In den 1930er-Jahren veröffentlicht sie Beiträge in
der zentralen Volksgruppenzeitung →
Koroški Slovenec
(→ Publizistik) sowie Bühnenstücke für Laienspiele.
1934 erscheinen in Ljubljana im Eigenverlag erstmals
zwei Hefte mit Liedern und Melodien, vertont von
Marko → Bajuk. Nach dem Zweiten Weltkrieg publi-
ziert sie u. a. in den Zeitschriften Vera in dom, Naš tednik,
→ Nedelja. Anlässlich ihrer Geburtstagsjubiläen er-
scheinen umfangreiche Gedichtbände. Viele ihrer rund
860 religiösen, Liebes-, Natur- und Heimatgedichte
werden vertont, teils von ihr selbst. Die Gedichte und
insbesondere ihre Prosa, Erinnerungsliteratur und Pub-
lizistik spiegeln die wechselvolle Geschichte der Kärnt-
ner SlowenInnen im 20. Jh. Ihr Nachlass ist im Verlag
der →
Mohorjeva archiviert.
Archive : Mohorjeva.
Werke : 1934 Dekliške pesmi. Med cvetjem in v solncu ; 1952 Moje
grede ; 1972 Lipov cvet ; 1977 Pesmi z libuškega puela ; 1982 Poezije,
1998 Zimske rože ; Der Frost verspinnt die Beete mit feinen Netzen. Hg.
A. Leben. Klagenfurt/Celovec 2007.
Lit.: F. J. Bister : Tekst in dokumentacija. In : Milka Hartman : I.
Življenje. Celovec [e. a.] 1982 ; M. Spieler : Milka Hartman. In : J.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55