Seite - 485 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Herberstein, Karl Johann von
Hemma von Gurk (Bildnis
von Sebald Bopp um 1510) Gurker Bischof dem Hl. Stuhl seinen Rücktritt vom
Bischofsamt angeboten ; das Gesuch war aber nicht an-
genommen worden. Stattdessen erhielt H. 1933 in sei-
nem damaligen Seminarregens Andreas Rohracher
einen Weihbischof. H.s Verhältnis zum Nationalso-
zialismus ist als ambivalent zu bezeichnen ; einerseits
lehnte er eine gemeinsame dezidierte Erklärung der ös-
terreichischen Bischöfe gegen den Nationalsozialismus
aus Furcht vor einem Massenaustritt aus der Kirche ab,
andererseits stand er dem →
»Anschluss« Österreichs
an das Deutsche Reich und einzelnen sozialen Neu-
erungen des nationalsozialistischen Staates positiv ge-
genüber. Ein neuerliches Rücktrittsgesuch wurde vom
Vatikan im Juli 1939 angenommen und H. zum Erzbi-
schof ernannt. Er starb am 9. Jänner 1970 und wurde
im Dom zu Klagenfurt/Celovec beigesetzt.
Archive : ADG.
Quellen : [Hirtenbriefe deutsch und slowenisch].
Lit./Web : C. Fräss-Ehrfeld-Kromer : Adam Hefter – Kirche und Staat
in der Ersten Republik. In : Festschrift für Franz Koschier. Klagenfurt
1974, 139–176 ; J. Obersteiner : Die Bischöfe von Gurk 1824–1979.
Klagenfurt 1980, 161–196 ; E. Gatz (Hg.) : Die Bischöfe der deutsch-
sprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon.
Berlin 1983, 298–299 ; P. G. Tropper : Bemerkungen zum Weg der
katholischen Kirche in Kärnten von März bis September 1938. In : H.
Rumpler (Hg.) : März 1938 in Kärnten. Fallstudien und Dokumente
zum Weg in den »Anschluß«. Klagenfurt 1989, 119–151 ; P. G. Trop-
per (Hg.) : Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen
Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Klagenfurt 1995 ; S. Trießnig :
Der Kärntner slowenische Klerus und die nationale Frage 1920–1932.
Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000 ; P. G. Tropper : Nationalitätenkon-
flikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des sloweni-
schen Klerus in Kärnten von 1914 bis 1921. Klagenfurt 2002 ; http://
de.wikipedia.org/wiki/Adam_Hefter (14. 11. 2008).
Peter G. Tropper
Heiligenviten → Bischöfe und Heiligenviten.
Heimatbund, Kärntner, →
Deutschnationale Vereine.
Helbling, Alex, → Abgeordnete.
Helwinus, dux, → Duces Carantanorum.
Hemma von Gurk (Hema Krška, sv. Ema, * o. J.,
o.
O., † um 1045), Heilige, Stifterin.
H., die der nicht gesicherten Überlieferung nach
im Jahr 1045 starb, war zu ihrer Zeit eine der reichs-
ten und mächtigsten Frauen in Kärnten/Koroška. Über
sie ist nur wenig Konkretes bekannt, Wirklichkeit und
Legende sind zu eng in der Überlieferungsgeschichte verwoben. Verwandt mit Kaiser Heinrich II. und ver-
heiratet mit dem Grafen Wilhelm von Friesach und
an der Sann (Viljem II mejni grof Savinjske marke), fin-
den sich in ihrer Ahnenreihe Angehörige des alten ka-
rantanisch-slawischen Adels ebenso wie Vertreter von
zugewanderten bairischen Geschlechtern und der frän-
kischen Reichsaristokratie. Von ihren Vorfahren hatte
sie reiche Besitzungen geerbt : das Gurk- und Metnitz-
tal (Krška dolina, dolina Motnice), den Ort Zeltschach
(Selče), Güter und Burgen im Trixner Tal/Trušenjska
dolina in Kärnten/Koroška sowie im heutigen Slowe-
nien ausgedehntes Land um Brestanica (Rajhenburg)
und Krško (Gurkfeld). Vermutlich im Jahr 1036 wurde
ihr kaisertreuer Mann vom aufständischen Kärntner
Herzog Adalbero von Eppenstein ermordet ; H. ver-
einigte seither das Erbe zweier mächtiger Familien in
ihrer Hand (→ Herzöge von Kärnten/Koroška). Der
Großteil dieses Erbes diente der Stiftung der Klöster
Admont und Gurk (Krka). Während die Gründung des
obersteirischen Klosters erst Jahre nach ihrem Tod re-
alisiert wurde, konnte H. die Realisierung des Frauen-
stiftes in Gurk (Krka) am 15. August 1042 (oder 1043)
noch selbst erleben. H. ist in ihrer Klosterkirche begra-
ben. 1174 hat man ihre sterblichen Überreste feierlich
in die Krypta des Gurker Domes übertragen und dort
bestattet. Wenngleich die Heiligerklärung H.s durch
den Papst erst am 5. Jänner 1938 erfolgte, wurde sie
schon durch die Jahrhunderte davor vom gläubigen
Volk als Heilige verehrt ; besonders Slowenen aus Kärn-
ten/Koroška, aus der Steiermark/Štajerska und aus dem
heutigen Slowenien (»Krainer Wallfahrt«) suchten in
Gurk/Krka ihr Grab auf. H.s Gedenktag ist der 27. Juni.
Lit.: ES ; OVSBL. – Hemma von Gurk. Katalog der Ausstellung auf
Schloss Strassburg/Kärnten. Klagenfurt 1988 ; J. Till : Hemmas Welt.
Hemma von Gurk – ein Frauenschicksal im Mittelalter. Klagenfurt
1999 ; J. Till : Auf Hemmas Spuren. Klagenfurt 2005.
Web : http://de.wikipedia.org/wiki/Hemma_von_Gurk ; www.hemma
pilgerweg.com (14. 10. 2012)
Peter G. Tropper
Herberstein, Karl Johann von (Karel Janez, * 7. Juli
1719 Graz, † 7. Oktober 1787 Ljubljana). Bischof von
Ljubljana 1772–1787.
Väterlicherseits entstammte er dem Geschlecht der
Herberstein, mütterlicherseits dem der Dietrichstein.
In der Wissenschaft besteht keine einheitliche Mei-
nung zu H.s Studienort. Verbreitet ist die Ansicht,
dass H. in den Jahren zwischen 1757 und 1761 am
jesuitischen Collegium Germanicum in Rom Theolo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55