Seite - 490 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Hermannus de Carinthia
Hermanus de Carinthia
(Wiki)
Wappen der Auffensteiner
nach Megiser, Das neunte
Buch der Chronik, S. 963
er Patron mehrerer Kirchen im bis 1751 in kirchlicher
Hinsicht zum Patriarchat Aquileia gehörigen Kärnten/
Koroška südlich der Drau/Drava und im 19. Jh. quasi
Nationalheiliger insbesondere der Kärntner Slowenen.
Als solcher wurde er auch namengebend für den 1852
auf Anregung von Bischof Anton Martin → Slomšek
gegründeten »St. Hermagoras-Verein« (ab 1860
»St. Hermagoras-Bruderschaft«, → Mohorjeva).
Lit.: BBKL. – R. Egger : Der heilige Hermagoras. Klagenfurt 1948 ; J.
F. Kristof : Die kulturpolitische Bedeutung der »St. Hermagoras-Bruder-
schaft« (»Družba Sv. Mohorja«) für die Kärntner Slowenen. Hausarbeit
aus Geschichte [masch.]. Salzburg 1982.
Markus Wenninger
Hermannus de Carinthia (Hermannus Dalmata, Scla-
vus, Secundus, slow.: Herman Koroški, s Koroškega,
* um 1111 in Kärnten/Koroška, † unbekannt), Philo-
soph, Gelehrter.
Von seinem Geburtsland heißt es, es sei : »Istrie tres
partes, maritima et montana, in medio patria nostra
Karinthia.« Er studierte in den Jahren 1130–1135 in
Chartres und in Paris. Danach reiste er mit Robertus
Retinensis in den Nahen Osten. Zusammen über-
setzten sie arabische Werke ins Lateinische. Im Jahre
1138 übersetzte H. die Abhandlung des Sahl ibn Bišr
Sextus astronomie liber, und im Jahre 1140 das Werk Li-
ber introductorius in astronomiam Albumazar des Abu
Ma’šar, in welchem eigene Symbole für die Planeten
verwendet werden. Als H. im Jahre 1142 zusammen
mit Robertus Retinensis an der Übersetzung des Ko-
rans arbeitete, schrieb er zwei kürzere Abhandlungen
über den Islam De generatione Mahumet. Im darauffol-
genden Jahr übersiedelte H. nach Südfrankreich. Dort
übersetzte er u. a. das Werk von Ptolemäus Planis-
phaerium und beendete seine eigene Arbeit De essentiis.
In dieser vereinigte er die westeuropäische platonisti-
sche Überlieferung, die er in Chartres kennengelernt
hatte, mit der aristotelischen Philosophie, die ihm in
Abu Ma’šar’s Werk begegnet war. Im Jahre 1144 ge-
staltete H. die Zeichen der Sternbilder der Tierkreise
auf der Basis der → Glagolica.
Lit.: K. Gantar : Herman de Carinthia. In : JiS 10 (1965) 125–232 ; S.
Low-Beer : Herman of Carinthia. The Liber Imbrium, the Fatidica, and
the De Indagatione Cordis. New York 1979 ; Herman Dalmatin, rasp-
rava o bitima I/II. Pula 1990 ; Ž. Dadić : Herman Dalmatin, Herman of
Dalmatia (Hermannus Dalmata). Zagreb 1996 ; V. Nartnik : Hermanovo
iskanje med iranico in glagolico. In : Riječ (Rijeka) 16 (2010)/2, 124–132.
Vladimir Nartnik ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl Herrenchiemsee, → Chiemsee.
Herzöge von Kärnten/Koroška. Die Trennung
Kärntens von Baiern und seine Erhebung zu einem
eigenen Herzogtum 976, der die Erinnerung an das
ehemalige Fürstentum → Karantanien zugrunde lie-
gen muss, war eine politische Maßnahme nach ei-
nem Aufstand des bairischen Herzogs gegen Kaiser
Otto II., um Baiern zu schwächen. Aber die Kärnt-
ner Herzöge konnten im Land nie eine starke Stel-
lung aufbauen, denn bis ins späte 11. Jh. kamen sie
aus unterschiedlichen Familien und wechselten in
rascher Folge. Dazu gaben die Könige beträchtliche
Teile des Landes an geistliche Fürsten, vor allem an
die Erzbischöfe von → Salzburg und an die Bischöfe
von → Bamberg. Weitere Teile standen unter der
Herrschaft verschiedener hochfreier, de facto mehr
oder weniger selbstständiger Familien. Das herzogli-
che Eigengut und damit seine wichtigste Machtbasis
blieb daher gering. Zudem hatten mehrere Herzöge
faktisch nur die Stellung von Titularherzögen, waren
aber wenig im Land. So blieb die Stellung des Her-
zogs gegenüber dem einheimischen Adel schwach.
Erst im Lauf des 11. Jh.s konnten die Eppensteiner,
deren eigentlicher Machtbereich in der heutigen Stei-
ermark/Štajerska lag, eine stärkere Stellung aufbauen,
doch starben sie schon 1122 aus. Mehr Erfolg hatten
die ihnen folgenden fränkischen Spanheimer, vor al-
lem der tatkräftige und lang (1202–1256) regierende
Herzog Bernhard. Trotzdem ist bezeichnend für
die Situation, dass für Graf Meinhard II. von Ti-
rol-Görz, der 1286 zum Herzog von Kärnten erho-
ben wurde, zwar der Herzogstitel wichtig war, weil er
erst durch ihn zum Reichsfürsten wurde, dass aber das
Land selbst für ihn ebenso wie für seine Söhne stets
ein Nebenland blieb. Noch mehr galt das für die ihnen
1335 folgenden Habsburger, von denen auch in Zei-
ten, in denen die habsburgischen Gebiete auf mehrere
Linien aufgeteilt waren, keiner je in Kärnten/Koroška
residierte.
Die von der gesprochenen Sprache zu unterschei-
dende Sprache der Urkunden war im Mittelalter zu-
nächst ausschließlich das Lateinische, das in den Jahr-
zehnten um 1300 weitgehend vom Deutschen abgelöst
wurde. Das Slowenische (hist. → ›Windisch‹) war in
Urkunden allenfalls im einschlägigen Namengut prä-
sent (→ Zweinamigkeit, mittelalterliche ; → Perso-
nennamen, karantanerslowenische). Als gesprochene
Sprache war es jedoch, wie andere Quellen belegen, zu
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55