Seite - 496 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Hoba Sclavanisca
Bei der Erforschung der Archive im Staat und außer-
halb seiner Grenzen, die für Innerösterreich relevantes
Material bargen, entwickelte der Zentralausschuss
1846 eine rege Tätigkeit. Man wollte mit der Königli-
chen Bibliothek in München in Kontakt treten, ebenso
brachte man dem Patriarchatsarchiv in →
Aquileia
besonderes Interesse entgegen. Man wandte sich auch
an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, insbe-
sondere an die Abteilungen des Erzbistums →
Salz-
burg, des Patriarchats von Aquileia und der Grafen
von Görz-Tirol, sowie an die Archive in Venedig. Die
Zusammenarbeit mit friaulischen Gemeinden hätte
beinahe zu einer Vergrößerung des I. geführt, als sich
der 1847 gegründete Verein zur Erforschung Friauls
inkorporieren wollte. Der Vorschlag wurde abgelehnt,
da man in der Entfernung, der Sprache und wegen der
ohnehin schon komplizierten Abgleichung zwischen
den bestehenden Filialen Schwierigkeiten sah.
1848 erschien in Graz die gemeinsame Zeitschrift
Schriften des Historischen Vereines für Innerösterreich. Es
kam jedoch nur dieses eine Heft heraus, denn Kärnten/
Koroška und → Krain/Kranjska waren bemüht, eigene
Zeitschriften herauszubringen, nur die steirische Fili-
ale wäre für eine gemeinsame Zeitschrift gewesen. In
Kärnten/Koroška wollte man schon 1846 eine eigene
Zeitschrift mit dem Titel Archiv für Geschichte des Her-
zogtumes Kärnten gründen, doch wurde dies von der
Zensur abgelehnt, da der Zentralausschuss eine solche
Zeitschrift als nicht notwendig erachtete. Der Krainer
Filiale gelang es aber noch im selben Jahr, eine eigene
Zeitschrift, die Mittheilungen des historischen Vereines für
Krain, herauszubringen, doch durfte man nur Tätig-
keitsberichte des Vereins und unbedeutende Aufsätze
publizieren.
Mit Ankershofen an der Spitze war der Wunsch
nach größerer Selbstständigkeit der Kärntner Filiale
schon von Anfang an zu orten. So beispielsweise aus der
Beschwerde, dass die steirische Filiale sich das Privileg
nehme, die Münchner Archive zu erforschen, während
die Gesuche der Kärntner nach finanzieller Unterstüt-
zung für derartige Forschungen abgelehnt würden. An-
kershofen schlug auch vier Zeitschriften vor, so dass
jede Filiale neben der gemeinsamen Zeitschrift auch
eine eigene Zeitschrift haben sollte. Der Wunsch der
Kärntner nach einer eigenen Zeitschrift blieb unerfüllt,
doch hatten sie die seit 1811 erscheinende → Carinthia,
die damals noch einen literarischen Schwerpunkt hatte
und erst später Beiträge historischen Inhalts aufnahm.
Die Kärntner glaubten, ihre eigene Filiale nicht mit den anderen vergleichen zu können, denn in Graz gab
es das Joanneum, in Ljubljana das Landesmuseum, in
Klagenfurt/Celovec aber gab es eine solche Institution
nicht. Deshalb setzten sich die Kärntner Vereinsmit-
glieder in der ersten Phase hauptsächlich für die Grün-
dung eines Landesmuseums ein.
Der Widerstand gegen den gemeinsamen Verein der
Kärntner und Krainer beruhte vor allem auf der zen-
tralistischen Monopolstellung des Grazer Zentralaus-
schusses. Angespannte Verhältnisse ergaben sich auch
bei der Ernennung von Ehrenmitgliedern und wegen
der Beiträge für Zahlungen des Gesamtvereines. Nach
dem Tod Albert von Muchars, der die bestehende
Vereinsform verteidigt hatte, wurde der Verein 1850
in drei selbstständige Vereine geteilt : den Historischen
Verein für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten), den
Historischen Verein für Krain und den Historischen Verein
für die Steiermark. Überraschenderweise entschied sich
die steirische Filiale als Erste für die Selbstständig-
keit (Gründung 21. Juni 1849). Der Historische Verein
für Kärnten folgte am 24. Oktober 1849, der Histori-
sche Verein für Krain am 5. September 1850 mit seiner
selbstständigen Gründung.
In all den Jahren seines Bestehens gelang es dem I.
nicht, eine gemeinsame Hauptversammlung zu orga-
nisieren, es tagte lediglich der Zentralausschuss, und
von der gemeinsamen Zeitschrift war auch lediglich
ein Heft erschienen. Nichtsdestotrotz hatte der His-
torische Verein für Innerösterreich eine positive Rolle,
zumal im Statut die Aufgaben und fachliche Orientie-
rungen festgelegt waren. Vor allem das Sammeln his-
torischen Materials setzt den Beginn der organisierten
wissenschaftlichen, historischen Forschung.
Lit.: ES (O. Janša-Zorn : Zgodovinsko društvo za Notranjo Avstrijo).
– F. Popelka : Der Historische Verein für Innerösterreich und sein stei-
rischer Zweigverein. In : ZHV41 (1950) 3–23 ; O. Janša–Zorn : Der
Historische Verein für Krain. In : ÖOH 32 (1991) 545–564 ; E. We-
bernig : Die Gründung des Geschichtsvereines für Kärnten und Beginn
seiner Verlagstätigkeit. In : Car I 184 (1994) 25–47 (Festschrift zum
150-Jahr-Jubiläum des Geschichtsvereines für Kärnten) ; O. Janša-
Zorn : Historično društvo za Kranjsko. Ljubljana 1996.
Matija Zorn ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Hoba Sclavanisca, vgl. Sachlemmata : → Rechtsinsti-
tutionen, karantanerslowenische ; → Hildegard von
Stein/Liharda Kamenska.
Hobel, Franc, vlg. Rojak (Pogerschitzen/Pogrče), Ver-
einsvorsitzender, Kulturaktivist, → Danica, Katoliško
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55