Seite - 497 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Hochmüller, Ivan
izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein
Danica (Morgenstern)].
Hochfeistritz/Visoka Bistrica (Gemeinde Eberstein
[Svinec]), vgl. Sachlemmata : → Ansichtskarte ;
→
Ortsverzeichnis 1860, 1880, 1883, → Saualpe/
Svinška planina ; →
Wehrkirchen.
Hochmüller, Ivan (* 20. Februar 1873 St. Stefan/
Šteben [Finkenstein/Bekštanj], † 14. Dezember 1954
Maribor), identitäsbewusster slowenischer Kulturakti-
vist.
Nach der Volksschule in Fürnitz/Brnca und → Vil-
lach/Beljak besuchte H. in Letzterem und in Wien die
höhere Fachschule für Möbel und Bautischlerei des
k. k. Technologischen Gewerbe-Museums in Wien. In
Klagenfurt/Celovec setzte man ihn als Zeichner ein,
später in Wien als Geschäftsführer und Möbelzeichner
(-designer). 1900 war er als technischer Hilfsbeamter
bei der Bahndirektion der Staatsbahn in Villach/Bel-
jak angestellt. H. war nationalbewusster Slowene und
frequentierte den allwöchentlichen slowenischen Kreis
im Villacher Gasthaus Brunner, dessen Tätigkeit er
wiederbelebte und ausweitete (→ Beljaško omizje [Vil-
lacher Kreis] in Villach). Er hatte lange Zeit versucht,
in Villach/Beljak ein Zentrum für das nationale sowie
politische Wirken der Kärntner Slowenen aus dem
→
Gailtal/Ziljska dolina zu schaffen. Die Anzahl der
Mitglieder stieg auf 17 Personen an, zu gegebenen An-
lässen auch auf 20 bis 30. Für eine Stadt wie Villach/
Beljak nicht wenig. Vor dem Ersten Weltkrieg setzten
sich die Mitglieder aus slowenischen Lehrern der Vil-
lacher Mittelschulen zusammen, nämlich Lendovšek,
Artl, → Wang, Skrbinšek, aus den Bahnbeamten
Knafelc, Zobec, Kustrin und Frole, dem Kauf-
mann Šuster, dem Geistlichen Jurij Matej → Trunk,
dem Beamten Anton →
Brandner, dem späteren
Vorsitzenden des Unterausschusses des → Klub koroških
Slovencev [Klubs der Kärntner Slowenen] in → Mari-
bor, u. a.
Aus seinen Mitgliedern stellte H. sowohl einen Sing-
als auch einen Tamburizzaverein zusammen, mit denen
er in Villach/Beljak und Umgebung sowie in den an-
deren slowenischen Ländern auftrat. Er betätigte sich
auch im Rahmen der → Družba sv. Cirila in Metoda
(CMD) [Kyrill- und Method-Gesellschaft], half bei
der Bildungsarbeit und finanzierte die Gründung des
Tamburizza-Schülerchors (Dijaški tamburaški zbor) in
Villach/Beljak, ein Unternehmen, weswegen ihm die Leitung des Villacher Gymnasiums Schwierigkeiten
gemacht hatte. 1905 bezuschusste er die Gründung des
Blattes Dijaški odmevi [Schülerecho], dessen erste Aus-
gabe mit dem Gedicht Oče dijakov [Vater der Schüler-
schaft] H. gewidmet war. Auf seinen Impuls hin wurde
die ersten slowenischen → Kultur- und Tamburizza-
vereine → Dobrač und Lipa in Fürnitz/Brnca respektive
in Föderlach/Podravlje ins Leben gerufen (→ Tambu-
rizzamusik). Als er sich bereits in Jugoslawien aufhielt,
verliehen ihm beide Vereine ein Ehrenmitgliedsdiplom.
H. war Initiator, Mitbegründer und Vorsitzender des
Podporno društvo za dijake in vajence [Förderverein für
Schüler und Lehrlinge] in Villach/Beljak, wo er eben-
falls das Delavsko pevsko društvo [Gesangsverein der
Arbeiter] ins Leben rief, der wegen der zwangsweisen
Versetzung von identitätsbewussten slowenischen Ar-
beitern nur kurze Zeit Bestand hatte. Im Vorsitz des
Vereins Drava, den er die ganze Zeit über innehatte,
gruppierte er junge slowenische Gymnasialschüler um
sich, die sich für ein slowenisches Kärnten/Koroška
starkmachten. Der slowenische Kreis in Villach/Beljak
regte stets die auf dem Land ansässigen Slowenen zu
nationalbewusstem Denken und Wirken an, u. a. auch
durch Gesang. Er hatte eine eigene Hymne, die von
Ivan Frole geschrieben und von Karl Rožanc vertont
wurde, beide ebenfalls Bahnbeamte. Sie lautete :
»Omizje je naša trdnjava ob meji,
Branitelji majke nam Slave smo mi,
Borimo za geslo se vedno krepkeji :
Naj mili naš narod na veke živi.
Slovensko omizje beljaško je skala,
Zaman se v njo upira sovražni vihar ;
Ni strah nas nevihte, viharja, ne vala,
Nas sila sovražna ne uniči nikdar.
Branimo se krepko vsi zoper krivice,
Ki dela nam ljuti sovražnik jih naš
In v slogi branimo si svoje pravice,
Umreti za narod je zadnji naš glas.«
Der /Villacher/ Kreis ist unsere Festung an der Grenze,
Wir sind die Verteidiger unserer Mutter Slava,
Immer stärker kämpfen wir für unseren Wahlspruch :
In Ewigkeit lebe unser geliebtes Volk.
Der slowenische Kreis in Villach ist der Fels,
Gegen den vergebens feindlicher Sturm sich stemmt,
Keine Angst macht uns Unwetter, Sturm und Welle,
Die feindliche Macht vernichtet uns nimmermehr.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55