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Inkulturation
Wappensaal, Kärntner
Landtag mit Wandfresko von
Josef Ferdinand Fromiller
Herzogseinsetzung (1740)
und dem Fürstenstein/knežji
kamen, Foto Gert Eggenber-
ger, © Kärntner Landtag
genschaften von Gottheiten in die neue Glaubensdokt-
rin bzw., nach Katičić, auf die »christliche Reinterpre-
tation slawischer heidnischer Kulte [wobei es im Falle
von Kultstätten auf Berggipfeln] keinen Zweifel geben
kann, dass der hl. Vitus, neben einigen anderen Heili-
gen, dabei eine herausragende Rolle spielte« (S. 17). Die
Übernahme der Haupteigenschaften des slawischen
Gottes Svantovit durch den hl. Vitus/Sankt Veit, slow.
sv. Vid oder Šentvid auf der Insel Rügen und bei den
baltischen Slawen gilt nach Katičić als nachgewiesen.
Für den dalmatinischen Raum nimmt Katičić – unter
Berücksichtigung der Tatsache, dass die ursprüngliche
Legende des hl. Vitus davon getrennt zu sehen ist und
trotz widersprechender Quellen – für Svantovid/sv. Vid
eine »interpretatio christiana« an, wenn auch als Er-
satz für einen Kult des slawischen Donnergottes Perun,
wobei nach Katičić »trotz etymologischer Unsicher-
heiten […] Sventovit [sic !] von seiner Bedeutung her
als Epiklese [Anrufung] von Perun verstanden werden
[kann]«. Eine Svantovit-Kultstätte begründet auch die
Erklärung für die Herkunft des → Ortsnamens Ober
St. Veit in Hietzing in → Wien, wie dies im lokalen
Bezirksmuseum dargestellt ist (Katičić geht aller-
dings nicht auf die Kärntner St. Veit-Orte ein).
Iro-schottische Mission. Inkulturationsprozesse
sind im Rahmen der → Iro-schottischen Mission bei
den Karantanern (→
Carantani) relevant, im Rahmen
derer es zur Herausbildung der →
Liturgiesprache
kam, wie sie in den → Freisinger Denkmälern ver-
wendet wurde (→ Abraham, Bischof von Freising) ;
ebenso bei der christlichen → Terminologie selbst, die la-
dinischen Ursprungs ist (→ Altladinisch) und die 100
Jahre später im Rahmen der kyrillo-methodianischen
Bibelübersetzung im → Altkirchenslawischen weiter-
verwendet wurde (→ Bibel, → Methodvita ; zur Rolle
des karantanischen Adels bei der Christianisierung vgl.
auch → St.
Peter am Bichl/Šentpeter na Gori).
Dreikopfstein/Triglav. Auf eine frühe Form der
I. weist der Dreikopfstein von der kulturgeschichtlich
bedeutenden Gipfelkirche zur hl Magdalena am zent-
ralkärntner Magdalensberg/Štalenska gora hin. Dieser
diente über Jahrhunderte als Weihwasserbehälter vor
der Wallfahrtskirche, bevor er laut Überlieferung durch
den ansässigen slowenischen Pfarrer und Ethnologen,
Monsignore Pavle →
Zablatnik, ins Innere der Kir-
che transferiert wurde (wahrscheinlich im Zuge der
Restaurierungsarbeiten 1970).
Die Gipfelkirche selbst steht an der Stelle eines
keltisch-römischen Heiligtums (am höchsten Punkt der keltischen und kurze Zeit römischen Hauptstadt
des Norikum). Die Kirche wurde urkundlich erstmals
1262 erwähnt. Der Ort ist weiters deshalb relevant,
weil er der Ausgangsort des sog. Vierbergelaufs ist.
→ Šašel und nach ihm Zablatnik sehen in diesem
einen Wallfahrtsbrauch, der zumindest in Aspekten
heidnisch-keltischen Ursprungs ist, was insgesamt auf
eine kulturelle und kultische → Kontinuität an diesem
zentralen Ort hindeutet. Im Gipfelbereich dieser einst
slowenischen bzw. nach der → ›Pfarrkarte der Diözese
Gurk/Krška škofija 1924‹ zweisprachigen Kirchenge-
meinde wurden auch slawische Ausgrabungsfunde si-
chergestellt und in einer Vitrine ausgestellt.
Der Dreikopfstein ist eine altertümliche zylindrische,
ausgehöhlte Steinplastik (Basalt) und weist drei im
Hochrelief herausgearbeitete Gesichter auf drei Seiten
auf. Nach Dehio ist der Dreikopfstein vorrömisch –
und somit heidnisch bereits zur Zeit des im Land exis-
tierenden römischen antiken Christentums. Niederle
erkennt hingegen gerade in der Polycephalie eine Cha-
rakteristik der slawischen Gottheiten (auch wenn er
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55