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Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät - Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
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xxviii Einleitung Neben den genannten Ursachen dürfen die konfessionellen Wirren im Reich nicht unbeachtet bleiben: Von den Zeitgenossen wurde die Bildungsfeindlichkeit Luthers und seiner Anhänger oft für den Rückgang der Studenten verantwortlich gemacht149, doch dies kann nur schwer als direkte Auswirkung auf die Wiener Juristenfakultät angesehen werden. Nicht von der Hand zu weisen sind jedoch konfessionelle Motive bei der Wahl des Studienortes und eine allgemeine Verunsicherung über die Sinnhaftigkeit eines Uni- versitätsstudiums150. Grundsätzlich waren in dem Zeitraum auch andere (evangelische) Universitäten teils stark von ausbleibenden Studenten betroffen, auch hier können neben den konfessionellen Unruhen Kriege, Seuchen und Teuerungswellen bei den Nahrungs- mittel genannt werden151. Zuletzt ist auch die zunehmende Konkurrenz neu entstehen- der Universitäten nicht zu unterschätzen: Den Studenten im Reich bot sich im 15. und 16. Jahrhundert eine Vielzahl unterschiedlicher Studienorte152. Abschließend ein Blick auf die Dekane aus statistischer Sicht: In den hier betrachteten 232 Semestern scheinen 65 verschiedene Personen als Dekane auf, wobei 14 Semester ohne Eintrag blieben153. Die fehlenden Semester 1472 I und 1473 I etwa fallen in die bereits oben erwähnte Phase einer Pestepidemie. Für die mehrfachen Ausfälle zwischen 1528 und 1532 bzw. 1536 sowie zwischen 1542 und 1545 können die tiefe Krise der Universität und die damit einhergehenden fehlenden Universitätsbesucher verantwortlich gemacht werden, in einigen Jahren lag die Anzahl der Immatrikulationen und Promo- tionen sogar bei null. Zu beantworten bleibt noch die Frage, ob in diesen Semestern an der Universität überhaupt ein Betrieb stattfand. In dieser Hinsicht ist in der Hauptma- trikel zu den betreffenden Semestern ein Eintrag gemacht worden, an den anderen drei Fakultäten lassen sich in den Akten in ähnlicher Weise auch fehlende Semester finden, in manchen Fällen überschneiden sich diese auch mit der Juristenfakultät. Es ist möglicher- weise davon auszugehen, dass phasenweise kein Betrieb an den Fakultäten stattfand; dafür spricht auch, dass zeitweise kein Eintrag gemacht worden ist. Restlos lässt sich diese Frage aus heutiger Sicht jedoch nicht klären. Damit ergeben sich für den Gesamtzeitraum von 115 Jahren 218 Semester, in de- nen 65 Personen als Dekane tätig waren. Nicht selten wurde ein Jurist zwei Semester hintereinander als Dekan gewählt, eine längere Periode über mehrere Semester hinweg gab es jedoch nicht. Johannes Huber aus Freistadt und Johannes Kaltenmarkter aus Salz- burg hatten beide insgesamt zehn Mal das Amt des Dekans inne, Johannes Keckmann aus Haugsdorf und Ulrich Kaufmann aus Kempten jeweils neun Mal und Conrad aus Hallstadt154, Friedrich Herer aus Schwäbisch Gmünd, Johannes Gösl aus Wunsiedel und Ulrich Gebhart aus Wolfratshausen sieben Mal. Selten wird auch ein Vizedekan erwähnt, der temporär die Aufgaben des Dekans übernahm und die Universitätsbesucher in die Matrikel eintrug. Ob jedes Semester ein Stellvertreter gewählt wurde, aber nur in Ausnahmefällen in der Quelle genannt ist, lässt sich nicht sagen. Im Wintersemester 1482 wurde beispielsweise Johannes Kaltenmarkter 149 Immenhauser, Universitätsbesuch, 69; Heiss, Konfession, 13 f.; Mühlberger, Krisen, 270. 150 Immenhauser, Universitätsbesuch, 87. 151 Immenhauser, Universitätsbesuch, 76 f.; Mühlberger, Krisen, 271. 152 Mühlberger, Krisen, 271. Wien reagierte auf die ausbleibenden Studenten unter anderem mit einer Universitätsreform unter Ferdinand I. Dazu: Mühlberger, Finanzielle Aspekte, 124. 153 Eine Auflistung der Dekane findet sich als Anhang zur Einleitung unter Abschnitt 1.10 ‚Liste der De- kane‘. 154 Conrad von Hallstatt ist zudem sechs Mal im ersten Matrikelband als Dekan vermerkt. MFJ I, 65. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
Titel
Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Untertitel
Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis
Band
II:1442–1557
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20255-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
326

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung vii
    1. 1.1 Forschungsstand viii
    2. 1.2 Vorhaben und Ziele der Edition x
    3. 1.3 Die Quelle xi
    4. 1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse xii
    5. 1.5 Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xiv
    6. 1.6 Paläografische Analyse xvii
    7. 1.7 „Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxi
    8. 1.8 Statistische Auswertung xxv
      1. 1.8.1 Frequenz xxv
      2. 1.8.2 Graduierungen xxix
      3. 1.8.3 Artes-Studium als Voraussetzung? xxxi
      4. 1.8.4 Soziale Gliederung der Juristen in Wien xxxiii
        1. 1.8.4.1 Adelige Universitätsbesucher xxxiii
        2. 1.8.4.2 Klerus und pauperes xxxiv
      5. 1.8.5 Taxen xxxv
      6. 1.8.6 Regionale Herkunft der Universitätsbesucher xxxvi
    9. 1.9 Berufliche Wirkungsfelder der Juristen xxxviii
    10. 1.10 Liste der Dekane xlii
    11. 1.11 Kurzzitate und Siglen der Quellen und Literatur xlvii
    12. 1.12 Abkürzungen im Text und in den Registern xlviii
    13. 1.13 Grundsätze der Edition li
    14. 1.14 Vorbemerkung zu den Registern lii
    15. 1.15 Quellen und Literatur liii
      1. 1.15.1 Ungedruckte Quellen liii
      2. 1.15.2 Gedruckte Quellen liv
      3. 1.15.3 Literatur lv
  2. 2. Text der Matrikel 1442–1557 1
  3. 3. Register 119
    1. Register der Vornamen 119
    2. Register der Zu- und Ortsnamen 172
  4. Abstract 259
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