Seite - IV - in Vorlesungen über Thermodynamik
Bild der Seite - IV -
Text der Seite - IV -
Vorwort iv
sondern vor allen Dingen in prinzipiellen, hier nicht na¨her zu ero¨rternden
Schwierigkeiten bei der mechanischen Deutung der thermodynamischen
Hauptsa¨tze begru¨ndet sind.
Derartige spezielle Schwierigkeiten vermeidet eine zweite, namentlich
von Helmholtz ausgebildete, Methode der Thermodynamik, indem sie
sich auf die wichtigste Voraussetzung der mechanischen Wa¨rmetheorie
beschra¨nkt, daß Wa¨rme auf Bewegung beruht, dagegen auf ein Spezialisieren
der Vorstellungen von der Natur dieser Bewegungen zuna¨chst grundsa¨tzlich
verzichtet. Dieser Standpunkt ist sicherer als der vorige, er gewa¨hrt auch
die volle philosophische Befriedigung, die die mechanische Naturauffassung
u¨berhaupt liefert, aber der Halt, den er bietet, ist bis jetzt nicht breit
genug, um darauf eine Theorie im einzelnen aufzubauen. Alles, was man
von ihm ausgehend erreichen kann, ist die Besta¨tigung einiger allgemeiner
schon anderweitig direkt aus der Erfahrung abgeleiteter Gesetze.
Am fruchtbarsten hat sich bisher eine dritte Behandlung der
Thermodynamik erwiesen. Diese Methode unterscheidet sich von den beiden
zuerst besprochenen wesentlich dadurch, daß sie die mechanische Natur der
Wa¨rme nicht in den Vordergrund stellt, sondern, indem sie sich bestimmter
Annahmen u¨ber das Wesen der Wa¨rme ganz entha¨lt, statt dessen direkt
von einigen sehr allgemeinen Erfahrungstatsachen, hauptsa¨chlich von den
sogenannten beiden Hauptsa¨tzen der Wa¨rmelehre, ausgeht. Daraus ergeben
sich dann auf rein logischem Wege eine große Reihe neuer Sa¨tze der Physik
und Chemie, die sich weitgehender Anwendungen fa¨hig gezeigt und bis
jetzt u¨berall ausnahmslos bewa¨hrt haben.
Diese letzte Behandlungsart, welche im vorliegenden Werke ausschließlich
benutzt ist, entspricht wohl am besten dem heutigen Stande der Wissenschaft,
sie ist aber kaum als die abschließende zu betrachten, sondern wird
wahrscheinlich ku¨nftig einmal einer mechanischen oder vielleicht auch einer
elektromagnetischen Betrachtungsweise Platz machen mu¨ssen. Denn wenn
es auch eine Zeitlang Vorteil gewa¨hren mag, die einzelnen Wirkungen
der Natur: Wa¨rme, Bewegung, Elektrizita¨t usw. zuna¨chst als qualitativ
verschieden voneinander einzufu¨hren und die Frage nach ihrer etwaigen
Wesensgemeinschaftzuunterdru¨cken,sowirddochunserdurchdieEntdeckung
des Prinzips der Erhaltung der Energie so ma¨chtig gefo¨rdertes Streben nach
einer einheitlichen Naturanschauung, sei es auf mechanischer oder auf
anderer Grundlage, sich niemals auf die Dauer zuru¨ckhalten lassen; wu¨rde
doch schon heute ein Zuru¨cktreten von der Annahme der Wesensgleichheit
aller physikalischen Vorga¨nge gleichbedeutend sein mit dem Verzicht auf
das Versta¨ndnis einer Reihe bereits erkannter Gesetzma¨ßigkeiten zwischen
verschiedenen Gebieten der Natur. Dann werden selbstversta¨ndlich die hier
zurück zum
Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253