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Molekulargewicht 21
da
28 : 14 : 913 : 7 : 5 3
5 = 60 : 30 : 20 : 15 : 12.
§ 36. Die durch die letzte Zahlenreihe illustrierte Unbestimmtheit in
der Definition der fu¨r den Stickstoff charakteristischen Gewichtsgro¨ße wird
nun dadurch beseitigt, daß man aus ihr eine bestimmte Zahl herausgreift und
sie als Molekulargewicht des Stickstoffs bezeichnet. In der Definition
des Molekulargewichts als einer ganz bestimmten, nur von dem eigenen
Zustand einer Substanz abha¨ngigen, von etwaigen chemischen Umsetzungen
mit anderen Stoffen aber unabha¨ngigen Gro¨ße, liegt eine der wichtigsten und
fruchtbarsten Errungenschaften, welche die theoretische Chemie aufzuweisen
hat. Dieselbe la¨ßt sich allerdings bis jetzt nur fu¨r spezielle Fa¨lle exakt
aussprechen, na¨mlich fu¨r ideale Gase und fu¨r verdu¨nnte Lo¨sungen. Da
der letztere Fall sich, wie in der Folge gezeigt werden wird, mittels der
Thermodynamik als durch den ersten mitbestimmt darstellen la¨ßt, so haben
wir es hier nur mit jenem zu tun.
Die Definition des Molekulargewichts fu¨r ein chemisch homogenes
ideales Gas wird ermo¨glicht durch den weiteren Erfahrungssatz, daß die
idealen Gase sich nicht nur, wie u¨berhaupt alle Stoffe, nach einfachen
A¨quivalentzahlen, sondern auch, bei gleicher Temperatur und gleichem
Druck genommen, nach einfachen Volumenverha¨ltnissen verbinden (Gay
Lussac). Daraus folgt sogleich, daß die in gleichen Volumina verschiedener
Gase enthaltenen A¨quivalentzahlen in einfachen Verha¨ltnissen stehen. Die
Werte dieser Verha¨ltnisse schwanken aber, gema¨ß der beschriebenen Willku¨r
in der Wahl des A¨quivalentgewichts.
Diese Willku¨r wird nun beseitigt durch die Definition des Moleku-
largewichts. Setzt man na¨mlich diese Verha¨ltnisse allgemein = 1 : 1, d. h.
stellt man die Bedingung auf, daß die Zahlen der in gleichen Gasvolumina
enthaltenen A¨quivalente einander gleich sind, so trifft man damit eine
spezielle Auswahl unter den verschiedenen Mo¨glichkeiten, und erha¨lt so ein
bestimmtes A¨quivalentgewicht fu¨r jedes Gas, das nun als Molekulargewicht
des Gases bezeichnet wird, und ebenso fu¨r eine gegebene Gasmenge durch
Division des Gesamtgewichts durch das Molekulargewicht eine bestimmte
A¨quivalentzahl,welchedieAnzahl1 der inderGasmengeenthaltenenMoleku¨le
genannt wird. In gleichen Volumina besitzen also alle idealen Gase gleich viel
Moleku¨le (Avogadro). Daher werden in chemisch homogenen Gasen die
Verha¨ltnisse der Molekulargewichte direkt durch die in gleichen Volumina
1Dies braucht natu¨rlich keine ganze Zahl zu sein, da es sich hier nicht um die
wirklichen Moleku¨le im Sinne der atomistischen Theorie, sondern um die in willku¨rlicher
Einheit definierten gr-Moleku¨le oder ”Mole“ handelt.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253