Seite - 44 - in Vorlesungen über Thermodynamik
Bild der Seite - 44 -
Text der Seite - 44 -
Der erste Hauptsatz der Wa¨rmetheorie 44
nicht verschwindet und daher auch die innere Energie nicht konstant bleibt.
Na¨heres daru¨ber s. unten §158.
§ 71. Von besonderer theoretischer Wichtigkeit sind diejenigen thermo-
dynamischen Prozesse, welche, wie man sagt, unendlich langsam verlaufen
und daher aus lauter Gleichgewichtszusta¨nden bestehen. Wo¨rtlich genom-
men ist zwar diese Ausdrucksweise undeutlich, da ein Prozeß notwendig
Vera¨nderungen, also Sto¨rungen des Gleichgewichts zur Voraussetzung hat.
Aber man kann diese Sto¨rungen, wenn es nicht auf die Schnelligkeit, sondern
nur auf das Resultat der Vera¨nderungen ankommt, so klein nehmen wie man
irgend will, namentlich auch beliebig klein gegen die u¨brigen Gro¨ßen, welche
im Zustand des betrachteten Systems eine Rolle spielen. So kann man ein
Gas beliebig langsam um einen beliebig großen Bruchteil seines Volumens
komprimieren, indem man den a¨ußeren Druck in jedem Augenblick nur
um ein a¨ußerst Geringes gro¨ßer macht als den Druck des Gases, und man
begeht, wenn es sich um die Gro¨ße des a¨ußeren Druckes handelt, z.B. bei
Berechnung der zu einer bestimmten endlichen Kompression aufgewendeten
Arbeit, nur einen sehr kleinen Fehler, wenn man statt des a¨ußeren Druckes
den Druck des Gases setzt. Beim U¨bergang zur Grenze verschwindet auch
dieser kleine Fehler, d. h. bei
”
unendlich langsamer“ Kompression wird das
so gewonnene Resultat strenge richtig.
Das Gesagte gilt sowohl fu¨r eine Kompression bei konstantem, als
auch fu¨r eine solche bei vera¨nderlichem Druck. Im letzteren Falle muß
man dem a¨ußeren Druck, etwa durch Hinzufu¨gung oder Fortnahme kleiner
Gewichtsstu¨cke, in jedem Augenblick gerade die erforderliche Gro¨ße erteilen.
Dies kann durch manuelle Eingriffe (Beiseiteschieben der Gewichtsstu¨cke in
horizontaler Richtung) oder durch eine besondere Regulierungsvorrichtung
geschehen, welche nur auslo¨send wirkt und daher ohne Arbeitsleistung
funktioniert.
§ 72. Ebenso wie bei der a¨ußeren Arbeit ist es mit der Zuleitung oder
Ableitung von Wa¨rme. Wenn es sich nur um den Betrag der Wa¨rmemenge
handelt, welche das System aus der Umgebung empfangen oder dahin
abgegeben hat, ohne daß dabei die Zeit eine Rolle spielt, so genu¨gt es,
die Temperatur der verwendeten Wa¨rmequelle um einen beliebig kleinen
Wert gro¨ßer oder kleiner als die Temperatur des Systems anzunehmen, je
nachdem die Wa¨rme zu- oder abgeleitet werden soll. Dieser kleine U¨berschuß
bestimmt lediglich die Richtung des Prozesses, seine Gro¨ße kommt aber nicht
in Betracht gegen die ganze durch den Prozeß schließlich herbeigefu¨hrte
Vera¨nderung des Systems. Daher spricht man, wie von der Kompression
eines Gases durch einen a¨ußeren Druck, der dem Druck des Gases gleich
ist, so auch von dem Wa¨rmeu¨bergang von einem Ko¨rper zu einem anderen
zurück zum
Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253