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Anwendungen auf nichthomogene Systeme 63
spezielle Modifikation der Substanz hinzuzufu¨gen. Das kann jedesmal in
besonderer Weise geschehen.
Mit diesen Symbolen la¨ßt sich nun wie mit bestimmten Gro¨ßen rechnen,
und dadurch manche Betrachtung wesentlich abku¨rzen, die sonst nur durch
mehr oder minder verwickelte U¨berlegungen durchzufu¨hren wa¨re. Vgl. hierzu
die Beispiele weiter unten.
§ 96. Zur Bezeichnung der Energie einer Lo¨sung oder Mischung
mehrerer Verbindungen kann man die Formeln fu¨r die Molekulargewichte
mit den entsprechenden Moleku¨lzahlen direkt nebeneinander schreiben. So
bedeutet:
(H2SO4)+5(H2O)−(H2SO4 ·5H2O) = 13100 cal,
daß beim Auflo¨sen eines Moleku¨ls Schwefelsa¨urehydrat in 5 Moleku¨len
Wasser die Wa¨rme 13100 cal frei wird. A¨hnlich gibt die Gleichung:
(H2SO4)+10(H2O)−(H2SO4 ·10H2O) =15100 cal
die Wa¨rmeto¨nung beim Auflo¨sen in 10 Moleku¨len Wasser. Durch Subtraktion
der beiden Gleichungen erha¨lt man daraus:
(H2SO4 ·5H2O)+5(H2O)−(H2SO4 ·10H2O) = 2000 cal,
d.h. die Verdu¨nnung einer Lo¨sung von 1 Moleku¨l Schwefelsa¨urehydrat
in 5 Moleku¨len Wasser mit weiteren 5 Moleku¨len Wasser ergibt eine
Wa¨rmeto¨nung von 2000 cal.
§ 97. Erfahrungsgema¨ß ruft bei sehr verdu¨nnten Lo¨sungen eine weitere
Verdu¨nnung keine merkliche Wa¨rmeto¨nung mehr hervor. Daher ist es zur
Bezeichnung der Energie einer sehr verdu¨nnten Lo¨sung ha¨ufig gar nicht
no¨tig, die Zahl der Moleku¨le des Lo¨sungsmittels besonders anzugeben, und
man schreibt kurz:
(H2SO4)+(aq)−(H2SO4aq) = 17900 cal,
um die Wa¨rmeto¨nung auszudru¨cken, welche bei unendlicher Verdu¨nnung
eines Moleku¨ls Schwefelsa¨urehydrat mit Wasser auftritt. Hierbei bedeutet
das Zeichen aq jede beliebige Wassermenge, die zur praktischen Herstellung
einer unendlich verdu¨nnten Lo¨sung genu¨gt.
§ 98. Das kalorische A¨quivalent der a¨ußeren Arbeit A (§93) ist bei
chemischen Prozessen, in denen nur feste und flu¨ssige Ko¨rper vorkommen,
wegen der geringen Volumvera¨nderungen gegen die Wa¨rmeto¨nung in der
Regel zu vernachla¨ssigen. Dann ergibt also die Wa¨rmeto¨nung allein die
Energiea¨nderung des Systems:
U2−U1 =Q
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253